„Mit Mentoring vor Ort – Mehr Frauen in die kommunalen Parlamente!“ – Projektauftakt im Rathaus

teilnehmende Mentorinnen und Mentees mit Oberbürgermeister Hans Georg Löffler

Endlich geht es los: Am Samstagnachmittag, 3. März, startete im Rathaus in Neustadt an der Weinstraße offiziell das Projekt „Mit Mentoring vor Ort – Mehr Frauen in die kommunalen Parlamente!“.

„Ich freue mich, dass sich die beiden Frauenbeauftragten, Susanne Mehling und Gaby Haas, für dieses rheinland-pfälzische Projekt stark gemacht haben und wir es so auch in Neustadt an der Weinstraße haben“, sagte Oberbürgermeister Hans Georg Löffler in seiner Begrüßung. Ein riesiges Lob und großes Dankeschön gehe auch an die Mentorinnen, die sich trotz vieler Ämter und Ehrenämter in dem Projekt engagierten. Den Mentees wünschte er Gelassenheit und Spaß. „Gerade in der Politik wird viel geredet, wichtig ist, was hinten rauskommt.“ Er sei gespannt, was alle nach dem Jahr zu berichten haben.

In Neustadt an der Weinstraße gehen fünf „Tandems“ an den Start:

Dr. Kornelia Becker wird von Diana Levis-Hofherr (Bündnis 90/Die Grünen) begleitet. „Ich möchte als Bau-Ingenieurin nicht mehr alleine unter Männern sein“, lacht die 55 Jährige, derzeit Referentin bei der SGD Süd. Es sei zudem schade, dass Potentiale von Frauen so wenig gefördert werden.

Alexandra König und Gisela Brandl (SPD) bilden ebenfalls ein Team. „Ich war bisher ehrenamtlich tätig, bin FWG-Mitglied und möchte nun einen weiteren Schritt Richtung Politik gehen“, erklärt die 36-jährige König. Brandl sagte, dass sie über Frauenpolitik zur Politik gekommen sei. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich Verantwortung übernehmen muss, wenn ich etwas erreichen will.“

Klar sei dieses Projekt zusätzliche Arbeit für sie, sagte Roswitha Oswald-Mutschler (SPD). „Ich will meine Mentee ja gut begleiten und ihr viel beibringen. Aber nachdem wir uns kennengelernt hatten war klar: Das kriege ich hin.“ Sie wird sich um Svenja Stuhlmann-Köhler kümmern. „Ich habe mir gedacht, ich würde gerne mal wieder etwas bewegen“, so die 39-jährige Stuhlmann-Köhler, die im Moment beim Arbeitsamt in Neustadt an der Weinstraße tätig ist. „Und das kann man in der Kommunalpolitik meiner Meinung nach am Besten.“

Waltraud Blarr (Bündnis 90/Die Grünen) wird die Mentorin von Susheela Sharma-Hertweck sein, die sich selbst als „politischen Laien“ bezeichnet. Die 49-Jährige arbeitet als selbständige Architektin und ist auch im Migrationsbeirat aktiv.

Ein tieferes Einsteigen in die Politik sei ihr aus familiären Gründen bisher nicht möglich gewesen, sagte Mentee Dr. Annette Wunder. Nun aber seien ihre drei Kinder groß genug und sie könne starten, freute sich die 45-jährige, promovierte Biologin. Ihre Mentorin wird Ulrike Meisel (CDU) sein. Die Ortsvorsteherin in Hambach ist neben vielen weiteren Funktionen Mitglied im Stadtrat.

Die „Frauenquote“ liegt in Neustadt an der Weinstraße, jedenfalls was den Stadtrat betrifft, mit 32 Prozent über dem Landesschnitt von rund 18 Prozent. In den Ortsbeiräte liegen die Werte zwischen 10 und 35 Prozent. Das sei alles recht gut, bekundete Oberbürgermeister Hans Georg Löffler, „aber ausbaufähig“. Denn es gibt viele Ausschüsse, die kein einziges weibliches Mitglied haben. Dazu zählen der Rechnungsprüfungs- und Umlegungsausschuss sowie der Ausschuss für Landwirtschaft und Weinbau. Unter 20 Prozent haben der Ausschuss für Umwelt und Naturschutz (14 Prozent), der Werkausschuss ESN (ebenfalls 14 Prozent) und der Aufsichtsrat Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft GMBH (15 Prozent) zu verzeichnen. Traditionell gut besetzt sind der Schulträgerausschuss (63 Prozent), der Ausschuss für Soziales und Senioren (57 Prozent) und der Aufsichtsrat Tourist, Kongress und Saalbau GmbH (60 Prozent).

Ganz wichtig in der Politik sei das Türen öffnen und Kontakte schaffen, sagte Moderatorin Jutta Wegmann, die vom Land mit der Koordination des Projektes beauftragt ist. Politisches Mentoring sei in keiner Weise hierarchisch, allerdings habe die Mentee die Holschuld, denn sie wolle etwas erreichen. „Die Mentorinnen müssen es deshalb auch mal aushalten, nicht die Aktiveren zu sein“, schmunzelte Wegmann.

Mit Hilfe des Projekts „Mit Mentoring vor Ort – Mehr Frauen in die kommunalen Parlamente“ soll die Anzahl der Frauen erhöht werden. Es handelt sich um ein vom Land initiiertes, parteienübergreifendes Projekt, das in fünf Regionen in Rheinland-Pfalz durchgeführt wird. Neustadt an der Weinstraße arbeitet mit dem Landkreis Bad Dürkheim und seiner Gleichstellungsbeauftragen Gaby Haas zusammen.

Das Projekt ist eingebettet in ein spezielles Qualifizierungsprogramm. So wird es am 5. Mai einen Workshop für Mentorinnen und Mentees geben, im Juni wird das Seminar „Kommunale Einsichten und doppische Aussichten“ angeboten, gefolgt von „Ihr Auftritt, bitte!“ im August. Darüber hinaus sind ein „Vernetzungsabend“ sowie Veranstaltungen zu den Themen Zeit- und Konfliktmanagement geplant. Im Januar 2013 werden für die Mentees Workshops zum „Umgang mit Presse, Rundfunk und Fernsehen“ sowie ein „Interviewtraining“ angeboten.

Weitere Informationen unter www.mehr-frauen-in-die-politik.rlp.de

Foto v.l.n.r.: Svenja Stuhlmann-Köhler, Diana Levis-Hofherr, RoswithaOswald-Mutschler, Susanne Mehling, Dr. Annette Wunder, Hans Georg Löffler, Alexandra König, Susheela Sharma-Hertweck und Gisela Brandl