Mediziner aus dem Kreiskrankenhaus Bergstraße beteiligen sich

Als Notärzte im Kreisgebiet

Julia Götz ist eine von derzeit acht Ärztinnen und Ärzten des Kreiskrankenhauses Bergstraße, die seit kurzem das Notärzteteam an der Bergstraße und im Ried verstärken

Kreis Bergstraße – Der Rettungswagen fährt zügig die Rampe zur Notfallaufnahme des Krankenhauses hoch. Das Blaulicht blinkt, das Martinshorn hat der Fahrer kurz hinter der letzten Kreuzung ausgeschaltet.

An Bord hat er einen Herzinfarktpatienten. Alles muss schnell gehen. Mit dabei: ein Notarzt. Der kommt, das eine Neuerung, an diesem Tag aus dem Kreiskrankenhaus Bergstraße. Seit Kurzem verstärken Mediziner des Hauses in Heppenheim das Notärzteteam im Kreisgebiet.

Eine erste Bilanz nach der Starphase fällt positiv aus. PD Dr. Armin Kalenka, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin am Kreiskrankenhaus, äußert sich zufrieden. Er ist verantwortlich für die Organisation und Koordination der Ärzte, die das Haus für den Dienst stellt. Die Kooperation innerhalb des neuen Bergsträßer Notärzteteams funktioniert bestens. Der Schritt aus dem Krankenhaus hinaus war richtig, so eine weiteres Resümee von Dr. Kalenka. Wobei der Hauptarbeitsplatz der Krankenhausärzte nach wie vor in den Fachabteilungen des Hauses ist. Tageweise sind die Mediziner im Wechsel außerhaus an den Standorten der Notarzteinsatzfahrzeuge in Heppenheim und Lampertheim. 

Das Kreiskrankenhaus ist seit Längerem bemüht, die Rettungskette in der Region noch enger zu verzahnen. Eines der Ziele dabei ist, den Dialog zwischen Rettungsdienst und Krankenhausärzten und damit den Wissenstransfer in beide Richtungen zu intensivieren, was der Patientenversorgung zugutekommt. Dazu trägt unter anderem die von Dr. Kalenka ins Leben gerufene jährliche „Bergsträßer akutmedizinische Tagung“, ein mit hochrangigen Referenten besetztes Fachforum, in der Kreisstadt bei. Als die Besetzung der Notarzteinsatzfahrzeuge, kurz NEF, vom Kreis Bergstraße neu ausgeschrieben wurde, bot sich eine weitere Möglichkeit, den Schulterschluss enger werden zu lassen. Die Bewerbung des Kreiskrankenhauses erfolgte in Kooperation mit der Notarztgemeinschaft Dr. Scheuer und Partner. Die Gemeinschaft, in der gleichfalls hocherfahrene Mediziner zusammengefunden haben, besetzt seit vielen Jahren die Fahrzeuge. Das neugeschaffene Modell fand Zustimmung im Auswahlverfahren. Aktuell sind acht Ärzte aus dem Kreiskrankenhaus als Notärzte mit im Einsatz. An zwei Werktagen in der Woche sind sie in Heppenheim und gleichfalls an zwei Tagen in Lampertheim. Die anderen Dienste übernehmen die Ärzte um Dr. Manfred Scheuer, zugleich Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Kreis Bergstraße. Ein dritter Standort, Lindenfels, ist anderweitig besetzt.

Ärzte mit viel Praxiserfahrung

Mit dem Einstieg des Kreiskrankenhauses in den Notarztdienst zeichnet sich auch ein Generationswechsel ab.

Dr. Kalenka: „Das trägt zur Verjüngung der Truppe bei“.

Zumal weitere junge Ärzte aus dem Haus entsprechend qualifiziert werden sollen. Die Voraussetzungen, um als Notarzt im Einsatz sein zu dürfen, sind weitreichend. Mindestens zwei Jahre muss der Arzt in einem Krankenhaus tätig gewesen sein, sechs Monate Intensivstation sind zudem Pflicht. Auch ist ein achtzigstündiger Notarztkurs zu absolvieren, außerdem fünfzig Mitfahrten im Einsatz an der Seite eines erfahrenen Notarztes. Dann darf der Arzt die Zusatzbezeichnung Notfallmediziner tragen. Diese ist in Hessen für den Dienst als Notarzt zwingend erforderlich.

Bei der Einsatzfahrt ist der Platz des Arztes im Notareinsatzfahrzeug  auf dem Beifahrersitz. Der Fahrer kommt vom Kreisverband des Roten Kreuzes, ein Rettungsassistent. Ausgerüstet ist das Auto mit Navigations- und Kommunikationselektronik und mit in lebensbedrohlichen Situation dringend benötigtem technischem Gerät, darunter EKG-Gerät und Defibrillator. Auch sind Medikamente schnell greifbar. Bei einem Notruf rückt das Fahrzeug parallel mit dem Rettungswagen (RTW) aus. Die Entscheidung, zum Notarzteinsatz wird in der Leitstelle Bergstraße gefällt, wo sämtliche Notrufe aus dem Kreisgebiet auflaufen. Notarztfahrzeug und Rettungswagen fahren unabhängig voneinander im sogenannte Rendevouz-System an, Treffpunkt Einsatzort. Nach Versorgung des Patienten dort steigt der Arzt wenn notwendig für die Weiterfahrt in den Rettungswagen um und begleitet den Patienten ins Krankenhaus. In Heppenheim und Umgebung, hierzu zählen vor allem die Bergstraße und der vordere Odenwald, wird durchschnittlich sieben Mal am Tag der Notarzt gerufen, in Lampertheim und Umland, das Ried, fünf Mal.

Infobox:

Das Konzept, Notärzte in einem eigens ausgestatteten Fahrzeug zum Einsatzort zu schicken, wurde vor mehr als fünfzig Jahren in Heidelberg entwickelt. Ein Oberarzt der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums, zudem das Kreiskrankenhauses Bergstraße seit dem Jahr 2012 gehört, hatte die Idee zu dem so genannten Rendevouz-System, bei dem Notarzteinsatzfahrzeug und Rettungswagen sich am Einsatzort treffen. Von Heidelberg aus fand die Idee Übernahme im gesamten Bundesgebiet und auch in vielen anderen Ländern. Heute gilt: Maximal zwei Minuten nach der Alarmierung muss das Fahrzeug mit dem Notarzt auf der Straße sein, Ziel der Fahrzeugbesatzungen an der Bergstraße sind allerdings sechzig Sekunden.