Zwei Schuhmädchen schmücken neuen Joseph-Krekeler-Platz

Platz eingeweiht

Pirmasens – „Die Alte Post ist ein geschliffener Diamant, der durch seine schlichte neue Einfassung nochmals deutlich an Strahlkraft gewonnen hat“, freute sich Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis bei der Einweihung des Stadtplatzes am Kulturforum.

Im Beisein einer Delegation aus der Partnerstadt Poissy gab Matheis unter großem Applaus bekannt, dass der Platz seinem Amtsvorgänger Joseph-Krekeler gewidmet wird. Der 2003 verstorbene Pirmasenser Alt-OB habe an der Sanierung und Umnutzung des Königlich Bayerischen Postamtes entscheidenden Anteil. 

Die politischen Gremien waren dem Vorschlag zur Namensgebung einstimmig gefolgt.

„So wie sich der Blick auf das Gründerzeit-Juwel jetzt darstellt, war es vor mehr als 120 Jahren auch vom Architekten Ludwig Stempel gewollt gewesen“, erklärte der OB.

Mit dem Abriss des leerstehenden Hotel Matheis, dem eine emotionale Debatte vorausgegangen war, sei zwar ein bewegtes Kapitel Stadtgeschichte zugeschlagen worden, aber gleichzeitig ein Stück „Alt Pirmasens“ wieder auferstanden, so der Verwaltungschef. Einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen zehn großformatige Schautafeln, die in einer Stützwand eingelassen wurden. Die historischen Aufnahmen, darunter Abbildungen handkolorierter Postkarten und sehenswerte Fotografien, dokumentieren die Entwicklung des Areals zwischen Bahnhof und ehemaliger Kraftpost vom 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. 

Der neu entstandene Platz trete durch seine Schlichtheit in der Formensprache und die zurückhaltende Farbgebung in einen interessanten Dialog mit den üppigen Renaissance-Motiven der repräsentativen Fassade, so Dr. Bernhard Matheis. 

Die Schokoladenseite der Alten Post sei eine ideale Kulisse für Open-Air-Veranstaltungen, schwärmt Matheis und verweist auf die multifunktionale Nutzung des Joseph-Krekeler-Platzes, der von neun mächtigen Silberlinden gefasst wird. 

Enthüllt wurden am Samstagmorgen außerdem zwei Schuhmädchen. Die Figuren aus Bronzeguss hat der Bilderhauer Martin Schöneich nach einer Idee des Liedermachers und Autors Heiner Kröher entworfen. Sie sind eine Reminiszenz an die mutigen und zupackenden Pirmasenserinnen, die nach dem Tod des Landgrafen mit selbstgenähten „Schlabben“ Handel getrieben haben

Die Frauen der Grenadiere und Töchter der „langen Kerls“ zogen, bepackt mit sogenannten „Salwendschlappen“ in einer Weidekiepe auf dem Rücken von Haus zu Haus. Die wochenlangen Fußmärsche führten die Frauen sogar auf Märkte und Messen in der Schweiz, Frankreich und bis Dänemark. Bis Mitte des 19. Jarhundert bestimmten die Pirmasenser Schuhmädchen den Absatz der heimischen Produkte und legten damit den Grundstein für den später weltweiten Export. Eine Statistik aus dem Jahr 1854 – damals hatte Pirmasens 6 400 Einwohner – verzeichnet 212 Schuhträgerinnen, die im „wandernden Hausierhandel“ ihr Geld verdienten.

Es gäbe kaum einen besseren Standort für die beiden Statuen ist Dr. Bernhard Matheis überzeugt. Der neue Joseph-Krekeler-Platz sei eine Visitenkarte für Pirmasens und würdige die Lebensleistung der Schuhmädchen an exponierter Stelle. Die couragierten und zupackenden Frauen jener Zeit hätten entscheidenden Anteil am Aufstieg der Garnisonsstadt zur prosperierenden Schuhmetropole gehabt. 

Einen ganz besonderen Dank sprach OB Matheis den Stiftungen der in Pirmasens geborenen Industriellen Klaus Rheinberger und Daniel Theysohn aus. Mit einem starken finanziellen Engagement hatte sich die Rheinberger-Stiftung an der Realisierung des Platzes beteiligt, die Theysohn-Stiftung ermöglichte die Verwirklichung der Skulpturen.