Heidelberg: Die Tanzstadt Heidelberg hat ein neues Festival

Hedelberg – TECart Dance – Festival für Medienkunst und Tanz findet zum ersten Mal von 13. bis 22. Februar 2020 in der Hebelhalle – Künstlerhaus UnterwegsTheater statt. Veranstalter und Kuratoren sind Jai Gonzales und Bernhard Fauser vom UnterwegsTheater.
Zur ersten Auflage des Festivals kommen fünf international profilierte Performance-Künstler aus Japan, Korea, Italien und Spanien. Gemeinsam ist ihnen die hohe Intensität und die vielschichtige Dramaturgie ihrer Arbeiten. Aus unterschiedlichen Perspektiven loten sie die Verbindungen und Spannungen von zeitgenössischem Tanz und Medienkunst aus und präsentieren sehr eigenständige Stücke von hoher Aussagekraft.

Das Festival eröffnet am 13. Februar mit einem Trio von Howool Baek, einer in Berlin ansässigen koreanischen Choreographin. Es folgt am 15. Februar eine vom UnterwegsTheater produzierte Uraufführung von Shumpei Nemoto aus Japan. Am 18. Februar sind zwei frühe Stücke des Japaners Hiroaki Umeda im Programm. Eine italienische-spanische Produktion der ehemaligen Forsythe-Tänzerin Jone San Martin und des italienischen Tänzers Emanuele Soavi mit dem Sound Artist Mikel R. Nieto ist am 20. Februar zu sehen und „The Marriage of Heaven and Hell“ vom spanischen Instituto STOCOS nach dem gleichnamigen literarischen Werk von William Blake bildet am 22. Februar den Abschluss des Festivals.

Die Hebelhalle mit ihrer vorzüglichen technischen Ausstattung und sehr persönlichen Atmosphäre nahe am Publikum ist ein besonders geeigneter Ort für diese transdisziplinären Arbeiten. Seit zehn Jahren findet hier zeitgenössischer Tanz statt von Altmeistern wie William Forsythe und Susanne Linke bis hin zur sehenswerten jungen Talenten. Das Heidelberger Publikum konnte so bereits eine Vielzahl der Tendenzen im aktuellen Tanzschaffen aus nächster Nähe kennen lernen.

TECart Dance 2020
Festival für Medienkunst und Tanz

Termine:

  • Donnerstag, 13. Februar 2020, 20 Uhr, Eröffnung: Foreign body_trio von Howool Baek
  • Samstag, 15. Februar 2020, 20 Uhr, Sono Solo von Shumpei Nemoto
  • Dienstag, 18. Februar 2020, 20 Uhr, Holistic Strata / Accumulated Layout von Hiroaki Umeda
  • Donnerstag, 20. Februar 2020, 20 Uhr, Atlas 1 – Any Body Sounds von Jone San Martín/ Emanuele Soavi / Mikel R. Nieto
  • Samstag, 22. Februar 2020, 20 Uhr, The marriage of Heaven and Hell von Muriel Romero / Pablo Palacio / Daniel Bisig (Instituto STOCOS)
    Hebelhalle – Künstlerhaus UnterwegsTheater

Foreign body_trio
von Howool Baek

Die in Berlin lebende Koreanerin Howool Baek kam über K-Pop und Hiphop zu ihrer professionellen Tanzausbildung. Ihre Arbeiten behandeln Fragen der Kommunikation und der Ausdrucksfähigkeit des Körpers. Dabei arbeitet sie sehr konsequent und konzentriert, indem sie sich beispielsweise auf einen engen Raum oder auf Bewegungs- und Ausdruckspotential einzelner Körperteile beschränkt. In ihrem Stück „Foreign body_trio“ zeigen drei Tänzer* Verfremdungen und ungewöhnlichen Sichtweisen auf den Körper, um die Bedeutung von Fremdheit in unserer Gesellschaft zu erforschen.
Konzept & Choreographie: Howool Baek, Sound und Live Musik: Matthias Erian, Movement Research und Interpretation: Natalia Palshina, Nicole Michalla, Lorenzo Savino

Sono Solo
Uraufführung
Shumpei Nemoto

Shumpei Nemoto erarbeitet für TECart Dance in Heidelberg ein neues Stück. Der japanische Tänzer und Choreograph hat seine beruflichen Wurzeln im Royal Ballet, der Deutschen Oper am Rhein und dem Cullberg Ballet. Seit 2013 arbeitet er als freier Choreograph und Dozent, seit 2009 macht er Videoarbeiten, die weltweit präsentiert werden. Shumpei Nemoto sucht in seinen Choreographien seine Gedanken durch den menschlichen Körper auszudrücken und durch seine Videoarbeiten neue Wege der Wahrnehmung eines Raums, einer Zeit oder einer Bewegung zu erschließen.

Holistic Strata / Accumulated Layout
Hiroaki Umeda

Hiroaki Umedas Arbeiten sind ebenso minimalistisch wie radikal, subtil wie drastisch, und werden weltweit auf renommierte Festivals eingeladen.
In „Accumulated Layout“ aus dem Jahre 2007 verändert sich Tanzbewegung durch das Zusammenspiel mit einem Lichtdesign, in dem Stärke, Helligkeit, Geschwindigkeit und Einfallswinkel äußerst präzise eingerichtet sind. So entstehen verschiedene Wirkungen, die sich im Laufe der Performance intensivieren und beim Zuschauer als unauslöschliche Bilder einprägen.
In „Holistic Strata“, 2011 im Auftrag des YCAM (Yamaguchi Center for Arts and Media) geschaffen, übersetzt Hiroaki Umeda alle Elemente auf der Bühne – Körper, Licht und Sound – in einheitliche Informationseinheiten (Pixel), um den gemeinsamen Nenner aller Bewegung zu ergründen. Das Zusammenspiel dieser Elemente ändert beständig seine Form und erinnert an Tornados, Wasserfälle oder andere nicht-lineare Naturphänomene. Sie beeinflussen den Tänzer und werden ihrerseits von ihm beeinflusst. Hiroaki Umedas Inszenierung fordert die Sinneswahrnehmung der Zuschauer heraus und vermittelt seine Sicht auf die Welt, in der alles mit allem harmonisch verbunden ist.
Choreographie und Tanz: Hiroaki Umeda, Sound und Lichtdesign: S20, Produktion: S20 mit La Chaufferie, Co-Produktion: Théâtre national de Chaillot 2007

ATLAS 1 – ANY BODY SOUNDS
Jone San Martín/ Emanuele Soavi / Mikel R. Nieto

ATLAS ist eine Serie choreographischer Spurensuchen, gewidmet dem Körper in Ausnahmesituationen, dem Menschen darin und seiner Geschichte. Der erste Teil ANY BODY SOUNDS ist Klangexplosion und Körperimprovisation. Gemeinsam mit der langjährigen Forsythe-Tänzerin und Choreographin Jone San Martín erforscht Emanuele Soavi darin die Beziehung zwischen Sound und Körper. Nicht so sehr in musikalischer Hinsicht, als vielmehr auf der kommunikativen Ebene. Mit dem spanischen Soundkünstler Mikel R. Nieto aus San Sebastian steht den beiden ein innovativer Partner zur Seite, um dieses sehr komplexe Thema in ein Bühnenereignis für alle Sinne zu transformieren.
Konzept: Jone San Martin, Emanuele Soavi, Mikel R. Nieto, Choreographie / Performance: Jone San Martin und Emanuele Soavi, Sound Artist: Mikel R. Nieto

The Marriage of Heaven and Hell
Muriel Romero / Pablo Palacio / Daniel Bisig (Instituto STOCOS)

William Blake, der wohl eigensinnigste Autor der Romantik, schrieb zwischen 1790-93 sein Werk „Die Hochzeit von Himmel und Hölle“, das von der Überwindung der Gegensätze und von den dynamischen Beziehungen zwischen einem geordneten, rationalen Himmel und den energiegeladenen, dunklen Kräften der Hölle handelt. 2018 nimmt das INSTITUTO STOCOS – Muriel Romero (Tanz), Pablo Palacio (Musik) und Daniel Bisig (Interaktive Simulation) – Blakes Text sowie aktuelle kognitionswissenschaftliche Konzepte zum Ausgangspunkt seiner transdisziplinären Arbeit. Auf der Bühne kommen acht Tänzer, elektroakustischer Sound und interaktive Technologien zusammen, so dass neue Beziehungen entstehen zwischen den Abstraktionen des technischen Denkens und der konkreten körperlichen Erfahrung, zwischen Innenwelt und Außenwelt, zwischen Person, Musik und Atmosphäre.
Choreographie: Muriel Romero, Musik: Pablo Palacio, Simulation und interaktive Visualisierung: Daniel Bisig, Interaktive Sonifikation: Pablo Palacio, Interaktives Laser-Licht: Daniel Bisig und Pablo Palacio, Tänzer*: Fabrice Edelmann, Clyde Emmanuel Archer, Katerina Humenyuk, Arnau Pérez, Lucía Estévez Almenzar, Gabriella de Alteriis, Teresa Garzón und Aina Canela, Software und Technologie zur Bewegungsanalyse: Daniel Bisig, Pablo Palacio und Casa Paganini – InfoMus, Licht: Juan Carlos Gallardo