Weihnachtsgeschenk im ewigen Eis angekommen

Vier Monate unterwegs

Entladung der Weinkiste in der Antarktis

Antarktis/Neustadt an der Weinstraße – Mit 55 Personen wissenschaftlichen Personals und 44 Personen Besatzung an Bord war die Polarstern, eines der modernsten Forschungsschiffe der Welt, am Nikolaustag in Kapstadt gestartet. Das Ziel Punta Arenas soll planmäßig am Valentinstag erreicht werden.

Zwischen all den Forschungsmaterialen, technischem Zubehör, Ausrüstung und Proviant an Bord war eine besonders wertvolle und außergewöhnliche Fracht, die jetzt am ersten Zwischenstopp an der Schelfeiskante im Südpolarmeer entladen wurde. Eine handgezimmerte, ein Meter hohe Weihnachts-Kiste mit 70 Flaschen bester Weine aus der Pfalz und aus Rheinhessen, die der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Hans-Jürgen Seimetz am 27. August auf die 14.000 Kilometer lange Reise geschickt hatte. Der Kapitän der Polarstern konnte Weihnachtsmann spielen und das weitgereiste Weihnachtsgeschenk noch rechtzeitig vor Heilig Abend dem Forschungsteam der Neumayer III – Station in der Antarktis überbringen.

„In unserer schnelllebigen Zeit ist mein Weihnachtsgeschenk an das Überwinterrungsteam auf der Neumayer III – Station eine wunderbare Tradition und meine schönste Zuständigkeit als SGD-Präsident“, freute sich Seimetz über die pünktliche Ankunft seines Patengeschenks. Obwohl die Kiste schon im Hochsommer gepackt wird, bleibt es jedes Jahr spannend, ob sie heil und pünktlich ihr Ziel südlich der Schelfeiskante im Weddellmeer erreicht. „Die Patenschaft über die deutsche Forschungsstation im Südpolargebiet macht große Freude“, so Seimetz zu seinem Job als Patenonkel. Mit seinem Geschenk möchte er die Erinnerung an den Pfälzer Polarforscher Georg von Neumayer, nach dem die Station benannt ist, lebendig halten. „Und ein wenig an dem romantischen Gefühl von weißen Weihnachten teilhaben“, ergänzte der Behördenchef.   

Aktuell ist die Polarstern mit der Expedition PS96 unterwegs, um im Filchner-Ronne-Schelfeis ozeanographische und biologische Untersuchungen durchzuführen. Zum handverlesenen Forscherkreis und teilnehmenden Institutionen gehören u.a. nicht nur die Universitäten Queensland, Göteborg und Padova – auch die Universität Kaiserslautern ist mit einer jungen Mathematikerin an Bord vertreten.

Die „FS Polarstern“

Die „FS Polarstern“ ist gegenwärtig eines der leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe der Welt und an etwa 310 Tagen im Jahr im Dienste der Wissenschaft auf See. Der doppelwandige Eisbrecher kann bei Außentemperaturen von bis zu -50°C arbeiten und 1,5 Meter dickes Eis mit einer Geschwindigkeit von ca. 5 Knoten durchfahren. Mit ein wenig Anlauf ist auch dickeres Eis für das 118 Meter lange Schiff kein Problem. Kein Wunder, schließlich liefern die vier Motoren gemeinsam fast 20.000 PS. Das Schiff ist für biologische, geologische, geophysikalische, glaziologische, chemische, ozeanographische und meteorologische Forschungsarbeiten ausgerüstet und verfügt über neun wissenschaftliche Labors. Seit ihrer Indienststellung im Jahr 1982 hat die Polarstern bereits mehr als 1,5 Millionen Seemeilen (etwa 2,7 Millionen Kilometer) zurückgelegt.  

Die Neumayer-Station III

Die Station in der Antarktis ist ein kombiniertes Gebäude für Forschung, Betrieb und Wohnen auf einer Plattform oberhalb der Schneeoberfläche, verbunden mit einer in den Schnee gebauten Garage. Auf der Plattform sind innerhalb einer Schutzhülle insgesamt 100 Container mit Wohnräumen, Küche, Messe und Hospital sowie verschiedene Labore, Funkraum, Sanitärräume, eine Energiezentrale und eine Schneeschmelze untergebracht. Die Garage unterhalb der Station beherbergt Werkstätten, Vorrats-, Abfall- und Tankcontainer und bietet Stellplätze für die Pistenbullys und Motorschlitten. Die Schelfeiskante, an der die Versorgungsschiffe wie die „FS Polarstern“ anlegen, liegt rund 16 Kilometer entfernt.

Leben und Forschen mitten in der Antarktis

Die Neumayer-Station III ist eine deutsche Polarforschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis und befindet sich an der Atka-Bucht auf dem etwa 200 Meter dicken Ekström-Schelfeis am Rand des antarktischen Kontinents bei etwa 71° südlicher Breite und 008° westlicher Länge. Die Paten-Behörde SGD Süd befindet sich zum Vergleich etwa bei  49° Nord und 8°  Ost. Vom geografischen Südpol ist die Station noch ca. 2000 Kilometer entfernt. Die Sonne geht hier vom 15. November bis 27. Januar nicht unter, mitten im antarktischen Sommer herrscht jetzt Polartag.  Um das Weihnachtsfest  sind die sommerlichen Temperaturen meist nur im einstelligen Minusbereich, oft bläst aber ein strammer Wind. Die Station ist ganzjährig mit bis zu 40 Personen besetzt doch nur ein Team von 9 Forscherinnen und Forschern harren als Überwinterungsteam monatelang alleine aus.

Der Weihnachts-Wein wird traditionell zu einem besonderen antarktischen Anlass geöffnet: dem Mittwinterfest am 21. Juni, wenn im Südpolargebiet die Halbzeit der 62-tägigen Polarnacht erreicht ist.

Die Patenschaft des SGD Süd-Präsidenten

Der Namensgeber der Station, der Polarforscher Georg von Neumayer (1826-1909), war Pfälzer. Er wurde in Kirchheimbolanden geboren und lebte in Neustadt an der Weinstraße. Neumayer war unter anderem Gründer der Deutsche Seewarte in Hamburg. Der Chef der größten pfälzischen Behörde hat 1984 die Patenschaft für die Forschungsstation in der Antarktis übernommen und schickt seither jeden Sommer eine Kiste mit Weinen als Weihnachtsgruß aus der Heimat an das Forschungsteam.

Im August 2015 hatte Hans-Jürgen Seimetz beim Packen der Kiste hoheitliche Unterstützung von der Deutschen Weinkönigin Janina Huhn, der Pfälzischen Weinkönigin Laura Julier und der Rheinhessischen Weinkönigin Isabelle Willersinn. Auch der Oberbürgermeister der Stadt Landau Hans-Dieter Schlimmer, der Vorsitzende von Rheinhessenwein e.V. Thomas Schätzel und der rheinland-pfälzische Dehoga-Vizepräsident Alf Schulz hatten geholfen, die wertvolle Fracht sicher zu verpacken.