Johanniskreuz-Forsthaus
Hier wurde der Begriff „Pfälzerwald“ 1843 geprägt: Forsthaus in Johanniskreuz (Foto: Bezirksverband Pfalz)

Johanniskreuz – „Der Mensch hat sein Lebensumfeld und damit auch den Pfälzerwald massiv beeinflusst und verändert“, sagte der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder bei der Fachtagung „Der Pfälzerwald in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ vor zahlreichem Publikum, zu der das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kooperation mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald und Landesforsten Rheinland-Pfalz nach Johanniskreuz bei Trippstadt eingeladen hatte.

Die Tagung mache deutlich, wie sehr die Kulturlandschaft im Wandel begriffen sei. In früheren Zeiten, wie dem Mittelalter und in der französischen Zeit, sei der Landstrich zu einem guten Teil gerodet gewesen. Erst die nachhaltige Forstwirtschaft der Bayern, die ein rigides Verbot der Holzentnahme durchgesetzt hätten, habe diese Kulturlandschaft wieder wachsen lassen. Als „Ruhrpott der Pfalz“ bezeichnete Dr. Hermann Bolz, Direktor der Zentralstelle der Forstverwaltung, den Pfälzerwald vor 250 Jahren, als hier Erzabbau und -verarbeitung stattgefunden hätten. Er lobte die „herausragende Zusammenarbeit von Landesforsten und dem Biosphärenreservat“. Dr. Jens Jacob, Leiter von Landesforsten Rheinland-Pfalz; wandte in seiner Begrüßung den Blick zurück und in die Zukunft, in der der Klimawandel eine zentrale Aufgabe sein werde. Institutsdirektorin Dr. Sabine Klapp bezeichnete den Pfälzerwald als „lohnendes Forschungsgebiet, das von großen Unterschieden und Gegensätzen geprägt ist“. Mit dem Wald eröffne das Institut eine Tagungsreihe, die alle zwei Jahre ein anderes Thema, wie etwa auch den Weinbau, die Landwirtschaft und die militärische Nutzung, in den Mittelpunkt stellen will. Die offizielle Landschaftsbezeichnung „Pfälzerwald“ sei 1843 in Johanniskreuz von Forstleuten geprägt worden. Der Fokus der Tagung liege auf dem 19. und 20. Jahrhundert; sie blicke auf den Wald als soziokulturelle, wirtschaftliche und ökologische Ressource.

In ihrem Einführungsvortrag stellte die Forstwissenschaftlerin Dr. Ute Fenkner-Gies aus Kaiserslautern die „Forstlich-charakteristische Skizze“ von 1843 vor, die auf 84 Seiten Wirtschaftsregeln für den Pfälzerwald festhalte. Diese bayerische Verwaltungsvorschrift sei 1843 in Johanniskreuz entstanden. Ziel damals war es, möglichst viel Nutzholz – Brenn- und Bauholz – zu erhalten. Doch das Brennholz sei bald durch die Kohle, die über die pfälzische Eisenbahn ab der Mitte des 19. Jahrhunderts transportiert worden sei, abgelöst worden. Der Pfälzerwald sei ein Mischwald, vorwiegend aus Eichen, Kiefern und Buchen, darüber hinaus gebe es Tannen, Fichten und Kastanien. Der besondere Charakter des Pfälzerwalds sei die Voraussetzung, dass er zum Biosphärenreservat erklärt worden sei.

Leitfrage der Tagung war: Was macht der Mensch mit dem Wald und was der Wald mit dem Menschen? Die Referenten gaben auch Antworten darauf, ob der Wald vor 150 Jahren „unberührt“ war und wie „natürlich“ er heute ist und inwiefern man noch vom Mythos „Deutscher Wald“ als Sehnsuchtsort und ideologische Projektionsfläche sprechen könne. Am Abend stellte Dr. Annette Reich vom Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern den Pfälzerwald als malerisches Motiv in der Kunst von einst und heute vor. Nach einer Führung mit dem Titel „Vom Jagdschloss zur Waldforschung“ durch das Trippstadter Schloss ging es auf zwei Exkursionen: Zum einen beschäftigten sich die Teilnehmer mit dem „Holzschlittlern und Pottaschsiedern“, bei dem sie zu Woogen, Klausen und Wüstungen im Elmsteiner Tal wanderten und die historische Samenklenge in Elmstein besuchten, und zum anderen stand das Thema „Reichswald – Stiftswald – Stadtwald“ im Fokus, bei dem die Bedeutung des südlich von Kaiserslautern gelegenen Waldes für die Stadt erläutert wurde.