Mannheim schließt sich Forderungen des Deutschen Städtetags an

Der Deutsche Städtetag hat kritisiert, dass der ab dem 1. August 2013 geltende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren nicht überall voll erfüllt werden kann. Deshalb schlagen die Städte ein Maßnahmenbündel vor: eine befristete Lockerung des Vergaberechts für den Bau von Kindertagesstätten und eine Offensive, um kurzfristig mehr Fachkräfte zu gewinnen.

Der Deutsche Städtetag fordert darüber hinaus von Bund und Ländern, die Urheber des Rechtsanspruchs sind und damit in der Mitverantwortung stehen, auch beim Ausgleich möglicher Schadensersatzforderungen diesen beiseite zu stehen. Dieser Forderung stimmt der Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zu: „Der Bund muss mit in die Verantwortung für eventuelle Schadensersatzansprüche, die er selbst begründet hat. Schließlich ist selbst mit einer Versorgungsquote von 35 Prozent bzw. 39 Prozent der Rechtsanspruch in vielen Städten noch nicht erfüllbar.“

In den Ausbau der Kinderbetreuung investiert die Stadt Mannheim in der Zeit von 2011 bis 2013 insgesamt 82 Millionen Euro. Mit einer aktuellen Betreuungsquote von 23,8 Prozent liegt die Quadratestadt über dem Bundesdurchschnitt. Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb erklärt in diesem Zusammenhang: „Baulich haben wir ab dem 1. August 2013 die Versorgungsquote von 35 Prozent zwar erreicht, aber wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob wir die personellen Kapazitäten besitzen werden."

Darüber hinaus hat die Stadt Mannheim Verantwortung für die Sicherstellung der Kinderbetreuung durch die Einstellung neuen Personals und die Qualifizierung von Bewerberinnen und Bewerbern für den Erzieherinnenberuf übernommen. „Wir haben durch die Einstellung von Beikräften, die Qualifizierung von ALG II-BezieherInnen, die Ausbildung von PIAs und die Entwicklung eines neuen Weiterbildungsmoduls für AnleiterInnen in den Einrichtungen zahlreiche Aufwendungen übernommen, wo ich Land und Bund in der Pflicht sehe, uns angemessen finanziell zu unterstützen. Der Krippenausbau ist nicht allein auf Kosten der Kommunen durchzuführen.“

Oberbürgermeister Dr. Kurz verbindet dies mit der Aufforderung an Bund und Länder mehr Verantwortung für die Gewinnung und Ausbildung von Fachkräften zu gewinnen. „Außerdem muss der Ausbau entbürokratisiert werden, damit er schneller vorangetrieben werden kann.“ Dies sei die dringlichste Aufgabe.

Hintergrund:
PIA ist ein Modellprojekt zur Praxisintegrierten Erzieherausbildung. Es handelt sich dabei um eine dreijährige theoretische sowie praktische Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin oder zum staatlich anerkannten Erzieher. 25 Schülerinnen und Schüler absolvieren derzeit in Mannheim die Ausbildung.

Die Qualifizierung von Beikräften ist ein Mannheimer Modell. Es handelt sich um eine berufsbegleitende Weiterqualifizierung zur staatlich anerkannten Erzieherin oder zum staatlich anerkannten Erzieher.