Packungsbeilagen − informativ oder verwirrend? KKH gibt Tipps für ein besseres Verstehen

Was in Packungsbeilagen zu lesen ist, verwirrt und verunsichert Patienten oft.

In Deutschland landen jährlich etliche Tonnen Medikamente auf dem Müll, darunter viele neue Originalverpackungen. Nicht immer ist ihr Verfallsdatum überschritten. Oftmals werden sie vorzeitig entsorgt, da sich Patienten mit dem Kleingedruckten auf den Beipackzetteln überfordert fühlen.

„Hinzu kommt die Sorge vor der Vielzahl möglicher Nebenwirkungen, die darin aufgelistet sind“, sagt Peter Benninger vom KKH-Serviceteam in Neustadt/Wst.. „Das kann so sehr verunsichern, dass notwendige Medikamente nicht eingenommen werden.“ Dabei verschaffen Arzneimittel beispielsweise bei Kopf, Magen- oder Zahnschmerzen nicht nur wohltuende Linderung, sie sind bei schweren Erkrankungen wie Herz- oder auch Krebsleiden sogar lebenswichtig.

„In jedem Fall muss ein Patient hinter der Einnahme eines Medikaments stehen“, sagt Benninger. „Das ist für einen Therapieerfolg ebenso wichtig wie die ärztlich verordnete Einnahme.“

Ob Patienten nun ein verschreibungspflichtiges oder ein frei verkäufliches Präparat nehmen: Unbedingt sollte vorab die Packungsbeilage aufmerksam gelesen werden. Das ist Voraussetzung Nummer 1 für einen sachgerechten Umgang mit Tabletten, Tropfen & Co. Hier einige Tipps für das Lesen der Infozettel mit viel Fachlatein:

  • Schon der Name eines Medikaments enthält wichtige Informationen. ‚Forte‘ beispielsweise steht für stark, hoch dosiert. ‚Mono‘ weist auf einen, ‚comp‘ oder ‚plus‘ auf mehrere kombinierte Wirkstoffe hin. ‚Depot‘ oder ‚retard‘ meint, dass Wirkstoffe langsam freigesetzt werden. N1 ist die kleinste, N3 die größte Packungsgröße.
  • Auf Inhaltsstoffe und sonstige Bestandteile sollten vor allem diejenigen genau achten, die auf bestimmte Stoffe allergisch oder mit Unverträglichkeit reagieren.
  • Steht Ihre Erkrankung nicht unter den Anwendungsgebieten auf dem Beipackzettel oder sind Krankheiten oder Umstände genannt, bei denen die Arznei nicht angewendet werden darf, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.
  • Nehmen Sie Warnhinweise ernst wie zum Beispiel „…kann das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen beeinträchtigen“.
  • Einige Medikamente rufen bei gleichzeitiger Einnahme mit bestimmten Arznei- oder Lebensmitteln Wechselwirkungen hervor, verstärken oder mindern gewünschte Wirkungen. Deshalb sollten Patienten ihren Arzt oder Apotheker über alle Arzneien informieren, die sie einnehmen – auch über selbst gekaufte. Viele Apotheken bieten bei der Rezepteinlösung auch Wechselwirkungschecks an.
  • Arzneimittelhersteller sind gesetzlich verpflichtet, auf Packungsbeilagen neben Angaben über Dosis und Haltbarkeit alle bekannten Nebenwirkungen aufzulisten – inklusive Häufigkeit. Oft treten diese nur selten auf. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern! Treten doch Beschwerden auf, halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
  • Halten Sie sich an die empfohlene Dauer und Art der Anwendung, zum Beispiel vor, während oder nach dem Essen. Setzen Sie Medikamente wie beispielsweise Antibiotika nicht vorzeitig ab, weil es Ihnen besser geht. Wurde die Einnahme vergessen oder die Dosierung erhöht, ist im Beipackzettel zu lesen, was zu tun ist.
  • Haben Sie Probleme mit der Anwendung komplizierter Arzneiformen wie sie beispielsweise bei Asthma eingesetzt werden? Scheuen Sie sich nicht, sich die exakte Anwendung in der Apotheke erklären zu lassen.
  • Medikamente nicht nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums anwenden. Sie gehören in den Hausmüll. Auch Apotheken nehmen alte Medikamente zurück. Entsorgen Sie zum Schutz der Umwelt die Medikamente keineswegs in der Toilette.

Weitere Tipps für eine sichere Arzneimitteltherapie unter www.bundesaerztekammer.de/downloads/Merkblatt_zur_Arzneimittelsicherheit…