Frankfurt am Main – Informationen und Neuigkeiten aus der Stadt und den Stadt-/Ortsteilen.

Offizielle Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz

OB Peter Feldmann und Aviva Goldschmidt bei Kranzniederlegung (Foto: Bernd Kammerer)
OB Peter Feldmann und Aviva Goldschmidt bei Kranzniederlegung (Foto: Bernd Kammerer)

Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte anlässlich der Gedenkstunde zur Befreiung des KZ Auschwitz am Freitag, 27. Januar: „Erinnerung ist kein Ballast für die gute Zukunft unseres Landes, sondern Voraussetzung.“

Der Oberbürgermeister freute sich zu Beginn, dass mit Aviva Goldschmidt eine sogenannte Kinder-Überlebende als Zeitzeugin der Schoah in der Paulskirche zu Gast war, „die ich seit über 50 Jahren persönlich kenne, und die eine enge Kollegin meines verstorbenen Vaters im Rahmen ihrer Arbeit für die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland war.“

„Die bewegenden Berichte der Überlebenden sind für unser Erinnern wichtig. Dass wir begleitend zur Gedenkveranstaltung des heutigen Tages in Zusammenarbeit mit der Jewish Claims Conference die Ausstellung ‚Jewish Child Survivors‘ hier in der Wandelhalle der Paulskirche zeigen können, war mir persönlich wichtig“, so Feldmann. „Die Ausstellung illustriert anhand von Einzelschicksalen die Lebenssituation von Holocaust-Überlebenden, die die nationalsozialistische Judenverfolgung als Kinder durchlitten haben. Sie zeigt, dass die Betroffenen zeitlebens von den Traumata der Schoah begleitet werden, die gerade jetzt im fortgeschrittenen Alter in Form von psychischen und physischen Folgeerkrankungen zu Tage treten.

Gemeinsamer Appell der Oberbürgermeister Peter Feldmann, Horst Schneider und Michael Ebling: Es muss leiser werden!

Anlässlich der 200. Montagsdemonstration am Frankfurter Flughafen am 30. Januar soll dieser Appell der drei Oberbürgermeister Peter Feldmann (Frankfurt am Main), Horst Schneider (Offenbach) und Michael Ebling (Mainz) verlesen werden:

„Heute treffen wir uns zur 200. Montagsdemonstration am Frankfurter Flughafen. Seit dem 14. November 2011 haben sich hier jeden Montag tausende Menschen getroffen, um gegen Fluglärm und Schadstoffbelastung zu demonstrieren. Dies ist ein beeindruckendes Engagement, und Ihre Forderungen und Ihr Durchhaltevermögen finden hier in der Region und weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus Beachtung. Wir, die Oberbürgermeister aus Frankfurt, Mainz und Offenbach, unterstützen die Initiativen und die Demonstrationen vor Ort ausdrücklich.

Wir wissen: Ihr Einsatz gegen Fluglärm und seine Folgen ist ein Einsatz für unsere Region Frankfurt/Rhein-Main. Für unsere Heimat. Wir sehen in der 200. Montagsdemonstration ein beeindruckendes Zeichen bürgerschaftlichen Engagements, das nicht ungehört verhallen darf. Wir stehen an der Seite der von Fluglärm betroffenen Menschen, nicht gegen sie. Die NORAH-Studie hat lärmmedizinisch belegt, dass der Flugverkehr für die Umgebung des Frankfurter Flughafens negative gesundheitliche Folgen hat. Zum Schutz der Gesundheit der Anwohner des Frankfurter Flughafens muss es spürbar leiser werden!

Nicht zuletzt deshalb sind wir bei der Forderung nach einem absoluten Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr an Ihrer Seite.

Lärmobergrenzen müssen zur Folge haben, dass es leiser und nicht lauter wird. Lärmobergrenzen müssen lokal und rechtsverbindlich sein, den technischen Fortschritt berücksichtigen und den bestehenden Lärm schrittweise reduzieren, nicht lediglich den Zuwachs an Lärm begrenzen. Ihre Überschreitung muss Folgen haben! Die Überschreitung der festgelegten Lärmobergrenzen muss durch ein für die Bevölkerung transparentes Monitoring überwacht werden und wirksame Sanktionen zur Folge haben.“

Baumfällarbeiten auf dem Waldfriedhof Oberrad

In den kommenden Wochen fällt das Grünflächenamt Bäume auf dem Waldfriedhof Oberrad. Sie sind abgestorben, faul oder morsch und deswegen nicht mehr standsicher.

Neuer Radweg: Gießener Straße abschnittsweise gesperrt

Im Rahmen des Neubaus eines Radweges durch das Amt für Straßenbau und Erschließung entlang der Gießener Straße zwischen Marbachweg und Homburger Landstraße kommt es ab Montag, 30. Januar, bis voraussichtlich November 2017 zu mehreren Sperrungen der Fahrbahn. Die Arbeiten beginnen in Höhe Homburger Landstraße mit kleineren Maßnahmen an der Grünfläche. Über die weiteren Sperrungen wird gesondert informiert.

Weitere aktuelle Verkehrsinformationen der Stadt Frankfurt sind im Internet unter www.mainziel.de zu finden.

Bürgermeister Uwe Becker: Erinnerungskultur ist Teil unserer gesellschaftlichen Identität

Am heutigen Tag jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 72. Mal. Frankfurts Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker betonte aus diesem Anlass die „Bedeutung der Erinnerungskultur als Teil unserer gesellschaftlichen Identität in Deutschland“.

Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde dieser Tag von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt.

„An diesem Tag gedenken wir der Opfer des Holocaust. Auschwitz steht für eine entmenschlichte Maschinerie des staatlich organisierten, industriellen Massenmordes, dem Millionen von Menschen auf grauenhafteste Weise zum Opfer gefallen sind. Der Holocaust ist auch in Frankfurt nicht über die Menschen hereingebrochen, sondern er wurde von Frankfurtern an Frankfurtern verbrochen und er war nur deshalb in solch schrecklicher Kaltblütigkeit möglich, weil zu viele mitgemacht und zu viele weggesehen haben“, betont Bürgermeister Becker.

„Leider müssen wir 72 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz feststellen, dass in Europa der Antisemitismus eher wieder zunimmt. Und auch wenn sich der Antisemitismus oftmals einen Umweg über den Antizionismus sucht, richtet sich der Hass doch immer wieder gegen Menschen jüdischen Glaubens. Gerade eine Stadt mit einer auch großen jüdischen Tradition wie Frankfurt hat hier eine ganz besondere Aufgabe. Aus der begangenen Schuld, die immer Teil der Geschichte und damit auch der gesellschaftlichen Identität unseres Landes und auch unserer Stadt bleiben wird, resultiert die Verantwortung in Gegenwart und Zukunft, gegen jegliche Form von Antisemitismus und Antizionismus anzugehen und für ein friedliches und offenes Miteinander einzutreten. Unsere Erinnerungskultur ist Teil unserer gesellschaftlichen Identität“, so Bürgermeister Becker.

Sehr klar wandte sich Bürgermeister Becker gegen Aussagen bestimmter Parteien, die eine Abkehr von der Erinnerungskultur fordern. „Wer eine Wende in der Erinnerungskultur um 180 Grad fordert, der will nicht nur dieses wichtige Erinnern beenden, der will auch eine Wende unserer Gesellschaft hin zu jener entmenschlichten Unkultur, die Deutschland und Europa im vergangenen Jahrhundert ins Verderben geführt hat. Wir überlassen unsere Geschichte und damit auch unsere Zukunft nicht den Demagogen. Gegen die Wortführer des rechten Extremismus müssen wir gerade an einem Tag wie heute gemeinsam aufstehen“, so Bürgermeister Becker abschließend.

Erinnerungsarbeit gemeinsam gestalten – Jüdisches Museum, Fritz Bauer Institut und Abendgymnasium vereinbaren Bildungspartnerschaft

Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar luden das Jüdische Museum und das Abendgymnasium im Vorfeld zu einem Pressegespräch ein. Die Teilnehmer waren Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin Jüdisches Museum Frankfurt, Irene Kambas, Schulleiterin Abendgymnasium Frankfurt, sowie Sophie Schmidt, Mitarbeiterin am Pädagogischen Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums.

Am 27. Januar 1945 befreite die sowjetische Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. 1996 erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog diesen Tag zum bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus; 2007 wurde er von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ernannt. „Die Auseinandersetzung mit Auschwitz und dem Holocaust darf sich nicht auf einen Gedenktag beschränken“, sagte Ina Hartwig. Die Stadträtin wies darauf hin, dass in unmittelbarer Nähe des Abendgymnasiums vor etwa einem Jahr die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle eröffnet worden war. Von diesem Ort organisierte die Geheime Staatspolizei von Oktober 1941 an die Deportation von rund 10.000 Frankfurter Juden in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager. Nur 176 der deportierten Erwachsenen und Kinder überlebten den Holocaust.

Museumsdirektorin Dr. Mirjam Wenzel zog nach einem Jahr Vermittlungsarbeit in der Erinnerungsstätte an der ehemaligen Großmarkthalle Bilanz: „Das öffentliche Interesse an der Erinnerungsstätte ist enorm. Rund 5.000 Menschen haben diesen besonderen Ort seit Dezember 2015 im Rahmen der Führungen besucht, die das Jüdische Museum anbietet.“ Das Vermittlungsangebot richtet sich vor allem an Gruppen und wird durch Workshops mit Schulklassen ergänzt, die vom gemeinsamen Pädagogischen Zentrum des Jüdischen Museums und Fritz Bauer Institut entwickelt wurden.

Nun wurde eine Bildungspartnerschaft vereinbart, die die Zusammenarbeit mit der Schule auf eine feste Grundlage stellt. Diese Kooperationsvereinbarung zwischen dem Abendgymnasium Frankfurt und dem Pädagogischen Zentrum wurde am Donnerstag, 26. Januar, im Rahmen des Gesprächs unterzeichnet. Anwesende Unterzeichner waren Schulleiterin Irene Kambas, Dr. Mirjam Wenzel für das Jüdische Museum und Prof. Werner Konitzer für das Fritz Bauer Institut. Die Kooperation soll die Informations-, Kultur- und Geschichtskompetenz bei Studierenden sowie Lehrern entwickeln und fördern. Das Jüdische Museum als außerschulischer Lernort unterstützt die Schule bei der Erfüllung ihres Bildungsauftrages; Angebote werden vom Pädagogischen Zentrum an aktuelle Gegebenheiten in Schule und Museum angepasst und weiterentwickelt. Neben der Unterstützung und Beratung bei der Planung von Unterrichtsreihen zählt etwa auch die Einbindung von Führungen und Workshops in den Geschichtsunterricht dazu. Alle Mitglieder der Schule erhalten freien Eintritt ins Jüdische Museum, zu Führungen und Workshops im Museum sowie zur Erinnerungsstätte Großmarkthalle und am Norbert-Wollheim-Memorial. Zudem erprobt das Pädagogische Zentrum Workshop-Konzepte oder Unterrichtsmaterial im Abendgymnasium.

Dazu sagte die Schulleiterin Irene Kambas: „Geschichte berichtet von den einschneidenden Erfahrungen, die Wunden und Gräben hinterlassen haben. Erst wenn sie immer wieder in neuer Perspektive erinnert werden, lassen sie ein gemeinsames Terrain wachsen, das tragfähig ist. Das wollen wir mit unserer Kooperation erreichen. Das Abendgymnasium selbst rückt durch die Kooperation mit dem Jüdischen Museum und dem Fritz-Bauer-Institut mehr in die Mitte des Ostends, tiefer in die Stadt Frankfurt und an unseren gemeinsamen Anspruch an gelingende Bildung.“

Neben der Schulleiterin standen außerdem Ralf-Michael Kloka, stellvetretender Schulleiter, Linda Funk als Fachleiterin, Verbindungslehrer Nico Brademann und einige Studierende für Fragen zur Verfügung. Die Kooperation ist bereits die fünfte Bildungspartnerschaft, die das Pädagogische Zentrum eingeht. Bisher bestehen bereits erfolgreiche Bildungspartnerschaften mit der Anne-Frank-Schule, der Louise-von-Rothschild-Schule, der Franz-Böhm-Schule und der Ricarda-Huch-Schule in Dreieich.

2017 jähren sich die Deportationen aus dem Jahre 1942 zum 75. Mal. Daher bietet das Jüdische Museum an den Tagen, an denen Frankfurter Jüdinnen und Juden deportiert wurden, öffentliche Führungen über die Erinnerungsstätte an: Die Termine sind wie folgt: Montag, 8. Mai, Mittwoch, 24. Mai, Sonntag, 11. Juni, Freitag, 18. August, Freitag, 1. September, Freitag 15. September, und Sonntag, 24. September. Die Führungen beginnen jeweils um 16.30 Uhr und um 18 Uhr, sonntags um 10.30 Uhr und um 12 Uhr. Anmeldungen nimmt Christine Wern entgegen per E-Mail an christine.wern@stadt-frankfurt.de.