Neumann Grimminger
Dr. Peter Grimminger (l.) und Professor Helmut Neumann (r.) behandeln gemeinsam Achalasie-Patienten mit der POEM-Methode. (Foto: Markus Schmidt (Universitätsmedizin Mainz))

Mainz  – Mit einem rein endoskopischen Verfahren können Ärzte der Universitätsmedizin Mainz jetzt Patienten mit Achalasie, einer Funktionsstörung der Speiseröhre, behandeln.

Bei einem 55-jährigen Patienten haben die Spezialisten des Zentrums für Erkrankungen des obereren Gastrointestinaltraktes an der Universitätsmedizin Mainz vor kurzem erstmals erfolgreich den als Perorale endoskopische Myotomie (POEM) bezeichneten minimal-invasiven Eingriff durchgeführt. Die Achalasie hatte bei dem Patienten starke Schmerzen verursacht und zu einem starken Gewichtsverlust geführt. Mittlerweile ist der Patient schmerzfrei und hat bereits deutlich an Gewicht zugenommen.

Der subjektiv empfundene Leidensdruck bei Achalasie, einer seltenen Störung der Nahrungspassage der Speiseröhre, ist als hoch einzustufen. Die Betroffenen klagen über Brustschmerzen und massive Schluckbeschwerden. Der Mageninhalt dringt nicht nur in die Speiseröhre, sondern auch in die Luftröhre zurück. Ursächlich für die Beschwerden ist einerseits die fehlende Öffnung des oberen Magenpförtners am Ende der Speiseröhre im Bereich des Mageneinganges. Andererseits ist die Transportfunktion gestört, um den Speisebrei vom Mund in den Magen fortzubewegen. Die Muskulatur ist so schlaff, dass sie sich bei jedem Schluck nur unzureichend zusammenzieht. Infolgedessen bleiben die Speisen in der Speiseröhre stecken und sammeln sich dort an. Dadurch kommt es zum Erbrechen, beziehungsweise dem Rückfluss des Speisebreis in der Speiseröhre. Ohne Behandlung verschlechtert sich die Situation bei allen Erkrankten. Die teilweise erheblichen Schluckstörungen führen bei den meisten Betroffenen im Laufe der Erkrankung zu einem stetigen Gewichtsverlust. Darüber hinaus haben Achalasie-Patienten ein erhöhtes Risiko an Speiseröhrenkrebs zu erkranken.

„Bislang mussten sich Achalasie-Patienten in Deutschland in der Regel einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Mit der POEM steht für diese Patienten jetzt ein neues minimal-invasives, rein endoskopisches Therapieverfahren zur Verfügung“,

erklärt der Leiter der interdisziplinären Endoskopie in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Galle) an der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Helmut Neumann. Der Gastroenterologe führte den Eingriff vor kurzem erstmals an der Universitätsmedizin Mainz durch. Von besonderem Vorteil für die Patienten ist dabei das minimal-invasive Vorgehen aber auch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie (AVTC) der Universitätsmedizin Mainz.

„Seit kurzem wurde daher auch ein spezielle, interdisziplinäre Sprechstunde an der Universitätsmedizin gegründet, in der für komplexe Eingriffe verschiedene Therapiemöglichkeiten für die Patienten diskutiert werden“,

so PD Dr. Peter Grimminger, Sektionsleiter der Magen- und Speiseröhrenchirurgie in der AVTC der Universitätsmedizin Mainz.

Die POEM-Methode funktioniert über eine Speiseröhren- beziehungsweise Magenspiegelung, bei der das Endoskop über den Mund eingeführt wird. Zunächst öffnen die Experten mithilfe eines Endoskops die Schleimhaut der Speiseröhre an einer kleinen Stelle. Dann legen sie einen Tunnel unter der Schleimhaut an. Im nächsten Schritt erfolgt eine schrittweise Spaltung der Speiseröhrenmuskulatur (die sogenannte Myotomie). Anschließend wird die Schleimhautöffnung wieder verschlossen. Dazu verwenden die Ärzte ein endoskopisches Clipsystem.

„Bei dem 55-jährigen Patienten, den wir erfolgreich mit der POEM behandeln konnten, ließ sich die Schluckfunktion wieder komplett herstellen. Der Patient hat in wenigen Wochen bereits deutlich wieder an Gewicht und Lebensqualität hinzugewonnen. Aufgrund der positiven Erfahrung mit diesem Patienten freuen wir uns, unser Behandlungsspektrum bei Achalasie mit diesem rein endoskopischen Eingriff erweitern zu können. Gegenwärtig sind wir eine der wenigen Kliniken in ganz Europa, die diesen Eingriff anbietet“,

so Professor Neumann.