Sammlung zu Speyerer Entnazifizierungsverfahren an das Stadtarchiv abgegeben

Karl Fücks und Archivarin Katrin Hopstock beim Begutachten der Kartei

Das Stadtarchiv hat gestern einen wertvollen Neuzugang erfahren: Eine in den Jahren 1945 bis 1947 angelegte umfangreiche Kartei gibt Auskunft über die Verfahren der Spruchkammer in Speyer, die wie andernorts in den westlichen Besatzungszonen nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der Entnazifizierung eingerichtet wurden.

Karl Fücks aus Edesheim hat dem Stadtarchiv weit mehr als tausend Karteikarten übergeben, die vermutlich nach Abschluss der Verfahren von früheren Beisitzern mitgenommen worden waren.

„Dieser Neuzugang stellt, obwohl äußerlich unscheinbar, eine wichtige Arbeitsgrundlage für die Erforschung der Entnazifizierung in Speyer nach 1945 dar“, unterstreicht Archivarin Katrin Hopstock.  

Die Spruchkammern wurden von deutschen Laienrichtern geleitet und fällten seit 1946 Urteile. Die Beschuldigten hatten in den Verfahren die Schuldvermutung z.B. bei einer Mitgliedschaft, einem Amt in der NSDAP und anderen Parteiorganisationen zu entkräften.

Mehr als die Hälfte der Urteile der Spruchkammern endeten mit einem Quasi-Freispruch als „Mitläufer“, nur wenige Personen wurden als „Hauptschuldige“ oder „Belastete“ eingestuft und dann zu Lagerhaft verurteilt.