Karlsruhe: 18. Stummfilmfestival Karlsruhe vom 04. bis zum 08. Februar 2020

Stummfilmfestival Karlsruhe (Foto: Hannes Blank)
Stummfilmfestival Karlsruhe (Foto: Hannes Blank)

Karlsruhe – Das 18. Stummfilmfestival Karlsruhe findet vom 4. bis zum 8. Februar 2020 statt. Das Festival ist dem Thema „Revolution! Kino in deutscher Umbruchzeit / 100 Jahre ‚Das Cabinet des Dr. Caligari‘“ gewidmet.

Das Festival findet wie üblich in Kooperation mit der Kinemathek Karlsruhe statt, sowie mit dem Bildungszentrum der Katholischen Kirche. Letzteres stellt für die Veranstaltungen am Dienstag, Mittwoch und Samstag den Stephanssaal zur Verfügung; am Donnerstag und am Freitag sind im Studio 3, dem Kino der Kinemathek Karlsruhe.

Bei der Eröffnung wird der wohl berühmtesten deutschen Stummfilm, also „Das Cabinet des Dr. Caligari“ am Dienstag, 4. Februar 2020 im Stephanssaal präsentiert. Ergänzt wird das Programm durch einen sehr selten zu sehenden Film bzw. vermutlich Teil einer Wochenschau., die „Die boldschwistischen Greuel am 21.08.1919 oder die Schreckenstage von Kiew“ zeigt. Mit der musikalischen Begleitung des Eröffnungsprogramms hat das Festival den Pianisten Stephen Horne aus London und den Percussionisten Frank Bockius aus Freiburg beauftragt. Beide Musiker begleiten regelmäßig auf den internationalen Festivals in Bologna, Pordenone und San Francisco Stummfilme.

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ ist der äußere Anlass für das Programm dieses Festivals; im Wesentlichen geht es darum, den Blick zu weiten für die Situation des Kinos in Deutschland nach dem Untergang der Monarchie und der Entstehung der Weimarer Republik. Diesen Umbruch verstanden viele als Revolution; ungeahnte Kräfte wurden freigesetzt.

Auf dem Programm stehen zum Beispiel „Alkohol“ von E. A. Dupont (2019 zeigten wir sehr erfolgreich „Das Alte Gesetz), dann aus dem gleichen Genre „Opium“ von Robert Reinert.
Am Mittwoch stehen zwei Filme mit Henny Porten auf dem Programm: „Rose Bernd“, die sehr dramatische Verfilmung des Dramas von Gerhard Hauptmann und die Komödie „Die Heimkehr des Odysseus“. Dieser Film entstand noch während der Kriegszeit; man darf sich fragen, welche Aktualität er beanspruchen kann.

Der damalige Superstar aus Polen, also Pola Negri, ist in dem Film „Mania“ zu sehen; in dem sie wie in Carmen eine Arbeiterin einer Zigarettenfabrik spielt. Besondere Aufmerksamkeit verdient ein Film, der in Deutschland als „sozialistischer Problemfilm“ angekündigt wurde. Es handelt sich um den Film „Söhne des Volkes“, einen dänischen Film des Regisseurs Holger-Madsen, der jedoch in Deutschland uraufgeführt wurde – nur wenige Tage nach dem 9. November 1918.

Zu den zugegebenermaßen wenigen Komödien des Programm gehören neben „Die Heimkehr des Odysseus“ eine Wahlkampfsatire (sic!) mit Anna Müller-Lincke und der sehr selten gezeigte Film „Das Luxusweibchen“. Bekanntlich fand die erste Wahl zur Nationalversammlung – später Reichstag – im Januar 1919 statt. Wann und ob überhaupt der Film mit Anna Müller-Lincke gezeigt wurde, ist rätselhaft. Das gilt auch für „Das Luxusweibchen“, der von einer bald in Konkurs gegangenen Firma produziert wurde. Der Film, ein kleine, köstliche Komödie, spielt mit den Geschlechterrollen und macht sich nicht nur über die Dada-Bewegung lustig. Er existiert nur in einer einzigen 35mm-Kopie der Deutschen Kinemathek Berlin.

„Das Luxusweibchen“ ist das Abschlussprogramm des Festivals, zusammen mit einem weiteren Kurzfilm: „Der Grüne Vampyr“ ist einer der ersten deutschen Filme, die sich des Vampir-Stoffs annehmen, genauer genommen ist es ein Genre-Mix aus Vampir- und Detektivfilm. Der Film wird begleitet von der Berliner Pianistin Sabine Zimmer, die zum ersten Mal beim Stummfilmfestival Karlsruhe tätig wird.

Ein besonderer Hinweis gilt dem Filmkonzert. Beim Filmkonzert wird einer der großen Stummfilmklassier zu präsentiert, der auch nicht unbedingt mit dem Hauptprogramm des Festivals zusammenhängen muss. Es ist also soweit: zum ersten Mal in der Geschichte des Stummfilmfestivals Karlsruhe zeigt das Festival weltberühmten „The General“ von und mit Buster Keaton. Begleitet wird der Film von der lokal basierten „Capella obscura“, dem Orchester aus zahlreichen begeisterten Stummfilmmusikerinnen und –musikern unter Leitung von Cornelia Brugger. Wie es für das Stummfilmfestival Brauch ist, wird es in der bestmöglichen Qualität präsentiert, und das ist in diesem Fall ein DCP von Lobster Film, Paris.

Beim Stummfilmfestival Karlsruhe ist es feste Tradition, dass alle Filme musikalisch live begleitet werden; es sind zahlreiche lokale und regionale Musiker; externe Musiker sind dieses Mal der schon genannte Stephen Horne, Günter Buchwald und Frank Bockius aus Freiburg sowie Sabine Zimmer aus Berlin. Die lokalen Musiker sind das Karlsruhe Improvisationsensemble (B. Nofer, H. Nieder, M. Vogt), Reiko Emura und Shinichi Miami, Andreas Benz sowie die schon genannte Capella Obscura unter Leitung von Cornelia Brugger.