Heidelberg/Köln: Deutliche Niederlage für deutsche Rugby 15er-Herren

Rugby Europe Championship: Deutschland – Spanien 15:32 (3:29)

Foto: Tobias Keil
Foto: Tobias Keil

Heidelberg / Köln – Die deutsche 15er-Rugbynationalmannschaft hat in der Rugby Europe Championship ihr Heimspiel gegen Spanien klar verloren. Vor gut 6.100 Zuschauern in Köln unterlag das Team von Coach Jacobus Potgieter den Iberern am Ende nicht unverdient mit 15:32 (3:29).

Spanien dominierte die Partie 50 Minuten lang beinahe nach Belieben, doch am Ende schafften es die DRV-Mannen mit viel Kampfgeist, den zwischenzeitlich schon fast verbuchten offensiven Bonuspunkt für den Gegner noch zu verhindern. Die Iberer zogen mit diesem Sieg im EM-Klassement und damit in der Qualifikation für die
Weltmeisterschaft 2019 nach Punkten mit dem deutschen Team gleich.

„Wir waren in der ersten Hälfte wirklich nicht gut, haben zu keiner Zeit unseren Spielplan umsetzen können und viele falsche Entscheidungen getroffen. Das war sicher unsere bislang schlechteste Halbzeit in dieser Saison. Und dann kann man nicht erwarten, dass man hier noch gewinnt“, monierte der Nationaltrainer. „Spanien war heute die bessere Mannschaft, hat fast alle seine Chancen nutzen können. Hinten raus haben wir uns noch einmal gut reingekämpft. Das war positiv, kam aber zu spät. Wichtig war aber, dass wir so den Bonuspunkt nicht zugelassen haben. Jetzt müssen wir das analysieren und es dann in Russland besser machen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, wo wir herkommen. Die Mannschaft macht weiter große Schritte nach vorn, aber da werden immer wieder Steine kommen, die man erst aus dem Weg räumen muss.“

Die deutsche Mannschaft wirkte im ersten Durchgang noch ziemlich nervös. Ein Ballverlust von Raynor Parkinson brachte Spanien erstmals in Angriffsposition. Die zogen ihr bekannt schnelles Spiel auf und kamen so früh in die Nähe des deutschen Malfelds. Bradley Dean Linklater war es, der rechts außen den Ball zum ersten Mal ablegte und gleich selbst erhöhte (4.). Die Iberer machten gleich weiter viel Druck und deckten dabei einige Zuordnungsprobleme in der deutschen Defensive auf. Doch in der 10. Minute setzte Raynor Parkinson den ersten Straftritt für Deutschland zu den Stangen und verkürzte auf 3:7. Doch auch danach fand die DRV-Auswahl nicht zu ihrem Spiel. Spanien hingegen hatte jede Menge Ballbesitz – und wusste auch viel damit anzufangen. Ein gefährlicher Durchbruch brachte für Kicker Linklater erneut die Chance auf Punkte, und der verwandelte den Straftritt sicher zum 10:3 für die Gäste (13.).

Die deutsche Mannschaft erarbeitete sich jetzt einige gute Szenen, gewann Gedränge und Gasse, verlor dann aber immer wieder den Ball im Spiel nach vorn. Es lief nicht viel zusammen beim DRV-Team. Raynor Parkinson setzte einen langen Straftritt knapp links neben die Stangen (19.). Sein Gegenüber Linklater versuchte sich wenig später ebenfalls von der Mittellinie, trat den Ball aber etwas zu kurz (22.). Kurz darauf musste mit Sean Armstrong der deutsche Kapitän verletzt den Platz verlassen und wurde von Tim Menzel ersetzt (23.).

Deutschland wirkte kurz geschockt, und Spanien nutzte das zum zweiten Versuch: Ein Durchbruch nach schönem Offload brachte Spanien wieder in die deutsche 22-Meter-Zone, wo diesmal Silvio Castegioni Algorritz den Ball im Malfeld ablegen konnte. Linklater erhöhte sicher (27.).

Wenn das deutsche Team mal in Ballbesitz war, dann leistete es sich aber im Spiel nach vorn zu viele Fehler, traf oft die falsche Entscheidung. Spanien hingegen fand in der 32. Minute wieder die Lücke und stieß bis kurz vor das DRV-Malfeld vor. In dieser Phase gab es immer wieder Fünf-Meter-Gedränge für die Iberer, bis aus dem vierten heraus der Ball schnell zu Jordi Jorba kam, der rechts außen ins Malfeld tauchte (38.). Der Erhöhungskick war nicht erfolgreich, aber Spanien war damit im Bereich des offensiven Bonuspunkts. Und die Gäste waren noch nicht bereit für die Halbzeit. Zwei Minuten später schob das spanische Paket an, Guillaume Rouet sprintete rechts raus und legte den Ball unbedrängt ab (40.). Linklaters Erhöhungskick zum 29:3 war gut und beendete eine einseitige und klar von den Spaniern dominierte erste Spielhälfte.

Das deutsche Team blieb aber auch nach der Pause auf der Suche nach dem Schlüssel für dieses Spiel, fand weiter kaum ein Mittel, den Sturmlauf der Spanier in den Griff zu bekommen. Deutschland musste jetzt punkten, und so verzichtete Raynor Parkinson fortan darauf, Straftritte zu den Stangen zu setzen, sondern kickte jeweils zur Gasse. So setzte man sich jetzt mal für einen längeren Zeitraum nahe der spanischen Mallinie fest, doch wieder waren es deutsche Fehler, die Zählbares verhinderten – etwa als Mika Tyumenev ein unabsichtliches Abseits unterlief (45.), oder als der Ball beim Ablegen nach vorn verloren ging (48.). Erst in der 54. Minute gab es mal einen Versuch zu bejubeln: Das deutsche Paket marschierte mal mit Druck nach vorn und Jaco Otto legte ab. Auch wenn der Erhöhungskick nach einer Rangelei und jeweils einer Zeitstrafe für beide Teams missglückte, Deutschland war nun besser im Spiel, wirkte bissiger und gestaltete das Geschehen in der Folge ausgeglichener. Es blieb offensiv allerdings weiter fehlerhaft. Bradley Linklater verwandelte zwar noch einen Straftritt (63.), aber es blieb dabei, dass Deutschland noch einen Versuch brauchte, um den Spaniern wenigstens den Bonuspunkt wieder abzunehmen. Nach einem Fünf-Meter-Gedränge war es Eric Marks, dem dieser dann auch gelang (65.). Parkinson verkürzte mit seinem Erhöhungskick auf 15:32.

Das brachte dem DRV neuen Rückenwind, jetzt hielt man aggressiv dagegen. Doch die Fehler blieben: In der 74. Minute schob erneut das deutsche Paket gut an, wurde allerdings aufgehalten. Der Pass nach links war die richtige Wahl, geriet aber erneut zu ungenau, sodass Spanien den Ball in Richtung Mittellinie kickte und ihn dort auch gewann. In den letzten Minuten passierte nichts mehr. Deutschland konnte nicht mehr rausholen, Spanien nahm den Auswärtssieg auch ohne Bonuspunkt gern mit.

Infobox:

Punkte:
0:7 Versuch & Erhöhung Bradley Dean Linklater (4.)
3:7 Straftritt Raynor Parkinson (10.)
3:10 Straftritt Bradley Dean Linklater (13.)
3:17 Versuch Silvio Castegioni Algorritz & Erhöhung Bradley Dean Linklater (27.)
3:22 Versuch Jordi Jorba (38.)
3:29 Versuch Guillaume Rouet & Erhöhung Bradley Dean Linklater (40.)
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8:29 Versuch Jaco Otto (54.)
8:32 Straftritt Bradley Dean Linklater (63.)
15:32 Versuch Eric Marks & Erhöhung Raynor Parkinson (65.)

Gelbe Karten:
Marcel Coetzee (55.) / Marco Pinto Ferrer (55.)

Aufstellung DRV:
1 Julius Nostadt (16 Jörn Schröder, 77.) – 2 Michail Tyumenev (19 Dash Barber, 46.) – 3 Samy Füchsel – 4 Eric Marks – 5 Timo Vollenkemper (20 Kehoma Brenner, 46.) – 6 Jacobus Otto – 7 Sebastian Ferreira – 8 Jarrid Els – 9 Sean Armstrong (21 Tim Menzel, 23.) – 10 Raynor Parkinson – 11 Pierre Mathurin – 12 Jamie Murphy – 13 Marcel Coetzee – 14 Bastian Himmer (23 Rafael Pyrasch, 68. – 22 Oliver Paine, 79.) – 15 Harris Aounallah

Zuschauer: 6.102

Schiedsrichter:
L. Liton, G. Ormiston, B. Nevins (SCO)