Neue Broschüre „Beratung, Hilfe, Schutz für von Gewalt und Stalking betroffene Frauen und ihre Kinder“ vorgestellt

Von links nach rechts: Johanna Born (Frauenhausverein Lila Villa e.V.), Susanne Mehling (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neustadt) und Alexandra Schlosser (Interventionsstelle Neustadt)

„Wir wollen, dass Frauen einen Weg in ein gewaltfreies Leben finden“, sagt Johanna Born vom Frauenhausverein Lila Villa e.V. in Neustadt an der Weinstraße. „Sie sollen sehen, dass sie mit ihrer Problematik nicht alleine sind, sich Gewalt gegen Frauen, Jugendliche und Kinder durch alle Kulturkreise, Schichten und Altergruppen zieht.“

Hilfe auf dem Weg gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen soll die neue Broschüre „Beratung, Hilfe, Schutz für von Gewalt und Stalking betroffene Frauen und ihre Kinder“ bieten. Das Verzeichnis enthält Informationen zu den wichtigsten Anlaufstellen in Neustadt und im Landkreis Bad Dürkheim. Gestern wurde es offiziell vorgestellt.

Die neue Broschüre ist nach Themen, Zielgruppen und Standorten aufgegliedert. An erster Stelle steht die Polizei, die rund um die Uhr zu Hilfe gerufen werden kann. Es folgen Informationen zu Fachberatungsstellen für Frauen, die Interventionsstelle Neustadt, regionale und überregionale Frauenhäuser, Notrufe sowie Fachstellen bei sexualisierter Gewalt. Auch Kontaktdaten für allein Erziehende, Amtsgerichte, Rechtsanwältinnen und Möglichkeiten der medizinischen Erstversorgung sind vorhanden.

Das zweite Kapitel liefert einen Überblick über Hilfen für von Gewalt betroffene Frauen mit Kindern, aber auch für Kinder und Jugendliche, die selbst Unterstützung suchen. Die Daten sind nach Regionen aufgegliedert, bieten Informationen über Jugendämter, Kinderschutzdienste oder das Mädchenhaus Femma in Mainz.

Darüber hinaus stellt das Heft Täterarbeitseinrichtungen und finanzielle Hilfsangebote vor. Im letzten Kapitel werden Beratungsstellen bei weiteren familiären Belastungsfaktoren wie Sucht, Schulden und ungewollte Schwangerschaft erläutert.

„Gewalt gegen Frauen und Kinder zählt weltweit zu den am meisten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen“, erläutert Alexandra Schlosser von der Interventionsstelle Neustadt an der Weinstraße. In Europa sei Beziehungsgewalt die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung von Frauen zwischen 16 und 44 Jahren und rangiere damit noch vor Todesfolgen durch Krebs oder Verkehrsunfälle, so Schlosser. „Jede vierte Frau hat körperliche Übergriffe oder sexuelle Gewalt oder beides bereits erlebt. 60 Prozent von ihnen lebten zum Zeitpunkt der Gewalt mit Kindern zusammen.“

Herausgeber der neuen Broschüre ist der Runde Tisch „Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ von Neustadt an der Weinstraße und Bad Dürkheim. Laut Susanne Mehling, Gleichstellungsbeauftragte von Neustadt, ersetzt er ein älteres Exemplar von 2004. Die Auflage liegt bei 2.500 Stück. Der Runde Tisch organisiere zudem Qualifizierungsangebote und Veranstaltungen, ein wichtiger Gedanke sei auch die Vernetzung.

Die Broschüre liegt in den Fachberatungsstellen und Frauenhäusern aus, ist kostenlos und steht in rund vier Wochen auch auf den Internetseiten der Stadt Neustadt zum Download bereit. Sie soll Betroffene unterstützen und ihnen Mut machen, die nächsten Schritte zu gehen, betont Johanna Born, „ersetzt aber keine persönliche und individuelle Beratung“.