Eröffnung stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie

Chefarzt Dr. med. Jochen Gehrmann

Das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus eröffnet im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz eine stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie mit 20 Betten, um bei Bedarf auch akut erkrankte Kinder und Jugendliche zum Beispiel mit Essstörungen, unter beschützenden Rahmenbedingungen zu behandeln. Die Gesamtkosten für den Umbau belaufen sich auf rund 2,4 Millionen Euro. Dafür hat das Land eine Förderung von 1,482 Millionen bewilligt.

Die erste Station wird einen Tag nach der offiziellen Einweihung am 24. Oktober und die zweite Station voraussichtlich im Januar 2013 eröffnet. Dies ist eine wichtige Verbesserung für Kinder, Jugendliche und Familien in der Region – Hintergrund ist der Anspruch der wohnortnahen Versorgung. Als künftiges Pflichtversorgungsgebiet sind ab Sommer 2013 die Stadt Ludwigshafen, die Stadt Frankenthal sowie der Norden und die Mitte des Rhein-Pfalz-Kreises vorgesehen. Dadurch entfallen für die betroffenen Familien die zusätzlich belastenden langen Fahrzeiten, denn Besuche und kooperative Elternarbeit sind wichtige Voraussetzungen für den Behandlungserfolg. In einer Übergangszeit werden Patienten bei Bedarf an das noch versorgungsverpflichtete Pfalzinstitut überwiesen. Insgesamt werden vom Krankenhaus 35 neue Mitarbeiter in diesem Bereich eingestellt.

„Die jetzt umgesetzte dezentrale Struktur der Versorgung ist der richtige Schritt. Wir freuen uns über das Vertrauen des Landes diesen in Ludwigshafen für die Region umsetzen zu können“, erklärt Marcus Wiechmann, Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH, dem Träger des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses. (Herr Wiechmann hat dieses Statement im Vorfeld der PK gemacht, er wurde während der PK durch Prokurist Jürgen Will, Leiter Verwaltungsmanagement des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses, vertreten)

„Die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wirken sich zunehmend belastend auf Kinder, Jugendliche und Familien aus. Und so erleben wir immer mehr Fälle und immer schwererer Fälle in unserer Klinik“, betont Dr. med. Jochen Gehrmann, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Eine stationäre Behandlung biete sich insbesondere dann an, wenn die Symptomatik des Kindes zu chronifizieren drohe, eine Diagnostik und Beobachtung „rund-um-die-Uhr“ sinnvoll sei, eine intensive medizinische Behandlung, zum Beispiel bei Essstörungen, notwendig, akute Eigen- oder Fremdgefährdung als Folge einer psychischen Erkrankung vorliege, ernsthafte psychische Krisen häufig und wenig vorhersehbar auftreten oder das Familiensystem zu wenig ragfähig sei, um den täglichen Wechsel zwischen Tagesklinik und Familie zu bewältigen oder wenn die Familie zu weit weg wohne, erklärt der Chefarzt Gehrmann und betont „alle relevanten kinder- und jugendpsychiatrischen Störbilder können bis zum 18. Lebensjahr behandelt werden.“ Ausgenommen sind schwere Suchterkrankungen und Störungen im Sozialverhalten mit einem vorrangig pädagogischen Hilfebedarf.

In der neuen stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie übernachten die Kinder- und Jugendlichen auf Station und erhalten nach Möglichkeit Krankenhausunterricht. Ein fallverantwortlicher Therapeut (Arzt oder Psychologe) und eine Bezugsperson aus dem Pflege- und Erziehungsdienst betreuen den Jugendlichen und seine Familie

während der Behandlung. Gearbeitet wird schulenübergreifend psychotherapeutisch mit Schwerpunkten in der Verhaltens- und systemischen Familientherapie. Übergeordnetes Behandlungsziel ist dabei immer die Förderung der größtmöglichen Handlungskompetenz des Kindes.

„Zum 1. Oktober wurden im Pflege- und Erziehungsdienst 21 Mitarbeiter aus den Berufsgruppen Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Erzieher und Heilerziehungspflege in Teilzeit und Vollzeit eingestellt. Das Team setzt sich also aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen, die miteinander und voneinander lernen und gemeinsam ein Team aufbauen“, verdeutlicht Rita Schwahn, Pflegemanagement des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses. Teambildend wurden alle in einem dreiwöchigen Workshop geschult. Die neuen Mitarbeiter sind größtenteils erfahrene Kräfte aus verschiedenen Gebieten, es ist auch gelungen qualifizierte Kräfte mit Psychiatrieerfahrung zu gewinnen. Insgesamt stellt das Krankenhaus 35 neue Mitarbeiter für den neuen Bereich ein.

In den letzten Monaten sind für die stationäre Versorgung zwei moderne und helle Stationen mit insgesamt 800 Quadratmetern Nutzfläche im Erdgeschoß und ersten Stockwerk des St. Annastiftskankenhauses mit 20 Betten entstanden. Die Gesamtkosten für den Umbau belaufen sich auf rund 2,4 Millionen Euro. Dafür hat das Land eine Förderung von 1,482 Millionen bewilligt. Die offizielle Einweihung feiert das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus mit rund 100 geladenen Gästen, darunter auch Jacqueline Kraege, Staatsekretärin im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz und Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse, am 24. Oktober. Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Speyer e.V., wird in Vertretung des Bischofs von Speyer die neuen Räumlichkeiten segnen. Danach werden die ersten Patienten auf der Jugendlichenstation Jonas aufgenommen. Die Kinderstation Hannah wird voraussichtlich im Januar 2013 eröffnet. Das Team der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus hat die Versorgung von Kindern und Jugendlichen seit 2005 schrittweise mit einer Ambulanz und zwei tagesklinischen Stationen mit insgesamt 20 Plätzen aufgebaut. Gegenwärtig werden im Jahr etwa 200 Patienten teilstationär und etwa 2.000 Patienten ambulant versorgt. Auf den Stationen stehen Personal und Patienten nach Geschlechtern getrennte Zweibettzimmer (zum Teil mit integrierter Nasszelle), Wohn- und Esszimmer, Gruppenräume, Küche, Stationsstützpunkt, Therapeutenzimmer, Untersuchungsmöglichkeiten für körperliche Untersuchungen, Rückzugsräume, Snoezelenraum, Unterrichts- und Fachtherapieräume (z.B. Ergotherapie) zur Verfügung. Spiel- und Sportaktivitäten finden in der eigenen Mehrzweckhalle und auf dem Freigelände statt.

Seit 2010 hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe, bestehend aus Chefarzt Dr. med. Jochen Gehrmann, Rita Schwahn (Pflegemanagement), Oberärztin Dr. med. Nadine Paschzella, Chefarztsekretärin Angelika Remmers, Diplom-Psychologe Thomas Rellum und dem pädagogischen Leiter der Station Noah, Markus Schwarz, Konzepte, Abläufe und Details der Raumausstattung geplant. Die ersten neuen Mitarbeiterinnen wurden bereits Anfang des Jahres eingestellt. Um weiteres Interesse für Stellen im Pflege- und Erziehungsdienst zu wecken fand im März mit großem Erfolg ein Informations- und Bewerbertag statt, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Fragen zur Verfügung standen.

Weitere Informationen unter www.st-marienkrankenhaus.de