Mannheimer Holocaust-Überlebender Walter Wassermann mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Als beispielhaft für eine versöhnungsorientierte Erinnerungsarbeit hat Regierungspräsidentin Nicolette Kressl das Wirken des jüdischen Holocaust-Überlebenden Walter Wassermann anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande gewürdigt.

Im Lebenslauf von Walter Wassermann spiegelt sich das Verhängnis des zwanzigsten Jahrhunderts“, erklärte Kressl. Als gebürtiger deutscher Jude sei Wassermann einer der ganz wenigen Mannheimer Juden gewesen, die den Holocaust in Deutschland überlebt hätten.

Schon als Jugendlicher war der heute Geehrte den sich ständig steigernden Repressalien des nationalsozialistischen Regimes ausgesetzt. Er musste in mehreren Mannheimer Betrieben Zwangsarbeit leisten und wurde zusammen mit seinen Eltern und Großeltern gegen Ende des Krieges in das Ghetto Thersienstadt verschleppt. Mehrere Angehörige seiner Familie wurden in Auschwitz ermordet. Nach der Befreiung kehrte er zu Fuß nach Mannheim zurück. Dort in seiner Heimat wollte er bleiben, obwohl sie mit derart schrecklichen Erinnerungen verbunden war.

„Nur wenige aus der nichtjüdischen Bevölkerung haben Ihnen in der Zeit der Verfolgung geholfen, aber ihnen sind Sie bis heute eng verbunden und die Stadt Mannheim kann sich glücklich schätzen, dass Sie hier geblieben sind“, so Kressl.
Wassermanns öffentliche Vorträge standen daher immer unter dem Motto „Ohne die Guten säße ich jetzt nicht hier“, was seine große Dankbarkeit gegenüber den stillen Helden des unsichtbaren Widerstands in der deutschen Bevölkerung dokumentiert.

Walter Wassermann, der sich in der Nachkriegszeit beruflich erfolgreich als Selbstständiger in Mannheim etablieren konnte und mit seiner Frau fünf Kinder großgezogen hat, verschloss seine dunklen Erinnerungen für lange Zeit in seinem Inneren. Erst sechzig Jahre nach der Befreiung konnte er öffentlich über seine Erlebnisse erzählen und tut das bis heute mit großem Erfolg in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen. Seine Bereitschaft, über das Schreckliche, das er erlebt hat, ohne Schuldzuweisung und Revanchebedürfnis zu reden, hat ihn zu einem bedeutenden Vermittler lokaler Geschichte gemacht.

„Wenn Sie erzählen, spürt man, dass Sie es wirklich erlebt haben. Sie sprechen nicht abgehoben, sondern so authentisch, lebendig und bisweilen sogar humorvoll, dass man sich nicht entziehen kann. Das möchte ich als Glücksfall der historischen Überlieferung bezeichnen“, würdigte Regierungspräsidentin Nicolette Kressl die Verdienste Walter Wassermanns.