Viele Erwachsene haben Probleme beim Lesen und Schreiben

Das Alfa-Mobil zu Gast in Germersheim

Aufsuchende Beratung wie hier im April in Rülzheim: Am Alfa-Mobil-Stand informieren Mitarbeiter interessierte Bürger und Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten

Germersheim – Im Zusammenhang mit der Wanderausstellung „Lesen & Schreiben – Mein Schlüssel zur Welt“ kommt am 12. Juni 2015 das Alfa-Mobil des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. (BVAG) nach Germersheim, um Werbung für Lese- und Schreibkurse für Erwachsene zu machen. „Von 17 Uhr bis 19.30 Uhr wird es vor der Berufsbildenden Schule in Germersheim, Paradeplatz, stehen“, informiert Landrat Dr. Fritz Brechtel.

Das bundesweit tätige Projekt arbeitet mit lokalen Ansprechpartnern zusammen. In Germersheim besucht das Alfa-Mobil den Kooperationspartner Kreisvolkshochschule Germersheim.
Die besten Botschafter für Kurse sind natürlich Kursteilnehmer selbst, so Karin Träber, Leiterin der KVHS, deshalb wird an diesem Tag auch der diesjährige ernannte Botschafter für den Landkreis Germersheim, Markus Eßwein, von seinem Leben erzählen.

Am Alfa-Mobil informiert die Projektmitarbeiterin des BVAG, Agnieszka Jaworski, zum Thema Analphabetismus in Deutschland. Auf einer Leinwand laufen Spots und Reportagen zum Thema. 
Seit dem 1. Januar 2015 fährt das Alfa-Mobil als Informationseinrichtung des BVAG in dem Projekt „Aufsuchende Beratung am Alfa-Mobil – Öffentlichkeitswirksame Kampagne im Rahmen der Nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung“ durch Deutschland. Das Projekt wird im Jahr 2015 gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Entwickelt worden ist die Marke Alfa-Mobilbereits in einem Projekt, das von 2004 bis 2007 lief. 
Mehr als sieben Millionen Erwachsene haben so geringe Lese- und Schreibkenntnisse, dass sie keine Texte lesen und schreiben können. Sie gelten damit als funktionale Analphabeten. Diese Größenordnung des funktionalen Analphabetismus in Deutschland wurde 2011 in der leo. – Level-One Studie der Universität Hamburg ermittelt.

„Auf den Landkreis Germersheim bezogen betrifft das schätzungsweise 12.000 Erwachsene“,

sagt die KVHS-Geschäftsführerin Karin Träber. Landrat Brechtel ergänzt:

„Dies stellt nicht nur die Betroffenen vor ein persönliches Problem, sondern alle vor eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

Es gibt in der heutigen Zeit kaum Berufe, in denen keine Lese- und Schreibkenntnisse benötigt werden. Betroffene arbeiten deshalb überdurchschnittlich oft in prekären Arbeitsverhältnissen mit geringem Einkommen und wenig Aufstiegschancen. 
An Volkshochschulen und bei einigen privaten Anbietern sowie Vereinen werden Kurse angeboten, in denen Erwachsene das Lesen und Schreiben nachträglich erlernen können. Doch gerade einmal ein Prozent der 7,5 Millionen Betroffenen lernt jährlich in diesen Kursen. Über typische schriftliche Mittel der Öffentlichkeitsarbeit wie Programmhefte und Flyer können sie kaum erreicht werden. Außerdem haben viele Betroffene Angst davor, anderen von ihren Problemen zu erzählen. Sie fühlen sich häufig gesellschaftlich ausgeschlossen und stigmatisiert.
Mit den Alfa-Mobil-Aktionen sollen Betroffene sowohl direkt als auch indirekt über eine breite Öffentlichkeit angesprochen werden. Die Aktionen sind Teil der Nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener in Deutschland, die 2012 u.a. vom BVAG, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Kultusministerkonferenz, der Bundesagentur für Arbeit und den christlichen Kirchen unterzeichnet wurde. Gemeinsames Ziel der Nationalen Strategie ist es, die Betroffenen „zur besseren beruflichen, sozialen und ökonomischen Teilhabe zu befähigen“.