„Nauticus“: Schiffseigner und Schauermänner

Abgerechnet wird zum Schluss: Bei "Nauticus" wird während des Spiels kaum gepunktet - Es sei denn, man hat sich ganz auf diese Taktik verlegt

„Schon wieder so ein verdammtes Ressourcenspiel!“ rief einer der Testspieler nach dem Erklären der Spielregeln von „Nauticus“ aus. Zu einer ersten Runde des Brettspiels „Nauticus“ hatten sie sich zusammengefunden und mussten sich viel Zeit nehmen, das Regelwerk zu studieren. Der Spruch „Wir spielen einfach mal drauf los“ zählt für „Nauticus“ nicht, dafür ist es zu anspruchsvoll.

Ein „Ressourcenspiel“, ein Brettspiel, bei dem derjenige gewinnt, der seine Eigentümer möglichst geschickt einsetzt, ist „Nauticus“ in der Tat. Die Frage ist: Ist es ein gutes oder ein schlechtes Ressourcenspiel? „Nauticus“ ist vom Kosmos-Verlag, einem Stuttgarter Unternehmen, dass mit Experimentierkästen bekannt wurde und auch für seine Natur-Bestimmungsbücher (z.B. Pilze) bekannt ist. Seit dem großen Erfolg von „Siedler von Catan“ mischt es auch bei den Brettspielen mit: Ein Dutzend neue Brettspielprodukte pro Jahr sind keine Seltenheit. Die deutsche Spieleszene ist geteilter Meinung: Die sog. „Hardcore“-Spieler halten die Kosmos-Spiele für gefälligen Mainstream, die überwiegende Zahl der Hobby-Brettspieler schätzt die Vielfalt der Stuttgarter Produkte und die Verlässlichkeit, beim Kauf ein beherrschbares und zumindest ordentliches Spiel zu bekommen.

Der Kosmos-Verlag selbst zog sich dieses Jahr die berühmten Sieben-Meilen-Stiefel an: Stolz berichtete er in einer Pressemitteilung, nun – mit Rang 13 aller Brettspielhersteller – in die höchste Liga eingezogen zu sein. Auch mit dem Printgeschäft am Kiosk haben die Schwaben keine Berührungsängste, bald sollen die altgedienten Jungdetektive aus „Die drei Fragezeichen“ als Zeitschrift erscheinen.

Zurück zu „Nauticus“, das – nomen est omen – in die Welt des spätmittelalterlichen Seehandels führt. Schiffe müssen gebaut und beladen (der untergegangene Beruf des „Schauermanns“), Waren gekauft und verkauft werden. In jede der vier Spielrunden ändern sich die Gesetze des Marktes. Fazit: „Nauticus“ ist ein komplexes Spiel, das große Plus ist die Vielzahl möglicher Strategien. Kleiner Nachteil ist, dass leider wieder darauf verzichtet wurde, dem Spieler Mittel an die Hand zu geben, dem Konkurrenten direkt zu schaden.

Es ist für Kinder ungeeignet, nicht weil diese nicht intelligent genug wären, sondern weil es diszipliniertes Spielen erfordert. Es klingt vielleicht paradox, aber nur wer „Nauticus“ diszipliniert spielt, findet Gefallen daran.

„Nauticus“
​Brettspiel für 2 bis 4 Personen
Alter ab 30 Jahren
Dauer ca. 90 bis 120 Minuten
Preisempfehlung des Verlags: 39,99 Euro