The real truth – Dokumentationen zwischen Dichtung und Wahrheit

Der Problematik des Sujets begegnen wir täglich – wenn wir zum Beispiel die Nachrichten im Fernsehen verfolgen. Schon im Vorfeld, in der Redaktion, wird entschieden, muss entschieden werden, welche Nachricht überhaupt einen „nachrichtlichen Wert“ hat, was relevant ist für den Zuschauer, welche Bilder gezeigt werden und was besser weggelassen wird. Dafür gibt es Richtlinien, die zum Teil allgemein öffentlich-rechtliche Grundlagen haben, zum Teil der Sender selbst entscheidet. Doch damit ist einer der ersten Eingriffe in die objektive Berichterstattung schon geschehen, denn mit der Auswahl wird der Empfänger der Nachricht bereits dirigiert. Noch schwieriger wird dies bei längeren Filmen wie zum Beispiel einer Dokumentation.

Unter dem Titel "24 x Wahrheit in der Sekunde – Filmemachen zwischen Dokumentation und Fiktion" veranstaltete am vergangenen Wochenende das Cinema Quadrat in Zusammenarbeit mit den Bundesverbänden kommunale Filmarbeit das 27. Filmsymposium in Mannheim im kommunalen Kino im Collini-Center. Wichtigstes Ziel des Treffens war dabei ein Austausch zwischen den Filmschaffenden und dem Publikum, um die Chance zu einem intensiven Dialog über das Filmemachen zwischen Dokumentation und Fiktion zu eröffnen. Nach zahlreichen Vorträgen, Werkstattberichte, Diskussionen und ausgewählten Filmen schon am Freitag hatte die Stadt Mannheim zu einem Empfang im 10. Stock des Collini Centers eingeladen, der gut besucht war. Einer Festrede folgte ein weiterer Austausch bei köstlichsten Häppchen und gutem Wein unter den Geladenen bis tief in die Nacht. Worum ging es?

Fotografie sei Wahrheit und Film gar 24 mal Wahrheit in der Sekunde, meinte Jean-Luc Godard. Doch die Sache ist in Wahrheit komplexer. Über Wahrheit an sich muss man da nicht reden, man nehme nur die Wirklichkeit: Zeigen Fotografien und Filme schlicht diese, sind sie pure Abbilder? Nein, denn jede Fotografie, erst recht jeder Film ist arrangiert. Er folgt einer Dramaturgie, ist auf bestimmte Weise geschnitten, mit Musik unterlegt, was die Wahrnehmungsweise prägt. Auch ein Dokumentarfilm vermittelt nicht schlicht ein Bild der Wirklichkeit.

Dies ist nie wirklich möglich, auch nicht in der Fotografie, die ebenfalls immer ein Abbild zeigt und nicht die Wahrheit. Doch auch die Wahrheit findet in jedem Kopf anders statt.

Wieder einmal widmete sich die traditionsreiche Veranstaltung dem Grundsätzlichen des Kinos, wie gewohnt sprachen Referenten aus der Filmpraxis und -theorie und veranschaulichen ihre Standpunkte an Filmen. Peter Bär, der das Symposium konzipiert und organisiert hat, freute sich über zahlreiche Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik. Zu den Vortragenden zählen dieses Jahr etwa der Kameramann Rolf Coulanges, die Filmemacher Anna Ditges und Thomas Frickel sowie die Publizisten Gerhard Midding, Ivo Ritzer und Marcus Stiglegger. Im Fokus des Interesses standen die Themenbereiche Arbeitswelten und Historienfilme.

Eine gelungene Veranstaltung, die Appetit macht auf das nächste Symposium im Jahr 2013!