Wasserwerk Mörscher Wald wird ausgebaut

Stadtwerke Karlsruhe investieren in ihre Wasserwerke für den Klimawandel

Im Wasserwerk Mörscher Wald planen die Stadtwerke die Anpassung des seit 1952 bestehenden Ausbauzustandes an die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte (v.l.: Günter Joachim, Prof. Dr. Matthias Maier, Dr. Bernd Hofmann, Dr. Karl Roth)

Karlsruhe – Das Karlsruher Trinkwasser gehört zu den besten Leitungswässern in Deutschland. Es wird ausschließlich aus den Grundwasservorräten des Oberrheingrabens gewonnen und ist von Natur aus so gut, dass es weder aufwändig aufbereitet noch gechlort werden muss.

Das liegt vor allem daran, dass alle vier Wasserwerke der Stadtwerke in ausgedehnten Waldgebieten liegen, wo sich das Grundwasser weitgehend unbeeinflusst vom Menschen bilden und mit wertvollen Mineralstoffen anreichern kann. 

„Wir haben den Anspruch, dass das komplexe Zusammenspiel unserer Wasserwerke und wassertechnischen Anlagen die lebensnotwendige Trinkwasserversorgung der Stadt Karlsruhe und der mitversorgten Umlandgemeinden auch künftig jederzeit sicherstellt“,

betont Dr. Karl Roth, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke, bei einer Besichtigung des Wasserwerks Mörscher Wald mit Pressevertretern. Dieses Wasserwerk aus den dreißiger Jahren liegt im Hardtwald zwischen Rheinstetten-Mörsch und Ettlingen. Aktuell planen die Stadtwerke die Anpassung des seit 1952 bestehenden Ausbauzustandes an die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Der Grund: Untersuchungen für Karlsruhe zeigen, dass sich die Anzahl heißer Tage bis zum Jahr 2050 von heute 16 auf dann 32 Tage verdoppeln wird. Klimabedingt sind daher für die Region Karlsruhe zukünftig höhere Tagesspitzenabgaben zu erwarten, bedingt durch mehr heiße Tage mit entsprechend hohem Wasserbedarf. Hinzu kommt, dass das Wasserwerk Durlacher Wald wegen Qualitätsproblemen im Einzugsbereich nicht langfristig zur Verfügung steht. Sollte beispielsweise ein bestehendes Wasserwerk temporär ausfallen, zeigen die durchgeführten Gutachten Engpässe in der Wasserversorgung auf. Um für diese Herausforderungen sowie die des prognostizierten Bevölkerungswachstums in Karlsruhe gewappnet zu sein, werden die Stadtwerke in den kommenden Jahren kräftig in die Anpassung der Wasserwerke investieren, um die Bauwerke und Anlagen für die künftigen Tagespitzenabgaben auszulegen. Damit setzen sie ihr Konzept für eine sichere Trinkwasserversorgung auch für die kommenden Jahrzehnte um.  

„Die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung ist eine zentrale Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge und im Rahmen der Zukunftsvorsorge von herausragender Bedeutung für uns alle“, unterstreicht Dr. Karl Roth.

Daher wird nach dem Umbau im Wasserwerk Mörscher Wald auch das Wasserwerk Hardtwald ins Visier genommen. 

Wasserrecht wird neu beantragt / Erhöhung der Aufbereitungsleistung 

Das seit 1993 bestehende Wasserrecht für das Wasserwerk Mörscher Wald läuft im April 2018 aus und muss neu beantragt werden. Die Stadtwerke möchten die bisher genehmigte Gesamtentnahmemenge von 7,6 Millionen Kubikmetern Grundwasser pro Jahr sowie die Tagesentnahmemenge von 60.000 Kubikmetern wieder in gleicher Höhe beantragen. Jedoch ist unter Berücksichtigung der Anforderungen der Trinkwasserverordnung und des heute geltenden Regelwerkes die Aufbereitungsleistung des Werks nicht hoch genug, um diese Menge im Bedarfsfall ausschöpfen zu können. Der Bedarfsfall tritt ein, wenn bei einem zeitweisen Stillstand die Deckung des Trinkwasserbedarfs durch die verbleibenden Werke ermöglicht werden muss. Es ist also erforderlich, Anlagenteile des Wasserwerks umzubauen und zu erweitern. Daher sind im Wasserrechtsantrag auch die Baumaßnahmen zur erforderlichen technischen Anpassung des Werkes an den zukünftigen Trinkwasserbedarf beschrieben.

„Aktuell wägen wir die Möglichkeiten des Umbaus der Anlagen im Bestand gegenüber einem Neubau des gesamten Werkes gegeneinander ab“,

informiert Prof. Dr. Matthias Maier, Leiter des Geschäftsbereichs Trinkwasser. Für beide Varianten sind die erforderlichen Flächen vorhanden und im Besitz der Stadtwerke.

„Ende 2015 wollen wir eine Entscheidung auf der Grundlage von ökologischen, ökonomischen und versorgungssicherheitstechnischen Kriterien treffen.“

Selbstverständlich werden sämtliche Maßnahmen unter Beachtung aller umwelt- und nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte geplant. 

In einer Vorantragskonferenz  Ende Juni hat das Unternehmen das Vorhaben bereits den Behörden und Trägern öffentlicher Belange vorgestellt und mit ihnen den naturschutzfachlich notwendigen Untersuchungsrahmen für die Grundwasserentnahme und notwendigen Baumaßnahmen abgestimmt. Bis zum Mai 2017 werden die umfangreichen Unterlagen, Gutachten und Untersuchungsergebnisse für die beiden Anträge zusammengestellt, eingereicht und im Nachgang von den Behörden geprüft.
Grünes Licht für die Umsetzung der notwendigen Bauaktivitäten erhoffen sich die Stadtwerke im Frühjahr 2018. 

Fakten rund um das Karlsruher Trinkwasser: Von Natur aus gut, bestens überwacht und nahezu klimaneutral 

  • Nachfragerekord bei Hitze: Die Hitzeperiode im Juli 2015 hat bei den Wasserwerken der Stadtwerke dazu geführt, dass der Tagesbedarf um rund 30 Prozent über den durchschnittlichen Bedarf eines Sommertages angestiegen ist: Mit 98.622 Kubikmetern oder mit über 98 Millionen Litern verzeichneten die Stadtwerke am Freitag, den 3. Juli, den diesjährigen Nachfragerekord beim Trinkwasser. Der bisherige Tageshöchstwert sowie der maximale Stundenwert wurden erreicht: Die Wasserwerke förderten und verteilten am Freitagmorgen um 8 Uhr über 6,3 Millionen Liter Trinkwasser. Die technischen Anlagen laufen bei solchen Hitzeperioden auf Hochtouren, damit der Trinkwasserbedarf der Bürger gedeckt werden kann.  Der Wasserbedarf vom 3. Juli ist ein neues 5-Jahres-Hoch. Zuletzt gab es im Juli 2010 mit über 113.000 Kubikmetern eine höhere Tagesnachfrage.  Zum Vergleich: An Wintertagen liegt die täglich in das Netz eingespeiste Trinkwassermenge größtenteils zwischen 50.000 und 60.000 Kubikmetern. 
  • Grundwasser ist in unserer Region eine erneuerbare Ressource: Es bildet sich aus versickernden Niederschlägen fortwährend neu. Im Bewirtschaftungsgebiet der Karlsruher Trinkwasserversorgung kommen etwa 23 Prozent der gesamten Niederschlagsmenge als Grundwasserneubildung an, das sind rund 76 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Davon nutzen die Stadtwerke derzeit nur ungefähr ein Drittel zur Trinkwassergewinnung. Die Nachhaltigkeit der Entnahme ist durch die ständige Überwachung der Grundwasserstände belegt. 
  • Investitionen sichern Trinkwasserversorgung langfristig: Damit das Trinkwasser zuverlässig und in gleich bleibend guter Qualität bei den über 450.000 Kunden in Karlsruhe und den Umlandgemeinden ankommt, investiert das Unternehmen jedes Jahr mehrere Millionen Euro, im Jahr 2014 waren es 8,9 Millionen Euro. 
  • Das Karlsruher Trinkwasser hat eine äußerst positive Klimabilanz: Für einen Liter Leitungswasser entstehen auf dem gesamten Weg von der Wassergewinnung bis in den Kundenhaushalt Treibhausgas-Emissionen von nur 0,14 Gramm Kohlendioxid: Ein Wert nahe der Klimaneutralität. Eingerechnet ist dabei, dass die Stadtwerke ihren Stromeigenbedarf komplett aus regenerativen Quellen decken.  
  • Chancenlose Konkurrenz aus dem Supermarkt: Während ein Liter Trinkwasser nur 0,2 Cent kostet, muss der Verbraucher für einen Liter Mineralwasser aus der Flasche ein Vielfaches davon bezahlen. Mineralwasser wird außerdem teilweise über weite Strecken transportiert, es entsteht also ein wesentlicher CO2-Ausstoß.
  • Bestens und transparent überwacht: Trinkwasser ist das am meisten untersuchte und am besten überwachte Lebensmittel überhaupt. Im Technologiezentrum Wasser (TZW) werden jährlich über 10.000 wasserchemische und mikrobiologische Untersuchungen durchgeführt. Über die Homepage der Stadtwerke können tagesaktuelle Messergebnisse verschiedener Parameter eingesehen werden. Ebenso bieten die Stadtwerke einen Flyer mit den Jahresmittelwerten der Laboruntersuchungen an.
  • Das gesunde Karlsruher Trinkwasser ist reich an wertvollen Mineralstoffen wie Calcium und Magnesium und praktisch nitratfrei. Deswegen ist es auch hervorragend für die Zubereitung von Babynahrung geeignet. Bereits das Grundwasser, aus dem das Karlsruher Trinkwasser gewonnen wird, ist mikrobiologisch von so guter Qualität, dass auf eine Chlor-Desinfektion in den Wasserwerken verzichtet werden kann. 
  • Bewusstseinsbildung: Mit dem Projekt „Trinkwasser in der Schule“ haben die Stadtwerke bereits 15 Schulen sowie das St. Antoniusheim, die Kita Kentuckyallee und das Seniorenheim Stephanienstift mit kostenlosen Trinkwasserspendern ausgestattet. Hier kann der gesunde Durstlöscher frisch und wahlweise mit Kohlensäure versetzt gezapft werden. Aktuell werden Spender in vier weiteren Schulen installiert.
  • Mit dem Karlsruher Trinkwassermobil gehen die Stadtwerke in der wärmeren Jahreszeit auf Tour und schenken bei rund 30 Sportveranstaltungen und Festen gratis Kostproben des gekühlten Karlsruher Trinkwassers aus. 2014 waren es insgesamt 26.065 Becher.