Hämophilie-Schiedsrichter-Lehrgang: Strahlende Kinderaugen

Hämophilie-SR-Ausbildung; Bildunterschrift. bfv-Verbandschiedsrichter-Lehrwart, Dr. Ronald Möhlenbrock (3.v.links) und der Schiedsrichter-Lehrwart des Fußballkreises Sinsheim, Alexander Schmitt, zusammen mit den Nachwuchs-Referees.

Bei der Schiedsrichter-Ausbildung für zehn Jungen mit Hämophilie im Grundschulalter wurde am vergangenen Wochenende ein bundesweit einzigartiges Projekt durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft Hämophiler e.V. und seiner Selbsthilfegruppe Hämophilie Südwest hatte der Badische Fußballverband (bfv) einen speziell auf diese Kinder ausgerichteten Schiedsrichter-Basislehrgang konzipiert.

Ziel war es, Kindern mit Hämophilie (Bluterkrankheit) eine Perspektive zu geben und sie am Fußball teilhaben zu lassen. „Bisher war das bei unserem Sohn Leon im Schulunterricht oder in der Freizeit aufgrund der Verletzungsgefahr nicht möglich“, sagte Christian Schepperle, der Verantwortliche der Selbsthilfegruppe Hämophilie Südwest und Initiator des Projektes. Mit dem Badischen Fußballverband wurde ein Partner gefunden, der dies in Form einer Schiedsrichter-Basisausbildung als erster Landesverband nun umsetzte.
Zehn Kinder fieberten zusammen mit ihren Eltern diesem Wochenende lange entgegen. Ihren großen Schiedsrichter-Vorbildern eiferten die Kinder zwei Tage lang nach, als ihnen spielerisch das Basiswissen der Schiedsrichterei beigebracht wurde. So tönten vom Karlsruher Turmberg über das gesamte Wochenende hinweg lautstarke Pfiffe ins Tal herab. Denn die Kinder erwarben nicht nur in Theorieeinheiten ihr Wissen, sondern durften selbstverständlich auch auf dem Fußballplatz stehen.

Theorie und Praxis vereint

bfv-Verbandsschiedsrichter-Lehrwart Dr. Ronald Möhlenbrock hatte zusammen mit seinem Team ein interessantes Programm zusammengestellt. In verschiedenen Theorie- und Praxiseinheiten lernten die Kinder, worauf es beim „Pfeifen“ ankommt. „Uns lag am Herzen, das Programm nicht allzu straff und konsequent durchzuziehen. Die Kinder sollten vielmehr Spaß haben und erste Berührungspunkte mit der Schiedsrichterei bekommen“, verdeutlichte Möhlenbrock das Vorhaben. „Ich denke, das ist uns auch gut gelungen.“
Doch alle Theorie nützt nichts, wenn man das Erlernte nicht in der Praxis testet. Beim Trainingsspiel der C-Junioren der SG Lobbach sahen die Kinder, wie ein „großer Schiedsrichter“ agiert und welche Vorbereitungen vor einem Spiel getroffen werden müssen. bfv-Verbandsschiedsrichter Simon Karcher zeigte den Kindern, wie die Tornetze überprüft werden, was bei der Seitenwahl wichtig ist und wie sich ein Schiedsrichter auf dem Platz verhalten muss. Im Anschluss an das Spiel hatten die Kinder viele Fragen an Simon, der diese gerne beantwortete.

„Der große Star“ des Wochenendes

Das Freizeitprogramm kam aber in Schöneck auch nicht zu kurz. Der „große Star“ war das Schwimmbad der Sportschule, bei dem sich die Kinder am Abend austobten. Auch die Eltern hatten ihren Spaß: Sie trafen sich zum gegenseitigen Austausch im Kaminzimmer der Sportschule, erklommen die Baumwipfel des nahegelegenen Waldseilparks und lernten bei einer Führung den Karlsruher Stadtteil Durlach näher kennen.
Nach zwei schweißtreibenden, aber inhaltlich mit viel Spaß ausgestatteten Theorie- und Praxiseinheiten, nahmen alle Kinder freudestrahlend ihr Teilnahmezertifikat entgegen. bfv-Verbandsschiedsrichter-Lehrwart Dr. Ronald Möhlenbrock und bfv-Geschäftsführer Uwe Ziegenhagen gratulierten allen Nachwuchs-Referees zu ihrem erfolgreichen Lehrgang. Beide richteten ihren Dank an die Beteiligten, die zur Umsetzung dieses Lehrgangs beigetragen hatten. Dazu zählte insbesondere Alexander Schmitt (Schiedsrichter-Lehrwart im Fußballkreis Sinsheim), bfv-Schiedsrichter Simon Karcher, die C-Junioren der SG Lobbach und die Interessengemeinschaft Hämophiler e.V. zusammen mit seiner Selbsthilfegruppe Hämophilie Südwest.
Uwe Ziegenhagen gab zum Abschluss des Wochenendes einen Ausblick: „Mit diesem Schiedsrichter-Lehrgang für Kinder mit Hämpophilie haben wir die Basis gelegt. Wir hoffen, dass dies auch in den anderen Landesverbänden viele Nachahmer finden wird. Damit wir diesen Kindern langfristig eine Perspektive im Fußball bieten können.“
Und die Kinder waren sich nach diesen zwei Tagen sicher, dass sie weiter pfeifen möchten. Aber dieses Mal nicht vom Turmberg ins Tal herab, sondern wie die großen Vorbilder auf dem Fußballplatz oder im Schulunterricht.