Lorscher Bürgermeister radelt nach Šternberk

Vier Mal auf die Zugspitze

In Tschechien angekommen

Lorsch – Dreihundert getrunkene Liter Wasser, so viele Höhenmeter wie viermal auf die Zugspitze und knapp neunhundert Streckenkilometer – das sind einige Eckdaten vom neuesten Fahrradabenteuer, das der Lorscher Bürgermeister Christian Schönung mit vier weiteren erprobten Radlern unlängst in seinem Sommerurlaub meisterte.

Die Gruppe legte bei Spitzentemperaturen von 42°C die Strecke von Lorsch nach dem tschechischen Šternberk in nur sechs Tagen zurück. Am Ende stand dort ein ungläubiger Bürgermeisterkollege: Als nämlich der Šternberker Bürgermeister, Stanislav Orság, ebenfalls begeisterter Hobby-Radfahrer, Schönung bei der Jumelage 2014 dazu einlud, ihn doch mit dem Zweirad zu besuchen, ging er nicht ernsthaft davon aus, dass der Drahtesel tatsächlich das durchgehende Reisegefährt des Lorschers werden würde. Doch Christian Schönung, der zuvor schon alle weiteren Partner- und Freundschaftsstädte Lorschs auf diese Weise bereist hatte, spaßte nicht.

Mit ihm traten vier bewährte Tour-Kollegen kräftig in die Pedale: Dr. Roland Jost, Doris Pleil und Reinhold Brunnengräber sowie Michael Kratochwilla, alles ebenfalls begeisterte Hobby-Radfahrer. Das Begleitfahrzeug (u.a. für das viele Trinkwasser!) wurde von Sam Hendro gefahren. Die Radel-Truppe war schon bei den Touren nach Le Coteau, nach Zwevegem und nach Thal dabei gewesen. Nun also ging es in die vierte europäische Stadt, der Lorsch besonders verbunden ist: Šternberk, die Nachbarstadt von Giebau, mit dem man seit dem Jahr 2000 eine Städtefreundschaft beurkundet hat. Damit brach man zur anspruchsvollsten Radreise auf, die bislang zurückgelegt worden war. Eine Tagesetappe betrug jeweils rund 150 Kilometer, dabei mussten bis zu über 2000 Höhenmeter überwunden werden. 

Teilweise machte man es sich sogar noch extra schwer. Beispielsweise gleich am ersten Tag, als man – statt gemütlich am Main entlang zu radeln – die anspruchsvolle Höhenroute über den Spessart nahm. Die Etappenzielorte waren Wipfeld am Main, Kastl in der Oberpfalz, Grafenau in Niederbayern, Trebon/CZ und Tisnov bei Brnp/CZ.

Rekordtemperaturen oder auch extreme Steigungen bis 15 Prozent wechselten auf der Strecke mit intensiven Landschaftseindrücken – insbesondere in Tschechien, etwa entlang der noch jungen Moldau oder im Wittingauer Becken. Ein Mittagessen zu Füßen des Schlosses in der Weltkulturerbestadt Krumau war einer der beeindruckendsten Momente. Eher zu den Anekdoten gehört sicherlich, dass sich die genau geplante Ankunft im Zwischenziel Giebau fünfhundert Meter vor dem Ortsschild durch eine Pannenserie verzögerte: Dreimal musste man dort plötzlich kurz vor Schluss noch Reifen flicken!

Dem herzliche Empfang durch den neuen Giebauer Bürgermeister Jan Pewer, seiner Vorgängerin Milada Malikóva und Vilem Zlamal tat das keinen Abbruch. Nach einer Stärkung ging es dann auf die letzten, meist abschüssigen Kilometer nach Šternberk. Hier hieß Stansilav Orság die Lorscher in seinem Dienstzimmer im Rathaus mit dem bekanntesten Bier aus der Tschechischen Republik willkommen. Die Rennräder wurden jetzt in die Ecke gestellt: Ein kulturelles Programm in der Partnerstadt und der Region stand auf der Tagesordnung. Die Kreisstadt Olmütz samt Rathaus wurde besucht, der Marktplatz samt Dreifaltigkeitssäule und Michaelskirche besichtigt. 

Danach ging es zurück nach Šternberk und zu einem weiteren Höhepunkt der Reise. Als Ehrengäste erwartete man dort die Ankunft der Radprofis der Czech Cycling Tour im Zielbereich. Hier überreichte Orság die Trikots an die führenden Fahrer. Abends wurde ihm selbst das eigens für die Šternberk-Tour angefertigte Trikot der Lorscher übergeben. Ein Besuch der Burg und des Heimatmuseums im ehemaligen Kloster, unter fachkundiger Führung von Vilem Zlamal, rundeten das Programm vor der Rückfahrt der Radgruppe im Kleinbus ab. Und hier endlich war genug Zeit für die Fünf, sich ihr nächstes Sommertourenziel zu überlegen. Man darf gespannt sein.