Bischof Wiesemann bei Edith-Stein-Gedenkfeier in Polen

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann wird die Deutsche Bischofskonferenz bei der zentralen Gedenkveranstaltung zum 70. Todestag der heiligen Edith Stein am 9. August in Auschwitz-Birkenau vertreten. Der Speyerer Bischof, der am Vortag an einem deutsch-polnischen Bischofstreffen in Krakau teilnehmen wird, zählt zu den Zelebranten der heiligen Messe um 11 Uhr am Denkmal in Birkenau. Auf dem Programm stehen zudem ein Gebetsweg entlang der Rampe in Birkenau, der mit dem jüdischen Totengebet seinen Abschluss finden wird, sowie ein Theaterstück über die Patronin Europas im Zentrum für Dialog und Gebet in Auschwitz, das von Edith-Stein-Schulen in Paderborn und Lubliniec (Polen) vorbereitet wurde.

Die Lebensgeschichte Edith Steins ist eng mit dem Bistum Speyer verknüpft. Die 1891 als Tochter jüdischer Eltern geborene Philosophin fand Anfang der zwanziger Jahre – nach einer Phase des Atheismus – in der Pfalz zum katholischen Glauben. In Bergzabern ließ sie sich am 1. Januar 1922 taufen, am 2. Februar des gleichen Jahres empfing sie in der Kapelle des Speyerer Bischofshauses das Sakrament der Firmung. Anschließend blieb sie bis 1931 in Speyer, wo sie an den Schulen des Klosters St. Magdalena unterrichtete und wissenschaftlich arbeitete. In der Domstadt wurde Edith Stein – vor allem durch die intensive Beschäftigung mit Thomas von Aquin – zur eigentlich christlichen Philosophin, die Glaube und Wissenschaft miteinander zu verbinden lernte. Auch wichtige Studien zur Frauenfrage und zur Bildungsthematik entstanden in den Speyerer Jahren.

1931 verließ Edith Stein Speyer in der Hoffnung auf eine Karriere als Professorin. Die Machtübernahme der NSDAP 1933 machte nicht nur dieses Vorhaben zunichte. 1938 floh Edith Stein, die inzwischen in Köln in den Karmelitinnen-Orden eingetreten war, aus Deutschland nach Holland. Doch auch hier war sie nicht sicher. 1940 wurden die Niederlande von deutschen Truppen besetzt. Einen Hirtenbrief der katholischen Bischöfe Hollands gegen die Judenverfolgung nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, holländische Katholiken jüdischer Herkunft zu verhaften. Auf dem Transport in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau kam Edith Stein noch einmal in die Pfalz. Bei einem Aufenthalt auf dem Bahnhof in Schifferstadt gelang es ihr, einen Zettel auf den Bahnsteig zu werfen. Er enthielt Grüße an die Schwestern des Klosters St. Magdalena. Wenige Tage später wurde Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz – so ihr Ordensname – in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet.

Die Erinnerung an Edith Stein ist in der Diözese Speyer heute so lebendig wie sonst wohl nirgendwo. Ein Zentrum ihrer Verehrung ist das Kloster St. Magdalena. Touristen aus aller Welt besuchen das in der Speyerer Altstadt gelegene Kloster, um sich in einer Ausstellung über die bedeutende Frau zu informieren. In zwei ehemaligen Klassenzimmern, in denen Edith Stein unterrichtete, haben die Dominikanerinnen Schriften, Briefe, Vorträge und persönliche Aufzeichnungen zusammengetragen. Fotos dokumentieren den Lebensweg von Breslau bis nach Auschwitz. Zusätzliche Informationen erhalten die Besucher durch ein Tonbild. Das ehemalige Zimmer Edith Steins im Pfortenhaus des Klosters ist zu einem Meditationsraum umgebaut worden. Speyer ist zudem Sitz der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland, die 1993 auf Initiative von Bischof Dr. Anton Schlembach gegründet wurde.

Hinweis: Am 9. August wird das Tonbild über das Leben Edith Steins um 16 Uhr im Kloster St. Magdalena vorgeführt. Um 18 Uhr wird in der Klosterkirche eine heilige Messe mit integrierter Vesper zum Gedenken an die Heilige gefeiert. – Weitere Informationen zu Edith Stein unter www.edith-stein-gesellschaft.de.