So viel Kultur – So wenig Zeit

An solchen Wochenenden merkt man, warum die Gegend hier nicht nur eine Region, sondern tatsächlich eine Metropolregion ist. Kulturinteressierte und anspruchsvolle Nachtmenschen aller Art müssen nicht bis zum nächsten Berlinurlaub warten, um selten schöne ästhetische Erlebnisse zu haben. Man hat sie hier ganz einfach vor der Haustür.

Die lange der Nacht der Mussen, das hochkulturelle Pendant zum All-You-Can Eat -Buffet beim Mongolen ihres Vertrauens ging in die  was-weiß-ich-wie-vielte Runde. Schlange stehen und Seltenes sehen, ist das Motto, das sich die ganze Region eine Nacht lang teilte.

Und dann Ludwigshafen: Man muss nur lange genug warten, dann kommt die ganze Welt vorbei. In den 90er Jahren war schon Michael Jackson da (im Südwest-Stadion) jetzt ist der Geist Richard Wagners persönlich eingeschwebt und der Pfalzbau wird zur überschuldeten Götterburg. Gestern das Rheingold, morgen die Walküre, am Donnerstag schmiedet Mime einem, wie man hört, ganz hervorragenden Siegfried das mächtige Schwert, bis dann am Sonntag die Rheintöchter endlich ihren Ring zurückerhalten.

Im Übrigen – und das ist die Botschaft – es ist kein Ende des kulturellen Angebots abzusehen: Wagner-Jahr – ja, auch in Mannheim, Verdi-Jahr – in allen Konzertsälen weit und breit, die ganz fantastischen Schillertage im Juni,  Alternativer Frühling, Operetten im Hheidelberger Theater, das Festival des Deutschen Films usw. usf. Alles in Begleitung unzähliger Satelliten aus Galerien, Performance-Bühnen und kreativen Nestern jeglicher Couleur.

Die Region schöpft aus dem Vollen. Allein, woher nimmt man die Zeit, dieses üppige Angebot auch guten Gewissens auszukosten? Woher nur?