Pfalz: Neues von den Luchsen

nicht systematisch erhobene Daten mittels GPS-Koordinaten der Luchs-Sendehalsbänder zu Wildtierrissen in Rheinland-Pfalz © SNU RLP / FAWF
nicht systematisch erhobene Daten mittels GPS-Koordinaten der Luchs-Sendehalsbänder zu Wildtierrissen in Rheinland-Pfalz © SNU RLP / FAWF

Waldleiningen – Die aktuell umgesiedelten Luchsweibchen erkunden großräumig ihre neue Heimat. Luchskuder Libre kehrte in der Paarungszeit aus den Zentralvogesen in den Pfälzerwald zurück. Beutespektrum der Luchse wird mittels GPS-Daten erfasst. Die Zaun-Elektrifizierung von zwei von Luchs-Rissen betroffenen Wildgehegen ist erfolgreich abgeschlossen.

Zaun-Elektrifizierung von zwei Wildgehegen

Wie bereits Mitte Februar 2020 berichtet, war der Luchskuder Alfi in ein Wildgehege in Heltersberg eingestiegen und hatte Dam- und Rotwild gerissen. Luchse überwinden Zäune meist kletternd und nutzen dazu gerne vorhandene Holzpfosten. Um eine Sicherung des Wildzaunes zu erreichen, werden daher in der Regel zwei bis drei elektrifizierte Drahtlitzen entlang der Oberkante des Zaunes an den Zaunpfosten befestigt. Das Land Rheinland-Pfalz fördert die Anschaffung von solchem Präventionsmaterial bei erfolgten Luchs-Rissen mit 100%. Bei der Installation der Präventionsmaßnahmen hilft den Tierhaltern neben dem Luchs-Team der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz das ehrenamtlichen „Helfernetzwerks Luchs“ des Vereins Luchs-Projekt Pfälzerwald / Vosges. Aufgrund der einsetzenden Versammlungs- und Kontaktbeschränkungen durch die CORONA-Pandemie konnten die Arbeiten nicht so schnell abgeschlossen werden wie gewünscht. Dies ermöglichte einen erneuten Übergriff des Luchskuders im Gehege, wobei ein Tier getötet wurde. Alfi drang wenig später auch in ein weiteres, nicht weit entferntes Damwildgehege bei Trippstadt zweimal kurz hintereinander ein und riss dort zwei Tiere. Auch dieses Wildgehege wurde entsprechend des Luchs-Managementplan in Rheinland-Pfalz elektrifiziert und der Halter für die gerissenen Tiere zu 100% entschädigt.

Das dem Luchs Alfi nach dem Übergriff Mitte Februar neu angelegte GPS-Sendehalsband hat offensichtlich leider einen unbekannten technischen Defekt und stellte bereits nach wenigen Datensendungen den Dienst wieder ein.

Meldungen zu einem potentiellen Schaden durch Luchs sollen möglichst innerhalb von 24 Stunden über die Hotline 06306-911199 oder per Mail an luchs@snu.rlp.de erfolgen.

Elektrifizierter Zaun am Wildgehege bei Heltersberg © SNU RLP
Elektrifizierter Zaun am Wildgehege bei Heltersberg © SNU RLP

Exkursionen der umgesiedelten Luchse

Die drei Schweizer Luchsweibchen, die dieses Frühjahr in den Pfälzerwald umgesiedelt wurden, erkunden großräumig ihre neue Heimat. Die Mitte Februar freigelassene Luchsin Isis, Patentier des Vereins Luchs-Projekt Pfälzerwald / Vosges du Nord, startete nach knapp einem Monat eine große Erkundungstour durch den Pfälzerwald in die Nordvogesen und zurück. Ihr Rundweg führte sie dabei von Waldleiningen in Richtung Süden, vorbei an Pirmasens, bis in die Gegend des französischen Langensoultzbach und zurück an Neustadt/Weinstr. vorbei bis hoch nach Carlsberg. Aktuell hält sie sich wieder südlich von Kaiserslautern auf.

Exkursion der Luchsin Isis nach ihrer Umsiedlung © SNU RLP
Exkursion der Luchsin Isis nach ihrer Umsiedlung © SNU RLP

Die beiden Mitte März umgesiedelten Luchse Lycka und Tarda liefen nach ihrer Freilassung in entgegengesetzte Richtungen. Lycka, das gemeinsame Patentier der Trifels Natur GmbH aus Annweiler und der Dürkheimer Wilhelm Eder GmbH, machte sich in den Süden auf und wanderte auf ähnlicher Route wie Isis bis in die Nordvogesen. Hier nutzte sie zweitweise auch offenere Bereiche im Westen der Nordvogesen, kehrte aber bald darauf wieder in den geschlossenen Waldbereich zurück. Tarda, das Patentier der HIT-Stiftung, hingegen wandte sich in nördliche Richtung und überquerte Mitte April die A6 bei Wattenheim. Seitdem hält sie sich im Bereich zwischen A6 und A63 auf.

Spannend waren auch die Wanderbewegungen des Luchskuders Libre, der bereits im Frühjahr 2019 aus der Schweiz in den Pfälzerwald transportiert wurde. Im Oktober 2019 war Libre in die Südvogesen gewandert. Hier erkundete er die Gegend bis kurz vor Saint-Dié-des-Vosges. Er befand sich damit nicht unweit des Gebietes, in dem sich der Luchskuder Arcos nach seiner unmittelbaren Abwanderung 2017 niedergelassen hatte. Libre kehrte aber im März, in der Ranzzeit (Paarungszeit) der Luchse in den Pfälzerwald zurück, möglicherweise um Anschluss an Weibchen zu finden. Bei seiner Exkursion überwand er die sogenannte Zaberner Steige zweimal. An dieser schmalsten Stelle der Vogesen queren eine Autobahn und eine TGV-Bahntrasse die Vogesen. Ebenso verläuft hier der Rhein-Marne-Kanal.

Die übermittelten GPS-Daten der Sendehalsbänder fließen in Aktionsraumkarten zu den Luchsen ein, die in regelmäßigen Abständen auf der Projekt-Homepage www.luchs-rlp.de veröffentlicht werden.

Es bleibt spannend abzuwarten, wie viele Nachweise von Luchs-Nachwuchs dieses Jahr erbracht werden können. Bei den drei in diesem Jahr umgesiedelten Luchsinnen kann ein Wurf möglicherweise anhand der GPS-Daten nachgewiesen werden. Um den Aufenthaltsort der anderen Luchsweibchen besser einschätzen zu können und die Suche nach Nachwuchs zu ermöglichen, freut sich das Luchs-Team der Stiftung in den nächsten Wochen besonders, wenn alle Beobachtungen und andere Hinweise zu Luchsen an die Großkarnivoren-Hotline der FAWF 06306 – 911199 bzw. über luchs@snu.rlp.de gemeldet werden.

Wildtierrisse durch Luchs

Die GPS-Daten der Sendehalsbänder können auch genutzt werden, um Beutetiere des Luchses aufzuspüren. Luchse kehren bei größeren Beutetieren meist über mehrere Nächte an ihren Riss zurück, bis dieser aufgefressen ist. Durch eine anschließende Kontrolle eines Teils dieser Datenansammlungen auf Luchs-Risse erfolgt eine erste Dokumentation des Beutespektrums in Rheinland-Pfalz. Bei insgesamt 189 aufgesuchten Rissen war die Hauptbeuteart mit 81% das Reh, gefolgt vom Rotwild mit 8% und Fuchs mit 6%. Ebenfalls gerissen wurden Muffel (Donnersberg), Marder, Hase und junge Wildschweine. Erbeutete Kleinsäuger können durch diese Methode nicht erfasst werden. Diese können aber gerade im Sommer durchaus auch einen nennenswerten Anteil in der Nahrung von Luchsen ausmachen.