Nach sechs Jahren fällt auf, dass einer Lehrerin die Qualifikation fehlt

Unterschriftenaktion am Hannah-Arendt-Gymnasium

Haßloch – Schüler, Eltern und Kollegium des Hannah-Arendt-Gymnasiums (HAG) Haßloch sammeln derzeit Unterschriften für eine Lehrerin (auch online unter https://www.openpetition.de/petition/online/frau-wilk-soll-lehrerin-am-gymnasium-hassloch-bleiben): Heike Wilk unterrichtet seit sechs Jahren die Fächer Mathematik und Physik. Doch nun soll ihre Beschäftigung zum Schuljahresende auslaufen. Denn Heike Wilk hat ihr Diplom als Lehrerin in der ehemaligen DDR abgelegt, und dieser Abschluss ist in Rheinland-Pfalz nicht anerkannt.

Die Schulgemeinschaft ist von dieser Entwicklung vor den Kopf gestoßen:

„Frau Wilk ist im Kollegium und bei den Schülern und Eltern eine geschätzte Lehrkraft“, sagt Thorsten Jabs, Vorsitzender des Schulelternbeirats (SEB) des HAG, „die Schulleitung stellt ihr in allen Belangen ein sehr gutes Zeugnis aus.“

Der Vorgang um Heike Wilk ist kompliziert: Jahrelang unterrichtete die Lehrerin an der VHS Neustadt Schüler und befähigte sie zum Hauptschul- und Realschulabschluss. Seit 2009 ist sie am HAG als Vertretungslehrerin beschäftigt; jetzt forderte die ADD Neustadt sie auf, nach ihren zahlreichen Vertretungsverträgen nun einen „Entfristungsantrag“ zu stellen. Heike Wilk tat das. Doch dann schaltete sich die juristische Abteilung in Trier ein. Und die stellte fest, die Qualifikation von Frau Wilk reiche nicht aus.

Da sie im August 1989 einen Ausreiseantrag gestellt hatte und daraufhin in der DDR ein Berufsverbot gegen sie ausgesprochen wurde, hatte sie – anders als ihre Kollegen – keine Möglichkeit mehr, sich in der Nachwendezeit zu bewähren und so ihre Qualifikation anerkennen zu lassen.

Das Land Rheinland-Pfalz hat ihre Qualifikation ebenfalls nicht anerkannt.

„Aber Frau Wilk wurde als Vertretungskraft angestellt und hat alle Aufgaben einer Gymnasiallehrkraft in den Fächern Mathematik und Physik erfüllt und sich somit faktisch mehr als ausreichend bewährt“, wundert sich Jabs und betont: „Ihre pädagogischen Kompetenzen übersteigen die einiger „Quereinsteiger“, die mühelos eine Festanstellung erhalten, bei Weitem. Ihre fachlichen Qualifikationen sind tadellos.“

Nach Rücksprache mit der Schulleitung gebe es am HAG auch großen Bedarf für eine Festanstellung zumindest als Teilzeitkraft oder als Vertretungslehrerin.

„Es gibt weiterhin Lehrermangel, der strukturelle Unterrichtsausfall ist jetzt auch im Ganztagsbereich angekommen“, so der Elternvertreter. „Angesichts dieser Situation halten wir es für dringend geboten, dass wir uns für Frau Wilk einsetzen“, betont er.

Die gesammelten Unterschriften sollen an die Bildungs- und Kultusministerin Vera Reiß, an Ministerpräsidentin Malu Dreyer, an die Landtagsfraktionen und an die Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Dagmar Barzen geschickt werden.