Mainz – „Die Tierseuchensituation in Rheinland-Pfalz gibt weiterhin keinen Anlass zur Sorge. Im Jahr 2015 und im ersten Halbjahr 2016 hat es keine Ausbrüche von gefährlichen Tierseuchen gegeben. Allerdings wurde eine Reihe von anzeigepflichtigen Tierseuchen und meldepflichtigen Tierkrankheiten nachgewiesen“, zog Umweltministerin Ulrike Höfken heute Bilanz der Tierseuchenbekämpfung“.

Einen Grund zur Entwarnung gebe es daher nicht. Im Gegenteil: „Wir müssen gefährliche Tierseuchen stets im Blick halten, um ein Wiederaufflammen bekannter oder das Auftreten neuer Krankheiten rechtzeitig zu erkennen“, betonte die Ministerin. Das gelte vor allem für sogenannte Zoonosen, also Krankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragbar sind.

Das Landesuntersuchungsamt (LUA) überwacht kontinuierlich den Gesundheitsstatus der Tierbestände und bei Wildtieren in Rheinland-Pfalz. Im vergangenen Jahr wurden 309.266 Proben untersucht. Dazu gehören gezielte Proben zur Feststellung von Erkrankungs- und Todesursachen sowie Untersuchungen im Rahmen von staatlichen Monitoringprogrammen. Das Lebensmittel- und Veterinäramt der EU hat das LUA Ende 2015 geprüft und eine hohe Qualität der Untersuchungsergebnisse bescheinigt.

Die sogenannte Chinaseuche, die „Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen“ (RHD) hat besonders in diesem Jahr zu vielen Todesfällen bei Haus- und  Wildkaninchen geführt. Neben dem bekannten RHD-Virus 1 wurde in den vergangenen beiden Jahren zunehmend der RHD-Virus 2 nachgewiesen. Die für den Menschen ungefährliche Tierseuche wird durch direkten Kontakt der Tiere, kontaminierte Materialien oder durch stechende Insekten übertragen. Haus- und Wildkaninchen sterben innerhalb von zwei Tagen an Leberveränderungen und einer Störung der Blutgerinnung. Die Seuche ist weder anzeige- noch meldepflichtig. „Impfungen können die Tiere schützen“, erklärte Höfken. Impfstoffe gegen das RHD-Virus 1 sind in Deutschland zugelassen. Impfstoffe für die Variante 2 können die Tierärzte nach Genehmigung nutzen.

Für Menschen ungefährlich, für Hunde, Katzen und für Rinder tödlich: Zum ersten Mal seit über sechs Jahren hat das LUA im Dezember 2015 wieder die Aujeszkysche Krankheit bei einem Jagdhund nachgewiesen. Das Tier wurde bei einer Jagd eingesetzt und hatte dabei Bisskontakt zu einem Wildschwein. Die Aujeszkysche Krankheit ist eine weltweit verbreitete Herpesvirusinfektion der Säugetiere. Hauptwirt ist das Schwein. In den Hausschweinebeständen in Deutschland konnte die Krankheit getilgt werden. Bei Wildschweinen tritt sie allerdings vereinzelt noch auf. Das auffälligste Symptom bei infizierten Hunden ist der Juckreiz an Stirn, Lippen, Wangen, Augen und Ohren. Eine Impfung gibt es für Hunde nicht. Bisskontakt bei der Jagd ist zwar nicht immer zu vermeiden, doch sollten Jäger ihre Hunde von erlegtem Schwarzwild fernhalten und entnommene Innereien nicht roh verfüttern, rät Ministerin Höfken.

„Bei Hausschweinen in Freilandhaltung muss unter anderem sichergestellt sein, dass kein direkter oder indirekter Kontakt zu Wildschweinen möglich ist. Wird das Virus in einen Bestand eingeschleppt, drohen massive wirtschaftliche Schäden“,

so die Ministerin.

Zum ersten Mal wurde 2015 in Rheinland-Pfalz die auf Menschen übertragbare Tierseuche Brucellose bei zwei Wildschweinen nachgewiesen. Brucellose kommt weltweit bei Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen vor. Der Erreger wird von Tier zu Tier übertragen. Menschen können sich durch Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Ausscheidungen infizieren und mit Fieber reagieren. Auch der Genuss von nicht ausreichend erhitzten Lebensmitteln (Fleisch und Milch) birgt ein Infektionsrisiko. Positiv getestete Wildschweine gelangen nicht in die Lebensmittelkette. Höfken rät dennoch, vorsorglich die üblichen Hygienemaßnahmen,wie ausreichendes Garen, beim Umgang mit Wildfleisch zu beachten.
Der in Deutschland zuletzt häufiger vorkommende Erreger der Hasenpest ist 2015 und 2016 wieder in Rheinland-Pfalz bei Feldhasen festgestellt worden. Die Krankheit, die hauptsächlich bei Hasen und Wildkaninchen vorkommt, ist bei direktem Kontakt mit kranken Tieren auf den Menschen übertragbar.

„Erkrankte Tiere sollten auf keinen Fall angefasst werden“,

warnte Höfken.

Das bis 2011 noch unbekannte Schmallenbergvirus kursierte auch 2015 in Rheinland-Pfalz. Und auch 2016 gab es bisher zwei Nachweise. Das Virus befällt insbesondere Schafe, Ziegen und Rinder und wird von Mücken übertragen. Infizierte Tiere gebären häufig Nachkommen mit schwersten Missbildungen. „Eine Gefahr für den Menschen besteht jedoch nicht“, so Höfken. Ein zugelassener Impfstoff steht inzwischen zur Verfügung.
Im Jahr 2015 wurde bei insgesamt zwei Schafen aus der Eifel und dem Westerwald Scrapie nachgewiesen. Es handelte sich um die atypische Form der Krankheit, die bei einzelnen Tieren spontan auftritt. Eine Übertragung der atypischen Scrapie auf Menschen wurde bisher nicht nachgewiesen. Scrapie (auch Traberkrankheit genannt) ist eine tödlich verlaufende Erkrankung des Gehirns bei Schafen. Sie wird durch fehlgebildete Eiweiße (Prionen) hervorgerufen. Die äußeren Zeichen sind Verhaltens- und Gangstörungen mit starkem Juckreiz. Sie magern ab und verenden schließlich.

Erfolge beim Kampf gegen das Rinder-Herpesvirus: Die EU hat Rheinland-Pfalz im Juli 2016 offiziell als frei von Rinder-Herpesvirus anerkannt. Der Erreger kann große tiergesundheitliche und wirtschaftliche Schäden anrichten, für den Menschen ist er ungefährlich. Bei Rindern verursacht das Virus akute und hochansteckende Entzündungen der Atemwege; auch Fehlgeburten und Infektionen der Fortpflanzungsorgane treten auf. Die Landwirte können jetzt beim Handel über die Landesgrenzen auf aufwändige Quarantänemaßnahmen verzichten und ihre BHV1-freien Tieren leichter in andere Mitgliedstaaten und Drittländer verkaufen.