Rettungskräfte üben die Versorgung nach einem kerntechnischen Unfall

medizinisches Fachpersonal

Rund 240 Einsätzkräfte und Statisten haben am vergangenen Samstag den Betrieb einer Notfallstation, die für die medizinische und psychosoziale Erstversorgung bei atomaren Katastrophen eingerichtet wird, getestet. Angenommen wurde ein kerntechnischer Unfall beim Kernkraftwerk in Phillipsburg.

"Das Land Rheinland-Pfalz hat für einen solchen Katastrophenfall zehn Standorte für Notfallstationen vorgesehen. Alle liegen außerhalb der Gefahrenzone, eine davon in Edenkoben", erklärt Kreisfeuerwehrinspekteur Rudi Götz. Gesamteinsatzleitung habe die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier, die regionalen Katastrophenschutzstäbe der Städte und Landkreise betreiben und koordinieren die einzelnen Stationen. "Die Notfallstation ist ein freiwilliges Angebot an die Bevölkerung", so Götz und weiter: "Wir untersuchen die Opfer aus dem Katastrophengebiet zunächst auf Kontamination und können gegebenenfalls dekontaminieren, medizinisch versorgen und psychologisch betreuen".

Beim Rundgang durch die insgesamt elf Stationen erklärte Götz die einzelnen Aufgaben: Bereits auf der Anfahrt über die Weinstraße lenken die Rettungskräfte die ankommenden Personen. Wer nicht aus dem gefährdeten Gebiet kommt, kann direkt ins Informationszentrum. Dort können sich die Ankommenden genau über die Schadenslage informieren. Schautafeln geben Hinweise über die Wirkung der radioaktiven Strahlung bzw. eine mögliche Strahlenbelastung. Auf Karten sind die Ausbreitungsgebiete einer möglichen Schadstoffwolke farbig dargestellt. Ebenfalls gibt es dort warmes Essen und Getränke.

Potenzielle Strahlenopfer dagegen müssen zur Aufnahmestation. Dort, in drei Zelten vor der Sporthalle am Gymnasium Edenkoben, werden die Personendaten erfasst. Einsatzkräfte der Feuerwehr, in Overall und mit Mundschutz bekleidet, messen den Grad der Strahlenbelastung am Körper. Personen mit erhöhter Strahlung werden dann in der Sporthalle des Gymnasiums dekontaminiert. Bereits das Ausziehen der kontaminierten Kleidung nimmt bereits den größten Teil der Strahlenbelastung vom Körper. In den Duschen waschen die Betroffenen dann noch den anhaftenden Staub ab. Dann erhalten die Personen neue Kleidung.

Ab jetzt befinden sich die Personen im so genannten "Weißbereich". Mit speziellen Messgeräten wird die Dosis abgeschätzt, welche in den Körper, insbesondere in die Schulddrüse, gelangt ist. Notärzte und Ärzte mit besonderen radiologischen Kenntnissen beraten die Patienten. "Wir hatten nur wenig Zulauf", so Dr. Stefan Kewitz, der als Leitender Notarzt arbeitet. Er wird unterstützt durch eine Strahlenmedizinerin aus der Uniklink Mainz.

Die nächste Station ist im Foyer des Gymnasiums. Von dort wird dann, entsprechend den Untersuchungsdaten, beispielsweise eine medizinische oder psychosoziale Betreuung organisiert. Aufenthalt bietet das Informationszentrum oder die Sammelstellen, die verteilt im Landkreis eingerichtet wurden und von der Notfallstation aus angefahren werden.

"Wir gehen davon aus, dass innerhalb von 24 Stunden bis zu 1.000 Personen versorgt werden können", so der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur Dirk Nerding. In den vergangenen Monaten wurde bereits die Errichtung der Notfallstation vorbereitet, Personal entsprechend aus- und fortgebildet. "Aber erst in einer groß angelegten Übung sehen wir, ob die Abläufe auch realistisch sind", so Nerding, der die Übung leitete.

"Die Übung hat gut geklappt. Wir ziehen ein positives Fazit. Nützliche Hinweise von den Übungsbeobachtern werden wir nun in unser Konzept einarbeiten", so der zweite stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur Karsten Moock.

Landrätin Theresia Riedmaier zeigte sich zufrieden und resümierte: "Solche Großübungen stärken und intensivieren die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Hilfsorganisationen. Jeder Handgriff und jeder Ablauf muss geübt, sein um im Ernstfall vorbereitet zu sein". Das Gymnasium Edenkoben habe sich als Standort gut angeboten. Es sei verkehrtechnisch gut angebunden, verfüge über Parkmöglichkeiten und hat die nötigen sanitären Einrichtungen zur Dekontamination.

Sie dankte den Ehrenamtlichen in den Feuerwehren, bei den Rettungsdiensten, beim Technischen Hilfswerk sowie der Polizei, dem Katastrophenschutzstab, den Schulen und der ADD für das Engagement.