Herz und Gemüt der Integration in Weinheim: Maria Guerrero Gallego

Maria Guerrero Gallego wurde für ihre Verdienste geehrt

Maria Guerrero Gallego ist die erste Preisträgerin des neuen Rolf-Engelbrecht-Preises für Engagement um die Integration.

Als Maria Guerrero Gallego am Samstagmorgen im Alten Rathaus ans Rednerpult ging, betätigte Oberbürgermeister Heiner Bernhard die Kurbel, mit der man das Pult in der Höhe verstellen kann, so dass die nächste Rednerin überhaupt das Mikrofon erreichte. Denn Maria Guerrero Gallego ist nicht großgewachsen, eher klein und zierlich von Gestalt. Aber sie ist eine große Frau, eine hohe Persönlichkeit Weinheims – mit einem riesigen Herz. Das war schnell jedem im Saal klar.

Maria Guerrero Gallego ist die erste Trägerin des Weinheimer Rolf-Engelbrecht-Preises für gesellschaftliches Engagement und Verdienste um die Integration. „Ich bin mir sicher“, hatte OB Bernhard zuvor gespürt, „dass Sie alle mit mir einig sind: sie ist die würdige erste Preisträgerin“.

Die heute 76-jährige Spanierin, die vor 46 Jahren mit ihrem Mann nach Deutschland kam,
hat viele Jahre das Spanische Zentrum geleitet,
war zwischen 1979 und 2011 Mitarbeiterin
und „das Herz und das Gemüt“ des Projektes Weinheim e.V., wie es Christian Petry, der ehemalige Geschäftsführer der Freudenberg-Stiftung und Mitbegründer des Projektes, formulierte. Das Projekt Weinheim war in Weinheim Vorreiter beim Thema Integration und kulturelle Vielfalt. Maria Guerrero Gallego hat in ihrem Leben ungezählten Einwanderern geholfen, in Weinheim Fuß zu fassen.
„Ich freue mich“, bekannte sie sichtlich gerührt, „dass ich meinem Leben diesen Sinn geben konnte“.

Die Preisträgerin hatte das Schlusswort und sprach davon, dass die Integrationsarbeit „eine moralische Pflicht“ sei. Sie erinnerte daran, dass es 1966 nach ihrer Ankunft in Deutschland für sie auch eine Ehre bedeutete, in einem demokratischen Staat einen demokratischen Verein wie das Spanische Zentrum zu gründen. „In Spanien herrschte da noch Diktatur“, betonte sie.

Einige Wegbegleiter hatten zuvor die Gelegenheit, Episoden aus dem Wirken von
Maria Guerrero Gallego zu erzählen. Unter anderem erinnerte sich Gisela Freudenberg daran, dass die Gründung des Projektes Weinheim in ihrer Küche stattfand und der frühere Bürgermeister, Landtagsabgeordnete und heutige Ehrenbürger Wolfgang Daffinger berichtete schmunzelnd von den ersten Treffen mit den spanischen Mitbürgern; vom Rotwein und ungewohnter Lautstärke. „Auf alle Fragen hatte Maria immer eine Antwort“, bescheinigte Christina Mendez de Vigo, selbst Spanierin und heute Leiterin des Caritas-Sozialdienstes in Weinheim. Weinheims Oberbürgermeister a.D. und Ehrenbürger Uwe Kleefoot erinnerte sich gerne an die „herzliche aber hartnäckige Maria“. Mehmet Düveyki, langjähriger Kollege im Projekt Weinheim bezeichnete die Preisträgerin als „kämpferische Menschenrechtlerin“, und Dr. Helga Reindel, die Vorsitzende des Projektes Weinheim, kennzeichnete den Tagesablauf der geschätzten Partnerin so: „Maria ist immer im Dienst.“
OB Bernhard hatte zuvor an die Bedeutung des neuen Preises, dessen Geber neben der Stadt die Freudenberg-Stiftung und die Bürgerstiftung sind, erinnert. Der Lebensweg Rolf Engelbrechts, der von 1948 bis 1966 Weinheimer Oberbürgermeister war, spiegle einen bedeutenden, einen schicksalhaften Abschnitt deutscher und europäischer Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts wider. Seine Mutter stammte aus einer jüdischen Familie, wurde verfolgt und gedemütigt. Bernhard beschrieb: „Der Zusammenbruch des Naziregimes 1945 brachte für Rolf Engelbrecht wie für unzählige aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen verfolgte Menschen die Befreiung.“ Die Entwicklung während der 18-jährigen Amtszeit der Ära Engelbrecht sei eine Erfolgsgeschichte. Rolf Engelbrecht habe wichtige Grundlagen für die Entwicklung Weinheims nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt. Heiner Bernhard: „Er prägte diese Zeit, er prägte Weinheim mit den Eigenschaften Menschlichkeit, Toleranz, Warmherzigkeit, er hat sich in besonderer Weise für die Völkerverständigung, für Integration eingesetzt.“
An Christoph Engelbrecht, dem Sohn Rolf Engelbrechts, war es dann, den Preis, der den Namen seines Vater trägt, an Maria Guerrero Gallego zu übergeben. Er war sich gewiss: „Mein Vater wäre heute ein sehr stolzer Mann.“