Rheinland-Pfalz und Bremen fordern Bundesmittel für Hilfen zur Erziehung

Die Hilfen zur Erziehung sind nach den Kindertagesstätten der zweite große Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Rund 7,5 Milliarden Euro entfielen im Jahr 2010 bundesweit auf die Hilfen zur Erziehung – fast eine Million junger Menschen und ihre Familien finden Unterstützung durch die Hilfen zur Erziehung.

Darunter fallen Erziehungsberatung, Soziale Gruppenarbeit, Erziehungsbeistand, Betreuungshelfer, Sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehung in einer Tagesgruppe, Vollzeitpflege, Heimerziehung, betreute Wohnformen oder intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung im Ausland.

Das sind fast 64% mehr junge Menschen als 1995. Dies nehmen die rheinland-pfälzische Familienministerin Irene Alt und Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann zum Anlass für einen fachpolitischen Dialog in der Landesvertretung der Freien Hansestadt Bremen in Berlin.

Alt und Stahmann: „Hilfen zur Erziehung leisten einen wesentlichen Beitrag zur Chancengerechtigkeit, indem sie gerade Kinder, Jugendliche und Familien in prekären Lebenslagen unterstützen und fördern. Es ist daher falsch, Hilfen zur Erziehung in erster Linie unter Kostengesichtspunkten zu diskutieren, wie dies allgemein üblich ist.“ Nach Auffassung beider Ministerinnen ist selbstverständlich die Familie weiterhin der zentrale Ort für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Allerdings sei eine enge Verschränkung zwischen öffentlicher und privater Verantwortung notwendig. Beide Ministerinnen betonen: „Hilfen zur Erziehung sind für viele Kinder und Jugendliche oftmals die letzte Chance, ihr Leben so zu gestalten, dass sie in Ausbildung, Beruf und Familie finden.

Deshalb darf der individuelle Rechtsanspruch auf Hilfen zur Erziehung nicht in Frage gestellt werden.“

Eine Ursache für eine steigende Zahl von Hilfen zur Erziehung seien die bundesweiten Kinderschutzdebatten, die zu mehr Aufmerksamkeit geführt hätten. Alt und Stahmann: „Wer den Schutz von Kindern will, muss auch entsprechende Hilfen für Familien bereithalten.“ Allerdings sei auch zur Kenntnis zu nehmen, dass die Hilfen zur Erziehung zu einem erheblichen Kostenfaktor in Kommunalhaushalten geworden seien.

Die stetig wachsende Zahl von Hilfeberechtigten hebe die gesamtgesellschaftliche Aufgabe hervor. „Das können die Kommunen angesichts von Nothaushalten und Auflagen durch die Schuldenbremse nicht mehr alleine stemmen. Hier muss sich der Bund dauerhaft und zuverlässig finanziell engagieren“, fordern Ministerin Alt und Senatorin Stahmann.