Kirchenpräsident zu Perspektiven im ökumenischen Dialog

Bevor die Kirchen sich nicht wechselseitig als Kirchen anerkennen, kann es nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad keine wirksamen ökumenischen Fortschritte geben. Ohne theologische Klärung bleibe der Blick in die Zukunft diffus, sagte Schad anlässlich einer Podiumsveranstaltung in der christlichen Kneipe „Kreuz & Quer“ in Landau.

Schad, der auch Mitglied im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen ist, diskutierte mit Professor Wolfgang Pauly, Akademischer Mitarbeiter am Institut für Katholische Theologie der Universität Koblenz-Landau, zum Thema „Was uns eint – was uns trennt. Perspektiven im ökumenischen Dialog“.

Schad forderte in seinem Statement einen ehrlichen Umgang mit den Unterschieden der konfessionellen Standpunkte. „Wie können wir sie so vortragen, dass das Glaubens- und Kirchenverständnis des ökumenischen Partners nicht verzeichnet wird, sondern wir bereit sind, auch das, was an Anfragen an die eigene Adresse in ihnen steckt, ernst zu nehmen? Geht das: zur eigenen Kenntlichkeit, zum eigenen Profil zu stehen, ohne die Anderen bloß als Abgrenzungsfolie zu benutzen?“ Schad appellierte an die Bereitschaft, das Unvertraute und Fremde am Anderen kennen und achten zu lernen, um es konstruktiv auf das Eigene zu beziehen. „Ökumene ist ein Mehrungsprozess. Wir haben uns als Christen nichts wegzunehmen, sondern etwas zu geben“, sagte der Kirchenpräsident.

Gleichwohl setze echter Dialog das Verwurzeltsein in der eigenen Tradition voraus. „Nichts wäre schlimmer, als die Einheit erzwingen zu wollen. Wir wollen und dürfen sie aber auch nicht schuldhaft verhindern.“ Schad nannte beispielhaft die „beherzte Fortsetzung der Zusammenarbeit in Diakonie und Caritas“ angesichts veränderter Rahmenbedingungen. Er plädiere für die „Umkehrung der Beweislast“, sagte Schad. „Begründet werden sollte, wenn eine ökumenische Zusammenarbeit unterbleibt, nicht, wenn sie stattfindet.“

Die Veranstaltung nahm Bezug auf den Aufruf „Ökumene jetzt!“, mit dem kürzlich prominente Persönlichkeiten von den beiden Großkirchen deutliche Schritte aufeinander zu gefordert haben. Der Aufruf brachte dazu zwei Erinnerungsdaten miteinander in Verbindung: das Zweite Vatikanische Konzil, dessen Eröffnung sich am 11. Oktober 2012 zum 50. Mal jährte, sowie die Reformationsdekade, die auf 500 Jahre Reformation im Jahr 2017 hinweist.