Aus Privatgärten ins Weihnachtszentrum: Bürgermeister dankt den Spendern

img-124158-Tanne Marktplatz.jpg

„Als er noch klein war“, sagte Frau Röske, „habe ich ihn mit dem Fahrrad nach Hause gebracht.“ Und blickte liebevoll an dem heute acht Meter hohen Tannenbaum hoch. Das ging nun nicht mehr: Letzte Woche brauchte es einen 7,5-Tonner und schlussendlich noch eine Säge, damit das gute Stück überhaupt an Ort und Stelle kam.

Damit endet die Karriere des Baumes, wie sie begann: als Weihnachtsbaum. Nur jetzt: ohne Wurzeln. Denn das Ehepaar aus der Biengartenstraße hat ihr Prachtstück, einst als weihnachtliche Zierde in den häuslichen Garten gepflanzt, jetzt der Stadt als Weihnachtsbaum gestiftet. Damit sind sie eine von zwei Spenderfamilien, die der Stadt viel Geld sparten und für ihre vielgeliebten, langjährigen Hausgenossen einen äußerst ehrenhaften letzten Verwendungszweck fanden: als weihnachtlich geschmückte Tannenbäume in Lorschs Stadtmitte, direkt neben der Torhalle und auf dem Marktplatz.

Am Lorscher Weihnachtsmarkt bedankte sich Bürgermeister Christian Schönung bei den freigiebigen Spendern. Er war – nicht nur aus Kostengründen – offensichtlich glücklich und stolz, dass die grünen Prachtexemplare „echte Lorscher Gewächse“ sind.

Auch im Falle des zweiten gestifteten Baumes, der Tanne, die bis Weihnachten neben dem Tabakbrunnen steht, war der grüne Riese der Besitzerfamilie im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf gewachsen. „Bei uns hatte der Sturm schon zwei Flachwurzler umgelegt“, so Martin Stenner, aus dessen Garten das Exemplar vor dem Rathaus stammt. Kaum zu glauben, dass der Baum überhaupt in einen Privatgarten gepasst hat: „Mit vierzehn Metern Umfang hat der Baum schon das Grundstück bestimmt“, sagte seine Frau Hiltrud.

„Aber er war eben unser Familienbaum. Kein Fest, an dem nicht vor unserer stattlichen Tanne das obligatorische Familienfoto gemacht wurde.“ Über fünfunddreißig Jahre lang stand das rundum perfekt ausgebildete Prachtexemplar in der Mandelbaumstraße.

Bürgermeister Schönung freute sich darüber, dass die Bürgerinnen und Bürger so für ihre Stadt denken und sich auch auf diese eher ungewöhnliche Art am öffentlichen Geschehen beteiligen. Stilvoll mit Glühwein stieß er mit den edlen Spenderinnen und Spendern auf dem Weihnachtsmarkt am Sonntag an. Und bedankte sich mit der „blaue Weihnachtswundertasse“, einer limitierten weihnachtlichen Edition, die bei KAHLA Porzellan Thüringen für Lorsch hergestellt wurde. Mit Hinblick auf die angestrebte Veränderung des Weihnachtsmarktes, das „blaue Weihnachtswunder Lorsch“ (wir berichteten), aber auch, was etwa das Jubiläumsjahr 2014 betrifft und die großen Kloster-Umbauten sagte er: „Wenn sich alle Bürgerinnen und Bürger so mit ihrer Stadt identifizieren, wie Sie, habe ich keine Sorge, dass wir schaffen, was vor uns liegt und dessen Bewältigung anderenorts wohl an ein Wunder grenzt!“