Bingen: Mitgliederversammlung des LSB mit 400 Delegierten

„Schuldenbremse darf kein Totschlagargument sein“

Gern gesehener Gast: DOSB-Präsident Alfons Hörmann wird nach seiner engagierten Rede von LSB-Präsidentin Karin Augustin verabschiedet (Foto: LSB)
Gern gesehener Gast: DOSB-Präsident Alfons Hörmann wird nach seiner engagierten Rede von LSB-Präsidentin Karin Augustin verabschiedet (Foto: LSB)

Bingen – Die mangelhafte Finanzausstattung des Sports stand im Mittelpunkt bei der Mitgliederversammlung des Landessportbundes (LSB) in Bingen, wo der Polizeibeamte Jochen Borchert (Vallendar) als Nachfolger des Pfälzers Werner Schröter zum neuen Vizepräsidenten Leistungssport gewählt wurde. LSB-Präsidentin Karin Augustin richtete einen eindringlichen Appell an die Politik.

„Finden Sie mit uns gemeinsam Wege, die notwendigen Finanzen bereit zu stellen und die Unterfinanzierung des Sports zu beseitigen“,

sagte die 59 Jahre als Mainzerin, die den LSB seit 2008 mit ruhiger Hand führt.

„Eine zunehmende finanzielle Unterstützung sehen wir insbesondere auch als Zeichen der Wertschätzung für unseren Sport.“

In den Augen von Sportminister Roger Lewentz sind „die Diskussionen immer gleich – gibt das Land genug oder müssen wir mehr tun“. Er kenne diese Diskussionen.

„Auch die neue Landesregierung geht davon aus, dass wir gute Partner unseres Sports sein werden“,

stellte Lewentz klar. Eine angemessene Förderung des Sports sei auch „unter den Rahmenbedingungen der Schuldenbremse nicht nur wichtig, sondern auch notwendig“. Allerdings müsse man bedenken, dass es spätestens 2020 eine Null-Schulden-Situation geben solle für neue Schulden und dann die Alt-Schulden abgebaut werden sollten.

„Ich muss überall Jahr für Jahr die Ansätze kürzen und wir haben vereinbart, wir wollen den Sport geradeaus fahren und das auch beibehalten. Man hat manchmal den Eindruck in Diskussionen, das Land Rheinland-Pfalz würde eher weniger geben für den Sport“,

sagte Lewentz. Dabei könne sich das Geld, das man beispielsweise in die Sportinfrastruktur investiere, „mehr als sehen lassen“. In Zeiten der Schuldenbremse sei es „keineswegs selbstverständlich, dass wir in allen Bereichen kürzen – nur beim Sport nicht“.

Volle Rückendeckung erhielt der Landessportbund von Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

„Die Schuldenbremse macht sicherlich viel politischen Sinn“,

urteilte Hörmann. Aus seiner Sicht jedoch sei dieses „so charmante Wort auch vielerorts ein Stück weit Alibi“ und Totschlagargument – was natürlich nicht sein dürfe. Die Delegierten im Rheintal Kongress Zentrum spendeten dem höchsten Repräsentanten des deutschen Sports für diese Worte lauten Beifall. Mit Blick auch auf Lewentz und das Land gab Hörmann zu bedenken:

„Die Probleme, die wir über die sozialen Tankstellen in den Vereinen und über die Familien nicht lösen, kommen bei Ihnen in einer ganz anderen Dimension an. Und die Kosten haben Sie dann zu bezahlen – egal ob Schuldenbremse oder nicht.“

Fakt sei: Dass was man sinnvoll und logisch an den richtigen Stellen investiere, könne an anderer Stelle jede Menge an Kosteneinsparungen und politischen Nutzen bringen. Wie der Allgäuer legte auch Karin Augustin dar, dass die Investition in den Sport ganz klar eine Investition in die Zukunft sei.

Die Realität indes sieht laut Ulrich Kroeker, LSB-Vizepräsident Finanzen, so aus, dass dringend notwendige Gelder seit 2010 eingefroren worden seien.

„Der Sport wird in der Mitwirkung und der Gestaltungsautonomie bei der sportpolitischen Willensbildung abgehängt“,

konstatierte Kroeker, der zudem eine immer größere Bürokratie anprangerte. Wörtlich sprach der erfahrene Finanzfachmann von einem „weiter erhöhten Verwaltungsaufwand auf der Ebene der Vereine – dabei hatten wir eigentlich einen Vereinfachungsvorschlag gemacht“. Dieser für seinen Geschmack „eigentlich sehr praktikable Vorschlag“ sei „leider nicht akzeptiert worden“.