Stadtmarketing stellt „Liebesstein” auf Nepomuk-Terrasse auf

Brauch

Einweihung des Liebessteins

Sie zieren die Hohenzollernbrücke in Köln, die Ponte Vecchio in Florenz und viele weitere Brücken in allen Ländern Europas: gravierte Liebesschlösser, die symbolisch die ewige Liebe von Jungverliebten besiegeln. In Heidelberg dagegen haben Verliebte seit heute einen echten „Liebesstein”, an den sie ihre Schlösser anbringen können.

Der mächtige Sandstein steht unterhalb der Nepomuk-Terrasse an der Nordseite der Alten Brücke. Das erste Liebesschloss haben Anna und Sascha Winter im Rahmen der offiziellen Einweihung des Liebessteins angebracht – nur wenige Minuten zuvor hatte sich das Paar im Heidelberger Rathaus das Ja-Wort gegeben.

„Die Liebesschlösser sind ein sehr schöner Brauch – und da sich die Alte Brücke in Heidelberg dafür aus Denkmalschutzgründen nicht eignet, wollten wir mit dem Liebesstein etwas ganz Besonderes für Verliebte schaffen“,

erklärt Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg.

Entwickelt hat die Idee Heidelberg Marketing.

„Das Projekt „Liebesstein” ist klassisches Stadtmarketing. Da die Schlösser auf der Alten Brücke nicht angebracht werden dürfen, haben wir eine neue Möglichkeit geschaffen”,

so Mike de Vries.

„Auch ist der Stein eine zusätzliche touristische Attraktion für Heidelberg. Wir ziehen Besucher auf die andere Seite des Neckars und bieten ihnen auf den Nepomuk-Terrassen eine tolle Fotoperspektive, die so bisher nicht bekannt war.”

Es ist nicht irgendein Stein, der künftig die Schlösser der Verliebten tragen soll. Gefunden wurde der 3,5 Tonnen schwere Koloss vom Landschafts- und Forstamt der Stadt Heidelberg. Es handelt sich um einen Odenwälder Buntsandstein, der auch im Kühlen Grund in Heidelberg-Rohrbach häufig zu finden ist. Dort, wo einst Joseph Freiherr von Eichendorff Anfang des 19. Jahrhunderts regelmäßig heimlich sein geliebtes Käthchen getroffen hat.

„Schöner warmer Abend. Käthchen umschlungen und sehr lieb. An der wohlbekannten Hecke am Bache langer herzlicher Abschied”,

schrieb der Lyriker 1808 dazu in sein Tagebuch. Es war eine heftige, wenn auch kurze Liaison, die damit endete, dass Eichendorff Heidelberg überhastet verließ und sein Käthchen zurückließ. Man wird es nie genau wissen. Doch wer sagt, dass es nicht gerade dieser alte Sandstein war, an dem die beiden Verliebten sich im Kühlen Grund getroffen haben?

Ein Steinmetz hat den alten Stein im Auftrag von Heidelberg Marketing aufgearbeitet und ihn mit 40 Metallringen versehen. In diese können die Paare ihre Schlösser einhängen, versehen mit Namensgravur, Initialen oder Daten. Der Schlüssel bleibt – so will es der Brauch – im Schloss stecken, wird erst von den Nachfolgern abgezogen und in den Neckar geworfen. Wer sicher gehen will, wirft den Schlüssel selbst in den Fluss. Die Mitte des Liebessteins ziert ein Gedicht von Eichendorff: „Der Blick” – mit den romantischen Versen hat er seiner großen Liebe zu Käthchen Ausdruck verliehen. Ein Blick sagt mehr als tausend Worte – ein Liebesschloss ebenfalls.