Diskussion um den Beitrag von Kirche und Politik zu einer lebendigen Kultur

Für stärkeren Austausch, Kommunikation und Vernetzung im Bereich der Kultur haben sich der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad und der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Walter Schumacher ausgesprochen.

Bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie und der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern unter dem Titel „Lebendige Kultur“ unterstrichen die Vertreter aus Politik und Kirche die Notwendigkeit der Zusammenarbeit im Bereich der kulturellen Bildung. Dazu zähle frühmusikalische Erziehung ebenso wie die kindgemäße Einführung in den christlichen Glauben.

Die Förderung der religiösen Prägung, wie sie  zum Beispiel durch die Kirchenmusik geschehe, liegt für Schad nicht nur im Interesse der Kirchen. „Hier geht es um die Bedingung der Möglichkeit von Humanität, um Orientierungsformen, um Fragen nach dem guten Leben, um Menschenbilder und Zukunftsvorstellungen, die die ganze Gesellschaft angehen“, sagte der Kirchenpräsident. Kirche und andere Kulturträger sollten sich vor allem dort bewusst zusammentun, wo die kulturelle Infrastruktur immer weniger selbstverständlich sei.

Wie groß auch Erwartungen von außen sind, hat nach Auffassung Schads der diesjährige Kultursommer Rheinland-Pfalz unter dem Motto: „Gott und die Welt“ gezeigt. Viele Veranstaltungen seien bewusst in sakrale Räume gelegt worden. So hätten bildende Künstler zwölf protestantische Dorf- und Stadtkirchen „umgestaltet“ und damit Kunstwerke und liturgisches Geschehen in einer neuen Perspektive gezeigt. „Solche Orte sind für mich Experimentierräume für die veränderte Rolle der Kirche in der säkularen Kultur. Sie haben eine Stellvertretungsfunktion, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Sie sind Räume der Gastfreundschaft, in denen Begegnung bewusst inszeniert wird“, erklärte der Kirchenpräsident.

Kulturstaatsekretär Walter Schumacher unterstrich, dass Kulturpolitik Gesellschaftspolitik sei. Zahlreiche lokale Initiativen, Festivals und ehrenamtliches Engagement unterstrichen, dass die Kultur im Lande eine größere Aufmerksamkeit erfahre als noch vor 20 Jahren. Dabei bewiesen auch die nationalen Erfolge rheinland-pfälzischer Künstler, dass persönlich erarbeitete Auszeichnungen durch intelligente Förderung unterstützt werden könnten. So sei die diesjährige Gewinnerin des Deutschen Buchpreises, Ursula Krechel, erste Gewinnerin des Martha-Saalfeld-Förderpreises gewesen, den das Land Rheinland-Pfalz seit 1994 vergibt.

Als Kernland europäischer Kulturgeschichte beherberge Rheinland-Pfalz alleine vier Weltkulturerbe-Stätten, „die uns mit den zahlreichen Burgen und Schlössern lieb und teuer sind“, sagte Schumacher. Zum kulturellen Erbe gehörten jedoch nicht nur Gebäude und Landschaften, sondern auch Menschen wie der Dadaist Hugo Ball, der Maler und Bildhauer Hans Arp oder die Protagonisten der Burg-Waldeck-Festivals ab Mitte der 60er Jahre. Dass die positive Würdigung von Künstlern nicht selbstverständlich sei, zeigte Schumacher am Beispiel Bertolt Brechts, der noch nach dem Krieg von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz als Mitglied abgelehnt worden sei.