DTB-Präsident stärkt Turn- und Sportvereine gegenüber kommerziellen Anbietern

Betreiber kommerzieller Fitness-Studios haben sich auf Initiative des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) zu einem Bündnis gegen »Wettbewerbsverzerrung durch Vereine« zusammengetan. Sie wollen rechtlich gegen Turn- und Sportvereine vorgehen, die vereinseigene Fitness-Studios mit Unterstützung aus öffentlichen Mitteln in ihr Vereinsangebot integriert haben.

Die kommerziellen Anbieter klagen gegen die Unterstützung der Vereine durch die öffentliche Hand in Form von Zuschüssen oder kommunalen Bürgschaften beim Bau von Vereins-Fitness-Studios, weil sie darin eine Wettbewerbsverzerrung sehen. Sie wollen den Vereinen sogar die Gemeinnützigkeit entziehen lassen.

In der aktuellen Ausgabe des TurnMagazins, das die über 20.000 Mitgliedsvereine des Turner-Bundes erreicht, bezieht DTB-Präsident Rainer Brechtken erneut Position gegen diese Aktivitäten kommerzieller Studio-Betreiber und liefert die Argumentation für eine Stärkung der Turn- und Sportvereine mit eigenem Fitness-Studio:

„An dieser Stelle muss man gegenhalten und eindeutig feststellen: Kommerzielle Sportanbieter sind Wirtschaftsunternehmen mit dem Ziel des kommerziellen Erfolges. Turn- und Sportvereine hingegen sind Selbsthilfe-Einrichtungen bürgerschaftlichen Engagements. Turn- und Sportvereine gelten als gemeinnützig, weil sie mit ihrem Angebot darauf abzielen, das Gemeinwohl zu fördern. Dies haben sie in ihren Satzungen verankert als Vereinszweck und ihre Organisationsstruktur darauf ausgerichtet. Mit der Anerkennung der Gemeinnützigkeit genießen die Turn- und Sportvereine eine besondere steuerliche Behandlung und sind befugt, mit öffentlichen Mitteln gefördert zu werden.

Wenn Turn- und Sportvereine Fitness- oder Gesundheitszentren einrichten, tun sie dies im Rahmen ihres Vereinszwecks: Sie reagieren damit auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder und wollen vor allem Vereinsmitglieder der mittleren und älteren Jahrgänge an den Verein binden. Die Turn- und Sportvereine stellen sich damit auf die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft ein.

Nun lassen sich mit Fitness-Studios natürlich auch Überschüsse generieren, die im Rahmen des wirtschaftlichen Zweckbetriebes eines Vereins jedoch nicht im Widerspruch zur Gemeinnützigkeit stehen. Denn der Verein verwendet die positiven Deckungsbeiträge aus dem Studio-Betrieb für seinen Vereinszweck, z. B. für die Förderung von Kindern und Jugendlichen, für sozialverträgliche Beiträge für bedürftige Bevölkerungsgruppen und ähnliche Vorhaben. Damit handeln die Turn- und Sportvereine als Solidargemeinschaften, in denen Bereiche mit geringeren Einnahmen, die im Sinne der Gemeinnützigkeit förderungswürdig für die Unterstützung mit öffentlichen Mittel sind, vereinsintern quersubventioniert werden.

Das System der Solidarfinanzierung im Turn- und Sportverein ist nach meiner Auffassung das zentrale Element der Zukunftsfähigkeit unserer Vereine, denn nur so lassen sich die sozialen Aufgaben und Leistungen der Vereine finanzieren und aufrecht erhalten. Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen Fitness-Studios, die von Vereinen betrieben werden, und denen von kommerziellen Betreibern. Deshalb unterstützen wir unsere Vereine in möglichen Konflikten mit den Betreibern kommerzieller Fitness-Studios. Vor dem Hintergrund dieser Argumentation ermutigen wir die Zuwendungsgeber öffentlicher Fördermittel, die Turn- und Sportvereine Vereine beim Bau gedeckter Sportstätten bzw. der Schaffung von Räumen für Sport und Bewegung auch weiter zu fördern. Diese Mittel sind hier gut angelegt: sie sorgen für eine sozialverträgliche Versorgung großer Teile der Bevölkerung einer Kommune mit Sport und Bewegung.“

Dieses grundlegende Thema wird auch beim großen 9. Stuttgarter Sportkongress vom 18.-20. Oktober 2013 (www.stuttgarter-sportkongress.de) im Mittelpunkt stehen, wenn in zahlreichen Vorträgen und Workshops der Kongress-Schwerpunkt „Der Verein als Partner vor Ort: gesund – sozial –gemeinsam“ beleuchtet wird.

Bereits am Donnerstag, den 17. Oktober 2013 findet im Vorfeld des Kongresses die jährliche Fachtagung „Fitness-Studios der DOSB-Mitgliedsvereine“ statt, die sich ebenfalls mit der Thematik befassen wird