Nibelungen-Festspiele Worms ab 2015: Neue Intendanz unter Nico Hofmann und Thomas Schadt

Die Intendanz der Nibelungen-Festspiele vor dem Wormser Kaiserdom ab 2015 steht fest: Filmproduzent Nico Hofmann wird zukünftiger Intendant, Regisseur und Geschäftsführer der Filmakademie Baden-Württemberg Thomas Schadt wird Künstlerischer Leiter. Das Stück wird nach der literarischen Vorlage des Nibelungenlieds von dem vielfach ausgezeichneten Schriftsteller und Theaterautor Albert Ostermaier erarbeitet.

Worms wird zur Stätte von qualitativ hochwertigen Uraufführungen, die das Nibelungenthema von einer neuen Seite beleuchten und vertiefen. Die verschiedenen Genres werden dabei offener eingesetzt als bisher. So sind erweiterte filmische Elemente genauso denkbar wie die Hinwendung zum Tanz- oder Musiktheater. Die Intendanz setzt dabei auf Neubearbeitungen des Nibelungenstoffes durch Autorenaufträge und wechselnde Regisseure, auf eine immer wieder neue Aneignung und Weiterentwicklung des Stoffes.

Thematisch soll ein jeweils klar definierter Aspekt im Zentrum der Hauptinszenierung stehen, an den sich das kulturelle Rahmenprogramm stärker als bisher anpassen wird. Dies kann ein inhaltlicher Aspekt oder eine bestimmte Person der Nibelungensage sein oder auch der gesellschaftliche oder kreative Umgang mit dem Nibelungenthema zu einer bestimmten Zeit. Auch Themen der Region gegenüber zeigt sich die Intendanz aufgeschlossen, so wäre beispielsweise ein regionaler Bezug zu Rheinhessen 2016 möglich. Beide Programmebenen werden einen zusammenhängenden Diskurs bilden und dem Publikum neue Interpretationsmöglichkeiten und Sichtweisen eröffnen. Hochkarätige Ensembles werden die Inszenierungen begleiten. Thomas Schadt betont: „Unser Konzept, jedes Jahr mit einer eigens für Worms geschriebenen und inszenierten Uraufführung diese Auseinandersetzung anzureichern und zu beleben, erscheint mir dabei der geeignete Weg, Worms selbst zum zentralen Ort dieses Diskurses zu machen. Beraten lassen wir uns vom bekannten Regisseur und Intendanten Frank Baumbauer sowie von Hans-Jürgen Drescher, der in Ludwigsburg die Schauspielausbildung leitet.“

Die neue Intendanz steht in der inhaltlichen Ausrichtung der Nibelungen-Festspiele in enger Abstimmung mit den dafür zuständigen Ansprechpartnern in Worms. Nico Hofmann freut sich mit Thomas Schadt als Künstlerischem Leiter in seine Heimatregion zurückzukehren und in Worms neue Ziele zu setzen: „Als Mannheimer bin ich Kind der Region und freue mich nicht nur zu meinen regionalen Wurzeln zurückzukehren, sondern auch zu meinen beruflichen. Meine Anfänge als Filmemacher sind ans Theater gebunden und die Liebe zum Theater ist seither geblieben. Das Nibelungenlied und die Wormser Bühne bieten einen besonderen Reiz – zusammen mit Thomas Schadt freue ich mich auf die zukünftigen Herausforderungen.“

Das Führungsduo betont, dass das jeweilige Rahmenprogramm der Festspiele stark durch Nachwuchsarbeiten und Nachwuchsförderung geprägt sein wird. Thomas Schadt sagt dazu: „Sollen uns doch die jungen Talente mit ihrem Mut und ihrer Phantasie neue Wege weisen, offen und vorurteilsfrei mit dem Urstoff deutscher Befindlichkeiten umzugehen.“ Unter anderem soll ein jährlicher Nachwuchswettbewerb für junge Autoren ausgeschrieben und präsentiert werden. Darüber hinaus ist geplant, dass jährlich eine Nachwuchsinszenierung, die in Zusammenarbeit mit jeweils einer namhaften deutschen Theaterakademie oder Schauspielschule entsteht, zur Aufführung kommt. Hofmann hebt hervor: „Die enge Verbindung zur Schauspielschule der Filmakademie in Ludwigsburg ist mir ein großes Anliegen im Jahr 2015 und ist nicht nur durch meinen Partner Thomas Schadt gegeben.“ Auch Kooperationen mit anderen relevanten Akademien hält die Intendanz für möglich. Dazu sind Lesungen mit namhaften Schauspielern und Schauspielerinnen, inhaltlich relevante Workshops und Vorträge geplant.

Mit Albert Ostermaier wurde ein Autor gefunden, der in der Hauptinszenierung 2015 auf die Ursprünge der Nibelungensage setzt: „Das Nibelungenlied ist eine der gewaltigsten und gewalttätigsten Erzählungen der Weltliteratur. Es ist das Leid und das Lied, das in allem Deutschen wohnt, nachklingt, leitmotivisch unsere Ängste, Sehnsüchte, Fieberträume, Utopien singt. Das Nibelungenlied ist wie ein Urtext, den wir durch unsere Gegenwart immer wieder neu vergegenwärtigen müssen. Ich denke, wir müssen uns das Nibelungenlied neu aneignen, es in seiner Widersprüchlichkeit und seinen Widersprüchen aufblühen lassen“. Für Ostermaiers freie Adaption des Urstoffes wird ein geeigneter Regisseur gefunden, um das Team für 2015 zu komplementieren.

Oberbürgermeister Michael Kissel betont den Wert der neuen Intendanz für die Stadt Worms und die Region: „Die Nibelungen-Festspiele haben das Bild der Stadt Worms in den letzten Jahren in der bundesweiten Öffentlichkeit positiv verändert. Als Zugpferd einer breit angelegten Kulturpolitik haben sie geholfen, das örtliche Brauchtum zu befruchten, die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt zu stärken, schlicht Bürgerstolz zu erzeugen. Das Weltdokumentenerbe Nibelungenlied ist der eigentliche Nibelungenschatz, ein Erbe, dessen Pflege nicht nur hier in Worms sondern auch von Nico Hofmann und Thomas Schadt als kulturpolitische Aufgabe verstanden wird. Wir sind stolz, dass wir ein solch hochkarätiges Team verpflichten konnten und freuen uns auf spektakuläre Inszenierungen in den kommenden Jahren!“

„Die Nibelungen-Festspiele in Worms sind weit über unsere Landesgrenzen hinaus zu einem viel beachteten Markenzeichen geworden. Viele Akteure, darunter auch die Landesregierung, tragen zum Gelingen bei und sorgen dafür, dass mit den Festspielen unser kulturelles Erbe gepflegt und für die Gegenwart erfahrbar wird. Dieter Wedel hat daran großen Anteil und jedes Jahr aufs Neue eindrucksvolle Festspiele geschaffen. Dafür möchte ich ihm herzlich danken“, so Kultusministerin Doris Ahnen. Sie fügt hinzu: „Aber auch etablierte Festivals wie die Nibelungen-Festspiele stehen vor der Herausforderung, sich immer wieder neu beweisen und fortentwickeln zu müssen. Ich bin sicher, dass Nico Hofmann und Thomas Schadt in diesem Sinne bereits viele neue Ideen einbringen und uns, die Zuschauerinnen und Zuschauer, überraschen werden. Dem neuen Führungsduo wünsche ich für die Zukunft alles Gute.“