Das Leiden von Jesus Christus geht unter die Haut

Mannheim – Ein begeistertes Publikum erlebte am vergangenen Mittwoch (05.08.2015) ein außergewöhnlich beeindruckendes Erlebnis: Das Musical JESUS CHRIST SUPERSTAR feierte Premiere im Nationaltheater. Die Künstler auf der Bühne überzeugten an dem Abend mit ihren darstellerischen und gesanglichen Leistungen mit einem recht unkonventionellen Umgang mit dem biblischen Stoff um Jesus Christus und seinen Jüngern.

Vor über 40 Jahren wagten sich zwei junge Briten, diese Geschichte in einem anderen Bild erscheinen zu lassen. Andrew Lloyd Webber schrieb die Musik und die Texte lieferte Tim Rice. Im Jahr 1971 feierte das Musical als furiose Bühnenshow am Broadway Premiere. Das Thema mit dem unorthodoxen Umgang mit dem religiösen Thema provozierte. Dennoch nahm das amerikanische Publikum die Inszenierung begeistert auf. Bereits ein Jahr später feierte das Musical im Londoner West End Premiere und JESUS CHRIST SUPERSTAR füllte für die nächsten Jahre das Theater.  Zwischenzeitlich wurde das Musical in elf Sprachen übersetzt, zweimal verfilmt und in 22 Ländern aufgeführt.  

Das Ensemble, das nach Berlin in Mannheim und danach im Hamburg Station macht, beeindruckt durch seine Leistung. Gerademal sieben Musiker benötigt das Musical, um die Musik zu spielen, die die Musical Welt in den 1970 Jahren so veränderte.

Die Handlung der Geschichte kennt eigentlich jeder (die letzten sieben Tage im Lebens des Jesus Christus). Jedem der Künstler ist die Rolle wie auf den Leib zugeschnitten. Das Bühnenbild wirkt eher etwas düster und mächtige Säulen begrenzen die Seiten der Bühne.  Eine mächtige Dornenkrone schwebt über der Bühne und beeindruckende Lichteffekte setzen die Künstler in das jeweilige Licht.

Hauptdarsteller Glenn Carter, der seit rund 20Jahren mit dem Musical auf Tournee ist, hatte seine Rolle meisterhaft verkörpert. Er schlüpfte ohne Probleme in jene Rollen mit Leidensausdruck, Liebenswürdigkeit oder Menschlichkeit und überzeugte an dem Abend vor allem mit seiner gesanglichen Leistung.  Den ganzen Abend wurde gesungen oder die Szenen musikalisch umrahmt. Obwohl nicht alle im Publikum der englischen Sprache mächtig waren, verstand jeder die Handlung des perfekt aufeinander eingespielten Ensembles.

Die Inszenierung leistete sich auch einen Ausflug in die heute Zeit beim Thema aktuelle Berichterstattung. Als die Söldner Jesus verhaftet hatten, drängte sich eine Schar Fotografen und Reporter um ihn, um ein aktuelles Foto oder Interview zu erhaschen. Auch der Glanz von einer pompösen Gala- sie könnte den Namen Jesus Christ Superstar tragen –  ließen den Musical Abend in einem ganz anderen Licht erscheinen. So abrupt dieser Glanz mit Tänzerinnen und Pop Sänger auch war,  so schnell schlug auch die Stimmung wieder um.  Jesus Christus wurde an den Armen mit dicken Seilen gefesselt und musste 39 Peitschenhiebe ertragen. Im Publikum war es mucksmäuschenstill und man konnte die Betroffenheit der Zuschauer förmlich spüren. 39 Peitschenhiebe – eine fast unerträgliche Zeit, die das Opfer ertragen haben mußte. Dann ging es nahtlos über: Aus dem Boden erhob sich ein Kreuz, an dem nun Jesus Christus vermeintlich gekreuzigt wird. Jeder der Hammerschläge drang mit einem Krachen in die Ohren der Zuschauer und ging unter die Haut. Tiefe Anteilnahme im Publikum auch während der Szenen, in denen der Superstar am Kreuz stirbt. Ein unglaublich beeindruckendes Arrangement von Lichteffekten und Bühnenbild hinterließen bleibende Eindrücke bei den Zuschauern. Am Schluss ließen die Künstler ihren Jesus Christus Superstar wieder aufstehen und die Welt ist wieder in Ordnung.

Ihren ersten Auftritt auf einer solch großen Bühne und das noch mit Musical Stars, hatten 19 Kinder aus der Region. Der Veranstalter – BB-Promotion in Mannheim – hatte speziell für dieses Musical, Kinderchöre gesucht, die aktiv mitspielen. Zum Einsatz kamen Kinder der Chöre DOREMI aus Mannheim, der Südpfalz Lerchen aus Herxheim und vom Kinderchor der Burgkirche aus Dreieich bei Frankfurt.