Ausstellungseröffnung und Buchvorstellung in der Pfalzbibliothek

Das Parlament für die Pfalz

Vollbesetzte Pfalzbibliothek: Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder gibt Einführungen zur Ausstellung sowie zum Tagungsband

Kaiserslautern – „Der ,Landrath‘ hatte über den ,Kreistag‘ ab 1919 und die Zeit des ,Dritten Reichs‘ bis heute eine sehr intensive und wechselvolle Geschichte“.

Mit diesen Worten führte der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder in die Ausstellung „Das Parlament für die Pfalz – 200 Jahre Bezirkstag“ in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern ein, die gemeinsam mit dem Zentralarchiv des Bezirksverbands Pfalz erarbeitet wurde. „Die Wiedergründung des Bezirkstags Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg und seine Absicherung in der rheinland-pfälzischen Landesverfassung waren dabei keine Selbstverständlichkeit.“ Heute sei der Bezirkstag Pfalz ein selbstbewusstes Parlament; eine lange Geschichte und große Leistungen seien jedoch noch kein Garant für die Zukunft, ergänzte Wieder.

„Gerade im Jubiläumsjahr müssen wir uns fragen: Was ist der Bezirksverband Pfalz heute und was kann er in Zukunft sein? Wir selbst als Gestaltungsverantwortliche sind überzeugt, dass die Art der Aufgabenwahrnehmung in einem höheren Kommunalverband gut, richtig und zukunftsfähig ist, sie hat große Vorteile und ist zudem identitätsstiftend. Aber natürlich müssen auch die Menschen unserer Region überzeugt sein“.

Aus dem „Landrath“ sei ein Gebilde geworden, bei dem über 4.000 Menschen arbeiteten und das eine Finanzverantwortung von über zwei Milliarden Euro habe, fasste der Vorsitzende zusammen.

Roland Paul, Direktor der Pfalzbibliothek sowie des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, erläuterte aus historischer Sicht: „Ende April 1816 begann eine neue Epoche für unsere Region: Die Pfalz wurde nach 17 Jahren Zugehörigkeit zu Frankreich Bayern zugeschlagen, das ,Besitzergreifungspatent‘ des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph vom 30. April wurde Anfang Mai überall angeschlagen.“

Die Pfälzer hätten sich in der Folge darum bemüht, dass sie an den Errungenschaften der Französischen Revolution festhalten durften, so zum Beispiel seien Justiz und Verwaltung getrennt und die Grundlage der Rechtsprechung der „Code civil“ geblieben, in Tradition des „Conseil général“ seien 20 Männer aus dem Kreis der 600 höchstbesteuerten pfälzischen Bürger vom bayerischen König zu Mitgliedern des ersten „Landraths“ ernannt worden.

Die Ausstellung gehe auf einige Aspekte der 200-jährigen Geschichte des Bezirkstags Pfalz ein, erklärte Paul, zeige aber auch, wo der Bezirksverband Pfalz heute stehe. Unter anderem ist der erste „Protocollband“ der Sitzungen des „Landraths“ aus dem Jahr 1816 im Original zu sehen. Biografien wichtiger „Landraths“-Persönlichkeiten werden vorgestellt, so etwa von Karl Adolf Ritter, Paul Camille Denis, Johann Gienanth oder Theodor Erasmus Hilgard. Als erste Frau wurde im Jahr 1920 Marie Fooß, „Landgerichtsdirektorwitwe“ aus Bellheim, in den damaligen Kreistag gewählt. Neben historischen Dokumenten und Abbildungen bereichern auch Alltagsgegenstände, die als Leihgaben aus dem Museum Sickinger Höhe in Queidersbach kommen und das Leben im 19. Jahrhundert widerspiegeln, die Ausstellung.

Ulrich Burkhart, Leiter des Zentralarchivs, das der Bezirksverband Pfalz in Kaiserslautern unterhält, präsentierte den Tagungsband zum „Wissenschaftlichen Symposion zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Bezirksverbands Pfalz“, das bereits im vergangenen November das Jubiläumsjahr eingeläutet hatte. Burkhart führte zum Inhalt der Veröffentlichung aus: „Unsere Referenten haben sich ihrem jeweiligen Untersuchungsgegenstand meist von verschiedenen Seiten und mit kritischer Distanz angenähert. Sie haben uns ihre Themen in vielen Facetten und unterschiedlichen Sichtweisen präsentiert, sie haben viel Konstruktives aufgezeigt, sich aber nicht gescheut, uns auch kritisch zu Hinterfragendes mit auf den Weg zu geben.“ Der Tagungsband mit elf Artikeln der Symposionsreferenten umfasst 256 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen sowie eine DVD. Das Buch ist für 10 Euro erhältlich bei der Pfalzbibliothek, beim Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie online unter www.shop.pfalzgeschichte.de.

Der Gitarrist Martin Haberer begleitete die Veranstaltung musikalisch etwa mit einem Stück von Niccolò Paganini, mit dem „Heckerlied“ und einem Flamenco. Die Ausstellung ist bis 16. Juli in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern, Bismarckstraße 17, während der Öffnungszeiten zu sehen: Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr und Samstag von 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.