Ein besseres Ergebnis war zum Greifen nah: Männer des JSV Speyer unterliegen mit 3:10 gegen Großhadern

Thomas Bauer holte als erster deutscher Kämpfer ein Unentschieden für den JSV in der Ersten Bundesliga

Die Männer des JSV Speyer hatten auch am dritten Kampftag der ersten Judo-Bundesliga Süd das Glück nicht auf ihrer Seite und haben es nicht geschafft, das Ergebnis knapper zu gestalten als die beiden 4:10-Niederlagen der Kampftage eins und zwei. Beim 3:10 gegen den TSV München-Großhadern mussten sich die Speyerer abermals über verpasste Chancen und unglückliche Ergebnisse ärgern, doch gleichzeitig gab es auch an diesem Kampftag einige individuelle Highlights aus JSV-Sicht.

Teilerfolg durch Thomas Bauer

Die Gegner aus München wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Doch trotz der unbestreitbaren Klasse der Gäste fehlte der Heimmannschaft nicht viel, um den einen oder anderen zusätzlichen Punkt zu holen. Und auch das zweite Ziel, neben der Verbesserung des Ergebnisses im Vergleich zu den Kampftagen eins und zwei, wurde nur ganz knapp verpasst – nur acht Sekunden fehlten zum ersten gewonnen Kampf eines deutschen Athleten für den JSV in der Ersten Bundesliga. Thomas Bauer war nämlich im drittletzten Kampf des Tages, dem Duell des zweiten Durchgangs in der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm, auf dem Weg zum Sieg über Felix Hulm, weil der Münchener bereits zwei Strafen (Shido) kassiert hatte, Bauer jedoch nur eine. Da keiner der Sportler eine Wertung erzielt hatte, hätte die Anzahl der Strafen den Kampf entschieden. Doch eben diese acht Sekunden vor Kampfende kassierte Bauer eine weitere Strafe, weil er „im Eifer des Gefechts“ seinem Gegenüber ans Bein griff, was entsprechend der neuen Regeln mit Shido geahndet wurde. So endete dieser Kampf unentschieden, und Thomas Bauer war immerhin der erste Deutsche im JSV-Team, der einen Erstligakampf bestritten hatte, ohne zu verlieren.

Glänzendes Debüt von Pata Merabashvilli

Für die anderen zählbaren Erfolge mussten die ausländischen Kämpfer sorgen. Weil Speyers Schweizer Trio Michael Iten, Flavio Orlik und Ciril Grossklaus im eigenen Land in der Liga aktiv war, musste JSV-Teamchef Michael Görgen seinen Kader umbauen. Erstmals kamen die beiden Georgier Pata Merebashvilli und Dimitri Aznarashvilli zum Einsatz. Merabashvilli feierte einen glänzenden Einstand und zeigte sich mit zwei schnellen Ippon-Siegen als würdiger Ersatz für Michael Iten, der sonst in dieser Klasse ein Punktegarant für den JSV ist. Großes Pech hatte dagegen sein Landsmann Aznarashvilli, der im ersten Durchgang bis 66 Kilogramm gegen Florian Birner einen vielversprechenden Start hinlegte, sich dann aber auskontern ließ und den Kampf bereits nach weniger als einer Minute abgeben musste – ein großer Schock für den Georgier und für den JSV, der nach diesem Kampf mit 1:4 zurücklag.

Davor hatte David Riedl im ersten Kampf des Tages die undankbare Aufgabe, gegen den ungarischen Olympiateilnehmer László Csoknyai antreten zu müssen. Nach einem schnellen Wazaari für den Großhaderner kam Riedl zunächst etwas besser in den Kampf, musste sich aber kurz vor Ende der Kampfzeit mit Haltegriff geschlagen geben. Das gleiche Ende nahm auch das anschließende Duell von Benjamin Hofäcker, für den es nach zweieinhalb Minuten kein Entrinnen aus den Fängen seines Gegners Julian Kolein gab. Fast wäre es dem folgenden Speyerer Kämpfer auch so ergangen, doch Paul Zwezich wuchs gegen den Europameister Markus Nyman aus Schweden über sich hinaus, um sich gleich zu Beginn aus einer bedrohlichen Situation am Boden zu befreien und danach über drei Minuten Gegenwehr zu leisten, ehe Nyman mit zwei Wazaari den Kampf für sich entschied.
In den letzten beiden Kämpfen des ersten Durchgangs unterlagen Andreas Benkert (-90kg) und Wulf Reiche, wobei Lezterer um zwei Kategorien hochgestellt in der Gewichtsklasse über 100 Kilogramm eine starke Leistung zeigte und über die volle Distanz ging.

Hofäcker verliert wieder nur knapp

1:6 war nicht das Halbzeitergebnis, dass sich die Speyerer gewünscht hatten, aber im zweiten Durchgang wurde es besser. Zwar musste sich David Riedl in der Neuauflage des Duells gegen Csoknyai bereits nach 30 Sekunden geschlagen geben, doch dafür war Benjamin Hofäcker in der Klasse bis 73 Kilogramm ganz nah dran, zumindest ein Unentschieden zu holen. Weder er noch sein Münchener Widersacher Stefan Friedrich konnten eine Wertung erzielten, doch zweimal Shido für Hofäcker gegenüber nur einen für Friedrich bedeuteten den knappen Sieg für den Gästekämpfer.
Nach dem zweiten Sieg von Merabashvilli und einer weiteren beeindruckenden Leistung von Zwezich gegen Nyman, die über fast vier Minuten ging, stand es 2:9 aus Speyer Sicht. Dann der verpasste Sieg von Thomas Bauer, und im vorletzten Kampf ein Rückschlag, der alle sportliche Enttäuschung in eine ganz andere Perspektive rückte: Til Müller fiel nach 40 Sekunden seines Kampfes gegen Maximilian Schaupp so unglücklich auf die Schulter, dass allen sofort klar war, dass sich der Speyerer Kämpfer eine nicht unerhebliche Verletzung zugezogen hatte. Die Erleichterung war groß, als er nach einer kurzen Behandlung durch Dr. Volker Anschütz wieder auf eigenen Füßen stand und die Matte verlassen konnte.

Spannender Abschlusskampf mit Guerin und Glockner

Im allerletzten Kampf des Tages waren zum Glück wieder sportliche Highlights im positiven Sinne angesagt: Pierre-Louis Guerin nahm es in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm mit Simon Glockner auf. Beide Kämpfer zeigten einen temporeichen und hochklassigen Kampf mit viele guten Wurfansätzen. Guerin warf den Münchener mit Uchi-Mata – die Halle jubelte und die Feier-Musik wurde schon eingespielt. Doch der Kampfrichter entschied statt Ippon nur auf Yuko. Der Kampf ging weiter, und Glockner übernahm mit Wazaari sogar die Führung. Doch der Franzose ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und entschied den Kampf eine Minute für dem Ende mit einem weiteren schönen Wurf für sich und besiegelte damit den 3:10-Endstand.

„Wir haben unsere beiden Ziele – mehr als vier Punkte und einen Sieg durch einen deutschen Kämpfer – nicht erreicht“, stellte Teamchef Michael Görgen fest. „Es war uns aber schon immer klar, dass wir auf diesem Niveau nie davon ausgehen können, dass die vier Punkte durch unsere Ausländer garantiert sind. Das hat man heute gesehen bei der unglücklichen Niederlage von Dimitri Aznarashvilli, der seinen Gegner eigentlich total unter Kontrolle hatte und zum entscheidenden Wurf angesetzt hat, um dann aber leider augekontert zu werden. Ein Sieg in dem Kampf hätte das 4:9 bedeutet, womit wir das Ergebnis ja schon verbessert hätten. Und ohne diese ärgerlich zweite Strafe vom Thomas Bauer acht Sekunden vor dem Ende hätten wir den ersten deutschen Sieg und ein Ergebnis von 5:9 gehabt – das wäre schon ein großer Fortschritt gewesen, und dazu hat wirklich nicht viel gefehlt!“

Des Weiteren galt es aus Sicht Michael Görgen, die beiden Kämpfe von Paul Zwezich gegen den Europameister Nyman hervorzuheben, und auch den Auftritt von Benjamin Hofäcker vor allem im zweiten Durchgang. Das Eigengewächs aus der Talentschmiede von Ferenc Nemeth tastet sich immer mehr an den ersten Sieg in Liga eins heran.

Für die Speyerer Männer steht nach diesem Kampftag fest, dass es am Ende der Saison in den Play-Offs gegen den Abstieg gehen wird, weil der zum direkten Klassenerhalt benötigte vierte Platz nur mit einem Sieg gegen die Übermannschaft aus Abensberg erreicht werden könnte. Der Serienmeister gastiert am nächsten Heimkampftag am 13. Juli in Speyer und der JSV lädt alle Judo-Freunde und solche, die es werden wollen, herzlich zu diesem Kampftag ein. „Die sportliche Ausgangslage ist ganz klar – für uns ist einfach eine tolle Sache, mal gegen diese Weltklasseleute kämpfen zu dürfen. Aber wir wollen die Halle vollmachen und einen unvergesslichen Tag erleben“, erklärte Michael Görgen.

Davor geht es am 29. Juni noch nach Ettlingen zum dortigen JC, der nun als einziges anderes Team in der Liga neben Speyer noch ohne Punktgewinn ist und somit ein möglicher Gegner in den Abstiegs-Play-Offs wäre. „Eigentlich ist Ettlingen ein Medaillen-Anwärter in dieser Liga. Ich gehe davon aus, dass sie nach dem Niederlagen zum Saisonstart wohl ihre beste Mannschaft aufbieten werden gegen uns“, blickt der JSV-Teamchef dem Kampftag entgegen.