Mainz: Wachstum im Schatten des Fachkräftemangels

Konjunktur

Mainz – Die rheinhessische Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen (IHK) zum Winter 2017/2018 zeigen, dass fast ein Drittel der Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten eine Steigerung ihrer Investitionen und Beschäftigtenzahlen plant. Vor allem die Industrie sorgt für Dynamik, steht aber vor einem dramatisch steigenden Mangel an Fachkräften.

Nach Angaben von IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz sorgt bei anhaltend hohem Export-Niveau vermehrt der Binnenmarkt für gute Geschäfte: Getrieben von niedrigem Zinsniveau steigt nicht nur der private Konsum, sondern auch die Investitionsneigung der heimischen Betriebe. Über der Dynamik zieht laut Jertz allerdings der Schatten einer handfesten Herausforderung herauf:

„Die anhaltend steigenden Auftragseingänge stellen die Unternehmen vor einen noch nie dagewesenen Fachkräftemangel. Unter den Industriebetrieben stufen inzwischen sogar 70 Prozent die Personalnot als großes Entwicklungsrisiko ein. Seit Beginn der IHK-Fachkräfteerhebung im Jahr 2010 war der Wert noch nie so hoch.“

Positive Geschäftslage und -erwartungen

48 Prozent (Herbst 2017: 50 Prozent) der befragten Firmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut. 43 Prozent (Herbst: 45 Prozent) sprechen von einer befriedigenden und
9 Prozent (Herbst: 5 Prozent) von einer schlechten Geschäftslage. Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate bleiben auf hohem Niveau: 28 Prozent (Herbst: 28 Prozent) sehen bessere Geschäfte voraus, 64 Prozent (Herbst: 60 Prozent) gleich bleibende Geschäfte.

Investitionen geplant

Analog zu den insgesamt sehr guten Konjunkturdaten steigt die Investitionsneigung der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten: 34 Prozent (Herbst: 30 Prozent) planen steigende, 52 Prozent (Herbst: 60 Prozent) gleich bleibende Investitionen. Die größte prozentuale Investitionssteigerung verbucht die Industrie: 53 Prozent (Herbst: 22 Prozent) der Unternehmen planen mehr zu investieren.

Fachkräftemangel hemmt die wirtschaftliche Entwicklung

Auch für den Arbeitsmarkt senden die Unternehmen positive Signale: In den kommenden zwölf Monaten möchten 28 Prozent (Herbst: 23 Prozent) ihre Beschäftigtenzahl steigern und 58 Prozent (Herbst: 66 Prozent) wollen sie unverändert belassen. Dem gegenüber steht allerdings als Herausforderung ein Mangel an geeigneten Fachkräften, der von 50 Prozent (Herbst: 46 Prozent) der rheinhessischen Unternehmen als Risikofaktor bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihres Unternehmens gesehen wird. Besonders betroffen ist die Industrie, in der 70 Prozent (Herbst: 51 Prozent) einen besonders hohen Fachkräftemangel registrieren.

Industrie ist Wachstumsmotor

Ein Blick auf die Geschäftserwartungen in einzelnen Bereichen zeigt, dass sich vor allem die Industrie sehr positiv entwickelt. Das Langzeithoch vom Herbst wird in den aktuellen Umfrageergebnissen übertroffen: 32 Prozent (Herbst: 27 Prozent) erwarten in den kommenden zwölf Monaten noch bessere Geschäfte, 68 Prozent (Herbst: 67 Prozent) gleichbleibende. Die aktuelle Geschäftslage wird von einer deutlichen Mehrheit der Industrieunternehmen (60 Prozent; Herbst: 63 Prozent) als gut und von 38 Prozent (Herbst: 37 Prozent) als befriedend bezeichnet. Grund für die Einschätzung liefern immer noch steigende Auftragseingänge: 41 Prozent (Herbst: 39 Prozent) der Industriebetriebe haben im abgelaufenen Quartal vermehrt Orders aus dem Inland erhalten. Bei 39 Prozent (Herbst: 53 Prozent) ist der Eingang unverändert. In Bezug auf den Export melden 30 Prozent (Herbst: 36 Prozent) gestiegene Aufträge, 50 Prozent (Herbst: 56 Prozent) gleichbleibende Auftragszahlen. Bei der Beurteilung der Exporterwartungen für die kommenden zwölf Monate herrscht noch Optimismus vor: 34 Prozent (Herbst: 42 Prozent) erwarten höhere Exporte, 59 Prozent (Herbst: 55 Prozent) gleich bleibende Exporte.

Handel rechnet mit stabiler Lage

Der Handel schätzt die aktuelle Lage nach wie vor positiv ein, ist jedoch bei den Erwartungen und Investitionen eher zurückhaltend: 44 Prozent der Unternehmen (Herbst: 41 Prozent) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 32 Prozent (Herbst: 46 Prozent) als befriedigend und 24 Prozent (Herbst: 13 Prozent) als schlecht. 23 Prozent (Herbst: 22 Prozent) gehen von besseren Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate aus, 63 Prozent (Herbst: 59 Prozent) von gleich bleibenden Geschäften und 14 Prozent (Herbst: 19 Prozent) erwarten schlechtere Geschäfte. Geringer geworden ist die Neigung zu Investitionen in den kommenden zwölf Monaten: 24 Prozent (Herbst: 26 Prozent) planen steigende Investitionen, 50 Prozent (Herbst: 71 Prozent) gleich bleibende und 26 Prozent (Herbst: 3 Prozent) sinkende Investitionen.

Dienstleister zufrieden mit Geschäftslage

Von den rheinhessischen Unternehmen der Sparte Dienstleistung bezeichnen 43 Prozent (Herbst: 46 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 51 Prozent (Herbst: 48 Prozent) als befriedigend und 6 Prozent (Herbst: 6 Prozent) als schlecht. Die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate schätzen 28 Prozent (Herbst: 31 Prozent) besser ein, 62 Prozent (Herbst: 56 Prozent) gleich bleibend und 10 Prozent (Herbst: 13 Prozent) schlechter.