Aus dem Frühbeet auf den Acker – Lorsch hat wieder ein Tabakfeld

Die Saat ist aufgegangen: Aus dem Frühbeet werden die stärksten Pflanzen einzeln herausgenommen - Lorscher beim Tabakanbau

Mit Spannung hatten sie den Moment erwartet: Etwa 20 der insgesamt 30 Lorscher Tabakpflanzerinnen und –pflanzer kamen am Pfingstsamstag, um auszupflanzen, was sie acht Wochen zuvor ausgesät hatten: Tabak. Ein Projekt, das – initiiert vom Lorscher Kulturamt – an eine dreihundertjährige Tradition anknüpft, den Tabakanbau in Lorsch.

Und tatsächlich waren die Pflanzen gewachsen, trotz Kälte, Regen und wenig Sonnenstrahlen im Frühling 2013. Gut beschützt im Garten der Familie Schumacher. Denn kenntnisreich hatten sie die Glasscheiben über dem Frühbeet nächtens schon mal mit Wolldecken und Strohmatten abgedeckt. „Wenn es unter drei Grad kalt ist, wächst der Tabak nicht mehr“, weiß Thomas Schumacher, der jüngere im Gespann der beiden Projektleiter. Und was er weiß, lernte er vom Großvater und vom Vater.

Unter den freiwilligen Tabakpflanzerinnen und -pflanzern sind etliche, die genau wissen, was sie zu tun haben. Denn als Kinder waren sie als Pflanz- und Erntehelfer im Einsatz. Andere in der Gruppe sind so neu in Lorsch, dass sie Mühe haben, den Dialekt der Alteingesessenen zu verstehen. Aber sie interessieren sich für die Geschichte und die Kultur ihrer selbstgewählten Heimat.

Auf dem Feld an der Tabakscheune sind sowieso alle gleich. Und die Sonne gibt auch gleich eine kleine Kostprobe davon, was die Lorscher Tabakpflanzer in den kommenden Monaten auf ihrem Feld erwartet: Bücken,schleppen, schwitzen, Unkraut hacken, den Unbilden des Wetters auf dem freien Feld ausgeliefert sein und weitermachen müssen, wenn man eigentlich genug hat.

Gut dreitausend Pflänzchen haben sie gesetzt, teilweise sachkundig, teilweise lernbegierig, doch immer liebevoll.

Motivierend war dabei auch, dass das Projekt auf Anhieb begeisterte Unterstützung fanden: Die Volksbank Südhessen Darmstadt eG verband sich so spontan wie überzeugt damit. Der Regionalmarktleiter für den Bereich Bergstraße, Michael Schweitzer, überreichte jedem der ehrenamtlichen Tabakpflanzer 2013 eine eigene Hacke. „ Hier scheint nicht nur der genossenschaftliche Gedanke der Gemeinsamkeit auf“, so Schweitzer.“ Auch, dass Sie eine jahrhundertlange, auch wirtschaftlich prägende Tradition durch Ihren Einsatz wieder in Erinnerung rufen, möchten wir unterstützen und begleiten.“

Der Regionalmarktleiter der Volksbank Südhessen Darmstadt eG Michael Schweitzer (li.) überreicht den Tabakpflanzern die neuen Hacken. Auch Bürgermeister Schönung (re.) ist von dem Projekt begeistert.Auch der Lorscher Bürgermeister Christian Schönung war zum Feld an der Tabakscheune gekommen. Ihn freute unter anderem, dass das Projekt generationenübergreifend gezündet hat. „Dass Sie sich hier alle mit so viel Einsatz und Begeisterung der Geschichte unserer Stadt widmen, finde ich großartig“, dankte er den Beteiligten.

Danach ging’s zur Sache. Und nach einer Stärkung mit dem obligatorischen „Lewwerworschdebrood“ wurde die zweite Hälfte des Feldes in Angriff genommen. Frohgemut zogen schließlich alle von dannen. Bis nächsten Samstag: Dann geht’s ans Hacken…