Musikschule zieht um

Unterrichtsbeginn am 11. Januar

Weinheim – Es ist ein Gewusel, das höchstens noch Architekten durchblicken: Rund 50 Bauarbeiter aus fast zehn Handwerksfirmen bewegen sich gleichzeitig im Haus. Die meisten im Laufschritt. Sie ziehen die letzten Kabel, belegen den Estrich mit PVC, montieren Schließanlagen, bringen von außen Dämmung an die Fassade, manche beginnen schon aufzuräumen – aber insgesamt herrscht ein gewaltiger Hochbetrieb im neuen Karrillon-Bildungshaus der Stadt Weinheim in der Weststraße; der früheren Karrillon-Schule.

Es ist zeitlich knapper geworden als gedacht, aber am 11. Januar kann die Musikschule Badische Bergstraße mit ihrem regulären Unterricht in den neuen Räumen (im Erd- und ersten Obergeschoss) beginnen. Die Endarbeiten laufen auf Hochtouren. 

Im alten Gebäude in der Luisenstraße/Bismarckstraße stehen noch ein paar Flügel und Klaviere, aber der Spezial-Transporter stand am Freitag schon auf dem Hof, um die Hunderte Kilo schweren Tasteninstrumente in sich aufzunehmen. 

Dort wo sie als nächstes stehen werden, ist der Transport einfacher. Denn das neue Karrillon-Haus wurde selbstverständlich barrierefrei umgebaut, es gibt Fahrstühle. Die Musikschule zieht (im Moment) als erste Einrichtung um; ihr altes Gebäude, das vor kurzem von der Firma Freudenberg an einen Bauträger verkauft worden ist, wird abgerissen. Die Stadt hatte das Haus gemietet. Die frühere Schule, die nun Musikschul-Standort wird, befindet sich in städtischem Besitz. 

Wegen einer unzuverlässigen Firma gab es im Verlauf des Herbstes Verzögerungen im Bauablauf, sagte gestern Architekt Steffen Seiferheld, der im Auftrag der Stadt das Projekt leitet, an der Seite des Amtes für Immobilienwirtschaft.

Neben der Musikschule wird das Stadtarchiv dort hinsiedeln, außerdem ein Bereich des Stadtjugendrings und ein Teil der Volkshochschule. Aber die Musikschule hatte den größten Zeitdruck. Also reagierte der Bauleiter und konzentrierte alle Baufirmen auf die Fertigstellung des Musikschultraktes. 
Und es hat geklappt: Ein paar Malerarbeiten fehlen noch, dann wird saubergemacht. Am Freitag, 8. Januar, werden die Instrumente aufgestellt und ausgepackt, am Montag, 11. Januar, unterrichten die Musiklehrer in neuen Räumen. Von 900 auf rund 1500 Quadratmeter Nutzfläche ist die Musikschule angewachsen; zur Verfügung stehen 17 Unterrichtsräume plus Verwaltungsräume, einem Lehrerzimmer und Sozialräumen. 
Eine Musikschule zu bauen, ist eine spezielle Angelegenheit, weiß Architekt Steffen Seiferheld, der extra einen Akustik-Berater eingeschaltet hat. Denn wichtig ist, dass sich die benachbarten Räume während der Unterrichtsstunden nicht zu arg stören. Im Zimmer neben der Schlaugzeugstunde muss auch ein Geigenunterricht möglich sein. Wände, Decken und Boden sind extra schallschützend. Musikschulleiter Jürgen Osuchowski hat sich im Laufe der vergangenen Monate zu einem wahren Bauexperten entwickelt. Er kann ein Lied davon singen, wie empfindlich Musiker auf Geräusch-Irritationen reagieren. „Manche erkennen die Leuchtröhre am Summton“, schmunzelt er.
Osuchowski hat seine Pläne mit dem neuen Domizil, er ist ein kreativer Kopf. Er kann sich „Foyer-Konzerte“ vorstellen, im Vorraum, in dem der alte Porzellanboden erhalten werden konnte. Und er hat große Ziele. „Zu einer Musikschule mit rund 1800 Schülern gehört auch ein Konzertsaal“, finden er und Erika Heuser, die Vorsitzende des Vereins Volkshochschule und Musikschule. Platz im Hof wäre für einen Zusatzbau, der wohl 1,5 Millionen Euro kosten würde. Beide geben die Hoffnung nicht auf, eine solche Zugabe über Spenden zu finanzieren.