Regionalgespräch mit Amazon – Arbeitssuchende in der Region haben Vorrang

Amazon ist mittlerweile in vielen Standorten und Ländern präsent

Mit seinem neuen Standort in Koblenz hat der Internetversandhändler Amazon bereits mehr als 1.600 Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Damit bei der geplanten Weiterentwicklung des Unternehmens weiterhin vorrangig Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz gewonnen werden, haben sich in dieser Woche erstmals alle beteiligten Akteure zu einem gemeinsamen Gespräch in Koblenz getroffen.

Auf Einladung des rheinland-pfälzischen Arbeitsstaatssekretärs David Langner suchten Oberbürgermeister Professor Dr. Joachim Hofmann-Göttig, die Agentur für Arbeit, die Geschäftsführung der Jobcenter sowie die Leiter der Wirtschaftsförderungen der Stadt Koblenz und des Landkreises Mayen-Koblenz, die Gewerkschaft ver.di, die Industrie- und Handelskammer und die Manager von Amazon nach Lösungen, den Standort regionalgebunden und mit fairen und guten Arbeitsbedingungen fortzuentwickeln.

„Die hohe Beteiligung und die konstruktive und gute Atmosphäre während des Gesprächs haben gezeigt, dass alle Beteiligten ein großes Interesse daran haben, ihre Zusammenarbeit zu vertiefen“, sagte Staatssekretär Langner. Er freue sich, dass Amazon vor allem Arbeitsplätze für Geringqualifizierte anbiete, die vielen Langzeiterwerbslosen einen Weg in den Arbeitsmarkt eröffnen. Oberbürgermeister Hofmann-Göttig wies auf die positive Entwicklung des Logistikstandortes hin und bestärkte Amazon, sich als Arbeitgeber durch arbeitnehmerfreundliche Bedingungen und faire Löhne auch für Arbeitssuchende aus dem Umland attraktiv zu präsentieren.

Ulrike Mohrs, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, betonte die gute Zusammenarbeit mit Amazon. Bisher sei es nicht nötig gewesen, Leiharbeiter unter schwierigen Bedingungen aus dem Ausland anzuwerben. Auch für den weiteren Ausbau des Standortes sieht sie die realistische Chance, den Bedarf mit heimischen Arbeitskräften decken zu können. Die gute Vernetzung der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter im nördlichen Rheinland-Pfalz müsse genutzt werden, um auch Arbeitssuchende aus den umliegenden Landkreisen zu rekrutieren. Interessierte können sich an die jeweilige Agentur für Arbeit beziehungsweise die Jobcenter wenden. Die Wirtschaftsförderungen der Stadt und des Landkreises wiesen darauf hin, dass hierzu eine weitere Optimierung der ÖPNV-Anbindung des Zweckverbandgebietes und ergänzende Angebote für die saisonalen Beschäftigungsspitzen nötig seien. Hierfür sicherten sie ihre Unterstützung zu.

Amazon-Standortleiter Gregory Bryan versicherte, dass sein Unternehmen die Anregungen seiner Belegschaft sehr ernst nehme und von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angeregte Verbesserungen geprüft und umgesetzt werden. So sei eine Klimaanlage in Betrieb genommen und eine Dezentralisierung der Pausenräume in Planung. Bryan unterstrich, dass das Unternehmen ein guter Arbeitgeber sei und es ihm wichtig sei, dass es als solcher sowohl von der Bevölkerung als auch von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wahrgenommen werde. Von daher setze man auf einen kontinuierlichen Dialog mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Marion Paul, Bezirksgeschäftsführerin von ver.di in Koblenz, setzte sich vor allem für die Entfristung der Verträge ein. Sie begrüßte die Zusage von Amazon, langfristig eine Quote unbefristeter Arbeitsverhältnisse von 80 Prozent erreichen zu wollen. Zudem freue sie sich, dass in wenigen Wochen unabhängige Betriebsratswahlen durchgeführt werden. Ver.di hatte dies seit Inbetriebnahme des Amazon-Standortes gefordert. Mit dem Betriebsrat erhielten die Beschäftigten endlich eine legitimierte Interessenvertretung. Paul mahnte aber auch weitere Schritte, wie den Abschluss eines Tarifvertrags, an. Hier könnten Entlohnung und Arbeitsbedingungen sozial gerecht vereinbart werden.

Staatssekretär Langner hatte sich gemeinsam mit Minister Alexander Schweitzer zu Beginn des Jahres ein Bild von der Situation am Standort Koblenz gemacht. Dabei wurde deutlich, dass sich die Kritik, die über andere Amazon-Standorte geäußert werde, nicht pauschal auf Koblenz übertragen lasse. „Die Landesregierung wird weiterhin die Entwicklung von Unternehmen konstruktiv begleiten und erwartet im Falle von Amazon von der Unternehmensführung, dass gute und sichere Arbeitsbedingungen verfolgt werden“, stellte Langner abschließend klar. „Das Gespräch hat wieder einmal gezeigt, dass wir in Rheinland-Pfalz den konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten suchen und damit viel Gutes erreichen können."