Pakt für die Jagd

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„Jagd ist Auftrag und Leidenschaft“ – unter diesem Leitbild des Landesjagdverbandes lässt sich die gelungene Veranstaltung „Pakt für die Jagd“, zu der Landrat Dr. Achim Brötel und die beiden Kreisjägermeister Roland Kirstätter und Wolfgang Brand in die Schefflenzer Waldspitzhütte eingeladen hatten, zusammenfassen. In diesem „Pakt für die Jagd“ bekennen sich die Jägerinnen und Jäger ausdrücklich zur Pflege und dem Schutz von Natur und Landschaft. Feierlich unterzeichnet wurde er sowohl von den beiden Kreisjägermeistern als auch von Landrat Dr. Achim Brötel, der sich damit ganz ausdrücklich hinter die Belange der Jagd stellt.

Zunächst wurden die Gäste – darunter erfreulich viele Jägerinnen und Jäger, aber auch zahlreiche Vertreter aus der Land- und Forstwirtschaft – von den Jagdhornbläsern der Jagdhornbläsergruppen Mosbach und Buchen gemeinsam begrüßt. Den „Marsch geblasen“ haben sie aber nur im übertragenen Sinn; die gesamte Veranstaltung war getragen von dem ausdrücklichen Willen zur Kooperation und zum sachlichen Dialog.

Das war nicht immer so. Allein die Diskussionen um die Aussetzung der Jagdsteuer, die der Kreistag im November 2011 beschlossen hat, waren den Anwesenden noch gut im Gedächtnis. Die Aussetzung hatten die Jäger jahrelang gefordert, weil sie „vielfältige Leistungen im öffentlichen Interesse erbrächten“. Im „Pakt für die Jagd“ sind diese Leistungen nun vereinbart (siehe Kasten).
Der Landrat hoffte in seiner Begrüßung auf eine Vorbildfunktion dieses Paktes vielleicht für ganz Baden-Württemberg. Er betonte die große gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Jagd und nicht zuletzt auch die unbestreitbaren ehrenamtlichen Leistungen der Jägerinnen und Jäger für den Natur- und Umweltschutz: „Die sind bei unseren intensiven, hoch kontroversen und manchmal auch zu emotionalen, letztendlich aber doch konstruktiven Diskussionen im Kreistag über die Aussetzung der Jagdsteuer leider eindeutig ins Hintertreffen geraten. Das ändern wir jetzt mit diesem Pakt.“ Klar sei allerdings auch, so Dr. Brötel, dass mit dieser Vereinbarung keine einzelnen Jäger unmittelbar und direkt verpflichtet werden könnten, sich den Vorgaben entsprechend zu verhalten: „Es ist allerdings ein hohes Maß an moralischer Verpflichtung, das wir wechselseitig eingehen. Und die betrifft immerhin rund 1.100 Mitglieder in zehn Hegeringen und mehreren Arbeitsgruppen, die von den beiden Kreisjägervereinigungen vertreten werden. Nutzen wir die Aufbruchstimmung als Chance für uns alle.“
Dass mit dem Pakt tatsächlich ein „dickes Brett gebohrt“ worden sei, bestätigte im Anschluss Kreisjägermeister Kirstätter. Er appelliert an alle Jägerinnen und Jäger, die Aufgaben ernst zu nehmen und so die Vereinbarung mit Leben zu erfüllen. „Partnerschaft und Vertrauen unter den Jägern, aber auch mit der Land- und Forstwirtschaft und mit den Behörden sollen die tragenden Säulen dieses Paktes sein.“

Kreisjägermeister Brand betonte, dass die Anforderungen an die Jäger vielfältig und anspruchsvoll blieben. In jedem Fall müssten sich die Jäger trotz ihrer wertvollen Arbeit für die Gesellschaft Wertschätzung und Anerkennung immer wieder erkämpfen: „Da geht es uns wie den Land- und Forstwirten.“ Mit dem Pakt bekenne man sich zu einem konstruktiven Miteinander der unterschiedlichen Interessensgruppen, auch wenn die Verhandlungen regelmäßig „kein Wunschkonzert“ seien: „Aber Sachlichkeit und Dialog gehen vor Vehemenz.“ Gelebt wird dieser Grundsatz im Übrigen schon geraume Zeit; gerade das in früheren Jahren oft schwierige Verhältnis zu Land- und Forstwirtschaft hat sich spürbar entspannt, wofür die Anwesenheit von Vertretern aus diesen Bereichen ein deutliches Zeichen war.

Dr. Thomas Ulmer, MdEP, nannte den Pakt in seinem Grußwort beispielhaft: „Das ist ein Meilenstein für die Zukunft der Jagd“. Dr. Dieter Deuschle schließlich war als Landesjägermeister eigens nach Schefflenz gekommen und bezog in seiner bemerkenswerten Rede sehr deutlich Stellung zu dem, was Jagd sein sollte – und auch zum Gegenteil. Er bekannte sich zur ökologischen Aufgabe der Hege („ohne Bambi-Mentalität“) mit der Pflicht zur Regulierung des Wildbestandes und zur Biodiversität, die aber ebenfalls Grenzen hätte, wenn es beispielsweise um die jägerische Gefahrenabwehr ginge. Dr. Deuschle begreift die Jagd als Teil der Forst- und Landwirtschaft, die große Aufgaben im Bereich des Tier- und Naturschutzes erfülle. Die Jäger ihrerseits müssten ihr Handwerk ethisch sauber, sachgerecht und professionell ausführen können und wären verpflichtet, miteinander zu kommunizieren und insbesondere die Jungjäger anzuleiten: „Damit aus Jagdscheinbesitzern gute Jäger werden.“ Als „Naturpädagogen“ hätten sie ihr großes Wissen rund um die Natur weiter zu geben, wovon die gesamte Jägerschaft profitiere: „Wie wir Jäger von unseren Mitmenschen beurteilt werden, zählt. Nicht, wie der Verband auftritt.“

Als „Hausherr“ der Waldspitzhütte begrüßte schließlich auch der Schefflenzer Bürgermeister Rainer Houck die Gäste. Auch er würdigte die vielfältigen Verdienste der Jäger, bevor der Landrat und die Kreisjägermeister die Gäste zu einem kleinen Imbiss einluden.

Pakt für die Jagd

Die Jägerinnen und Jäger im Neckar-Odenwald-Kreis bekennen sich im „Pakt für die Jagd" ausdrücklich zur Pflege und zum Schutz von Natur und Landschaft.
Als erstrebenswerte Ziele werden Patenschaften für die Pflege und Sicherung einzelner ausgewählter Biotope, flächenhafter Naturdenkmale oder Feuchtbiotope im Offenland und Wald ebenso genannt wie die Identifizierung, Gestaltung und Pflege naturschutzrelevanter Sukzessionsflächen zur Lebensraumverbesserung wildlebender Tiere in Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzorganisationen oder öffentlichen Stellen.
Darüber hinaus schlagen die Jägerinnen und Jäger Ausgleichsmaßnahmen wie zum Beispiel Äsungsstreifen an Feldrändern, die Anlage von Hecken oder Projekte für unter den Pflug genommene Feldwege vor oder bringen sich aktiv bei der Erstellung und Umsetzung kommunaler Biotopvernetzungskonzepte ein und begleiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten in den einzelnen Revieren aktiv die Umsetzung der Managementpläne im Rahmen von Natura 2000.
Dazu gehört ein aktives Schwarzwildmanagement unter Einbeziehung notwendiger landwirtschaftlicher Maßnahmen ebenso wie das klare Bekenntnis zu revierübergreifenden Drückjagden und die Beachtung der geltenden Vorschriften über Fütterungen und Kirrungen.
Die Jägerinnen und Jäger verpflichten sich, ihre Reviere für Interessierte zu öffnen und durch ihr Verhalten gegenüber anderen Naturnutzern als Botschafter für die Jagd aufzutreten.
Wenn es zu schwerwiegenden, insbesondere auch wiederholten Verstößen beim Schutz von Flora und Fauna kommt, melden die Jägerinnen und Jäger das deshalb bei den zuständigen Behörden, damit entsprechende Sanktionen verhängt werden können.
Zum natürlichen Lebensraum Wald gehört es auch, dass die für den Betrieb nicht mehr erforderlichen Hochsitze, desolaten Leitern oder sonstige entbehrliche jagdliche Einrichtungen zeitnah wieder abgebaut werden.
Die beiden Kreisjägervereinigungen Mosbach und Buchen werden gezielt die jährlichen Ferien- und Freizeitprogramme der Kommunen oder anderer Veranstalter unterstützen, um Wissen über die Natur zu vermitteln und Begeisterung für Fauna und Flora zu wecken. Dazu gehört auch das Programm „Lernort Natur“.
Um auch in künftigen Generationen eine waidgerechte Jagd im Neckar-Odenwald-Kreis sicherzustellen, bekennen sich die beiden Kreisjägervereinigungen ausdrücklich zur jagdlichen Ausbildung. Ausbildung und Prüfung von Jungjägerinnen und Jungjägern werden dabei wie bisher verantwortungsvoll wahrgenommen.
Eine besondere Erwähnung findet die Jagdmusik. Die Ausbildung von Jagdhornbläsern und öffentliche Auftritte werden weiterhin unterstützt.
Jägerinnen und Jäger sichern die zeitnahe Beseitigung und fachgerechte Entsorgung von Unfallwild zu.
Bei besonderen Unfallschwerpunkten sind darüber hinaus mit den zuständigen Behörden geeignete Gegenmaßnahmen zu besprechen und gegebenenfalls auch durchzuführen.
Waffen müssen ordnungsgemäß verwahrt und mit den Unteren Waffenbehörden soll gerade auch bei Kontrollbesuchen kooperativ zusammengearbeitet werden.