Ludwigshafen: Wilhelmshavener HV gegen TSG Ludwigshafen-Friesenheim – Max Haider: „Wir haben nie den Glauben verloren“

David Schmidt sorgte mit seinem fünften Treffer für das zwischenzeitliche 25:24, was auch für den Sieg gereicht hätte. (Foto: Harry Reis)
David Schmidt sorgte mit seinem fünften Treffer für das zwischenzeitliche 25:24, was auch für den Sieg gereicht hätte. (Foto: Harry Reis)

Letzte Ausfahrt für die Eulen und wieder ein Zweier im Gepäck: Auf der mehrstündigen Heimfahrt von Wilhelmshaven nach Ludwigshafen konnte die Auswahl von TSG-Cheftrainer Ben Matschke noch einmal ausgiebig die 60 Minuten in der Nordfrost Arena, die bei subtropischen Temperaturen alles andere als frostig war, Revue passieren lassen, dabei auf den 10. Auswärtssieg anstoßen und auch darüber sinnieren, wie das Ranking in zwei Wochen wohl aussehen wird.

Die TSG Ludwigshafen-Friesenheim siegte beim Wilhelmshavener HV mit 26:24 und wiederholte damit ihren Vorjahreserfolg, der seinerzeit mit 24:23 ähnlich knapp ausgefallen war. Und der Spielverlauf in der Schlussphase glich dem aus der vorigen Saison, als die TSG Mitte April des letzten Jahres mit 21:23 in Rückstand gelegen und dank einer tollen Defensivarbeit in den letzten knapp fünf Minuten kein Treffer mehr kassiert hatte. Stattdessen traf Kai Dippe auf der Gegenseite gleich zweimal und Stefan Lex markierte in der Schlussminute gar noch das entscheidende Tor. Am gestrigen Abend ließ die Eulen-Abwehr in den letzten knapp acht Minuten kein Gegentor mehr zu und die Pfälzer drehten dann das Match mit einer vorbildlichen Leidenschaft und Willenskraft. Mit 24:22 hatten die Hausherren nach einem Mertens-Goal und einem Doppelschlag von Kay Smits geführt und niemand konnte ahnen, dass damit für den WHV Schluss war mit dem Torjubel. In den kommenden Minuten schaffte Patrick Weber den Anschluss, Kai Dippe den Ausgleich und David Schmidt, wie Stefan Lex ein Linkshänder, die Führung. Und nach Ablauf der Spielzeit verwandelte Philipp Grimm schließlich auch seinen dritten Siebenmeter, und wer weiß schon, was dieser Treffer noch wert ist. Denn dass am Saisonende die Tordifferenz über den Aufstieg entscheiden kann, ist nicht unwahrscheinlich. Es gilt: Jeder Treffer gewinnt an Bedeutung.

Drei Tage nach dem Heimspielerfolg gegen Aue hatten es Alex Feld und seine Kollegen erneut mit einem Klub zu tun, der die Versetzung in die nächste Zweitligasaison noch nicht sicher hat. Wilhelmshaven, das in der letzten Spielzeit als Aufsteiger für Furore gesorgt hatte und letztlich als Sechster durchs Ziel gegangen war, steckt heuer im Abstiegskampf. Mit 0:12 Punkten war die Formation von Christian Köhrmann in die bald zu Ende gehende Runde gestartet, was sich als Hypothek erweisen sollte, genauso wie die Ausfälle der kreuzbandverletzten Moritz Barkow, René Drechsler und Janik Köhler.

Die Partie entwickelte sich vom Anpfiff weg zu einem Kampfspiel, wobei die ersten Szenen den Rothemden gehörten. Pascal Durak war erster Torschütze, dann stach Kevin Klier einen von Kay Smits geworfenen Siebenmeter und David Schmidt legte schließlich nach. Lukas Kalufat erfreute den WHV-Anhang mit einem ersten Treffer, und der Slowake markierte auch die beiden nächsten Tore für die Jadestädter, 3:3 stand das Match in der 8. Minute. Dieser Gleichstand sollte einer von vielen sein, allein 10 Mal war dies im ersten Durchgang und 20 Mal insgesamt der Fall. Die erste WHV-Führung gelang Lukas Mertens, der eine Überzahlsituation nutzte und das 9:8 besorgte (19.). Dann traf Oli Heß in Unterzahl, wie später auch David Schmidt, Gunnar Dietrich und Patrick Weber. Letzterer stellte den Halbzeitstand her, und die TSG ging mit einer positiven Szene in die Kabine.

Der zweite Abschnitt war ebenso von engen Spielständen geprägt wie der erste. Auch in den zweiten 30 Minuten gelang es keinem Team, auch nur einmal einen 3-Tore-Vorsprung herauszuwerfen, selbst eine 2-Tore-Führung hatte Seltenheitswert. Und so wuchs mit zunehmender Spieldauer das Spannungsmoment. Erstmals in diesem Vergleich schnürten Lukas Mertens und Kay Smits ab der 50. Minute ein Dreierpack und die Köhrmann-Combo lag mit 24:22 vorne. Ben Matschke stellte die Abwehr nochmals auf die 6:0-Variante um und die leistete dann ganze Arbeit. So verfehlte Evgeny Vorontsov beim Stand von 24:24 das TSG-Gehäuse. Und nach dem Führungstor durch David Schmidt und einer letzten Auszeit kam die Köhrmann-Crew ins Zeitspiel, das wenige Sekunden vor dem Ende auch abgepfiffen wurde. Gegen die drohende Niederlage hatten sich die Eulen erfolgreich dagegengestemmt und die rund 15 TSG-Fans großen Gefallen an ihrer Mannschaft. Die hatte den Vergleich mit vier Treffern in Folge gedreht und dabei kein weiteres Tor zugelassen. Als Philipp Grimm zum letzten Siebenmeter angetreten war, wurde der Auswärtssieg schon gefeiert…

„Das Spiel war hoch intensiv, hoch emotional“, sagte Ben Matschke. „Das, was die Mannschaft geleistet hat, macht mich stolz. Sie war heiß und hat Charakter gezeigt, und der Matchwinner war die 6:0-Abwehr.“ Und wies darauf hin, dass während des zweitägigen Zusammenseins „kein Lagerkoller entstanden ist. Das Team hat sich ganz professionell auf dieses Spiel vorbereitet und so etwas schweißt zusammen. Die Voraussetzungen waren dieses Mal deutlich schwerer, weil das Spiel vier Tage zuvor gegen Aue Substanz gekostet hat, aber du danach noch die weite Anfahrt mit zweimaligem Training unterwegs zu überstehen hattest. Wir haben nun alle drei Spiele, zu denen wir einen Tag früher angereist sind, gewonnen.“ Max Haiders Analyse begann mit einem äußerem Umstand: „Die Hitze in der Halle hat das Ganze erschwert.“ Und fügte hinzu: „Wir wussten, dass es nicht leicht wird. In der ersten Halbzeit hatten wir in der 6:0-Abwehr nicht so den Zugriff und dann auf die 5:1-Variante umgestellt. Irgendwie ist das Spiel dahingeplätschert und in der Abwehr ist immer wieder umgestellt worden. Selbst als wir mit 22:24 hinten lagen, haben wir nie den Glauben verloren. Dass wir da nochmal zurückkommen und mit einem 4:0-Lauf gewinnen, ist einfach klasse. Mit jedem Tor in dieser Phase glaubt man immer mehr an sich. Am Ende war eine sehr große Erleichterung zu spüren.“

Am kommenden Samstag, 3. Juni 2017, kommt die HG Saarlouis nach Friesenheim (Tickets unter www.eventimsports.de/ols/eulen). Es ist das vorletzte Heimspiel in dieser Saison.

Die Statistik:

Wilhelmshavener HV: Weiner, Lüpke; Maas, Kalafut (7), Smits (6/2), Groß, Postel (1), Vorontsov (2), Steffen Köhler (2), Mertens (4), Janik Köhler, Schweigart, Kozul, Schwolow (2); Trainer: Christian Köhrmann

TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Klier, Lenz; Grimm (4/3), Dietrich (3), Haider, Heß (2), Feld (1), Remmlinger (2), Falk (1), Durak (2), Weber (5), Dippe (1), Schmidt (5); Trainer: Ben Matschke

SR: Tolga Karamuk (Magdeburg) & Nikos Seliger (beide TSV Rudow) ◊ Zuschauer: 1570 ◊ Zeitstrafen (in Min.): 4:8, Postel (22.) – Feld (18.), Grimm (28.), Dippe (35., 49.) ◊ Rote Karte: Schwolow (60.) ◊ Siebenmeter: 3/2 – 3/3, Smits scheitert an Klier (4.) ◊ Team-Time-out: 40:22, 59:00 – 28:26, 49:10

Spielfilm: 3:3 (8.), 6:6 (14.), 9:8 (19.), 10:10 (21.), 12:11 (29.), 12:13 (HZ) – 15:14 (35.), 17:15 (38.), 18:18 (43.), 21:21 (48.), 24:22 (53.), 24:26 (Ende)