Frankfurt: Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in der Frankfurter Paulskirche

Festakt in der Paulskirche zum Tag der Deutschen Einheit (Foto: Heike Lyding)
Festakt in der Paulskirche zum Tag der Deutschen Einheit (Foto: Heike Lyding)

Frankfurt am Main – Der 3. Oktober 1990 markiert nicht nur den Tag der deutschen Wiedervereinigung, sondern ist auch ein wichtiges Datum für das Zusammenwachsen ganz Europas. Oberbürgermeister Peter Feldmann hob in seiner Ansprache in der Frankfurter Paulskirche die Verdienste der Aktivisten der Charta `77 um Vačlav Havel hervor. Havel, der im Jahr der Wiedervereinigung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wurde, gebühre großer Dank und Respekt, da er wesentlichen Anteil an der „intellektuellen Aufweichung und langsamen, aber unaufhaltsamen Delegitimierung der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei, aber auch in anderen Ländern des Warschauer Paktes“ gehabt habe, sagte Feldmann.

Feldmann unterstrich die enge Verbundenheit der beiden Partnerstädte Frankfurt und Prag. Bereits 1990 habe Vačlav Havel als der erste bedeutende tschechoslowakische Politiker die Vertreibung der Deutschen nach 1945 verurteilt. 1997 unterzeichnete Havel zusammen mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl die Deutsch-Tschechische Erklärung. „Nicht von ungefähr sind die Städte Frankfurt und Prag bereits im Mai 1990, also noch vor der formalen Wiedervereinigung, eine Partnerschaft eingegangen, um diesem Prozess der Versöhnung und Wiederannäherung einen konkreten Impuls zu verleihen und auf Dauer mit Leben zu erfüllen“, betonte Feldmann.

Gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen Verfassung Europas und der jüngsten Wahlergebnisse in Deutschland sei das Gedenken an die Helden der tschechoslowakischen Friedensbewegung und die liberale Prager Zivilgesellschaft eine große Inspiration, um separatistischen und nationalistischen Strömungen innerhalb der Europäischen Union noch entschlossener entgegenzuwirken.

Die von mutigen Akteuren erkämpften Siege der Freiheit und grenzübergreifenden Versöhnung seien lange Zeit als Selbstverständlichkeit wahrgenommen worden. „Umso verstörender ist es zu sehen, dass sich ungeachtet der noch frischen Erinnerung an Diktatur und Unrecht zahlreiche Menschen von diesen Grundwerten distanzieren. Auch in den Staaten des Westens, trotz einer jahrzehntelangen Friedensperiode und einem nie zuvor genannten Wohlstandsniveau, wenden sich, wie vor einigen Tagen, Wählerinnen und Wähler von den Parteien ab, die dieses freie, friedliche und soziale Europa geschaffen und weiterentwickelt haben“, mahnte Peter Feldmann vor der aktuellen Gefährdung demokratischer Strukturen.

Tomáš Jan Podivínský (li.), Botschafter der Tschechischen Republik, mit Oberbürgermeister Peter Feldmann. (Foto: Heike Lyding)
Tomáš Jan Podivínský (li.), Botschafter der Tschechischen Republik, mit Oberbürgermeister Peter Feldmann. (Foto: Heike Lyding)

„Prag, die Menschen in der damaligen Tschechoslowakei, ihr unvergessener Präsident – sie stehen für Demokratie, Liberalität, Offenheit, Freiheit – Werte, die 1989 erst möglich gemacht und für die die Menschen in Mittel- und Osteuropa vieles riskiert haben. Sie sind zugleich die Fundamente, auf denen ein freiheitliches Europa gegründet ist“, sagte der Oberbürgermeister und bat Gastredner Tomáš Jan Podivínský „unseren Dank und unsere Anerkennung für alles, was die Menschen in Ihrer Heimat zu diesem glücklichsten Tag der deutschen Nachkriegsgeschichte beigetragen haben, mit nach Hause zu nehmen“.

Podivínský, seit 8. Januar 2015 außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland, vertrat Prags Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová, die aufgrund eines Taxifahrer-Streiks in Tschechiens Hauptstadt nicht an den Feierlichkeiten in Deutschland teilnehmen konnte.