Elmstein: Historische Elmsteiner Wappenschmiede – weder Stillstand noch Resignation in Zeiten der Pandemie

Elmstein – Trotz der coronabedingten Absage von sonst regelmäßig zweimal im Monat stattfindenden Tagen der „Offenen Werkstatt“ ist keineswegs resignative Stille um das bundesweit einmalige Kulturdenkmal eingekehrt: vielmehr nutzt der Förderverein die Zeit der verantwortungsbewussten Schließung seit dem März 2020 intensiv, um die Instandsetzung von Gebäude und Sägemühlentechnik voranzubringen.

Der Verein bedauert mit seinen Gästeführern und Schmieden einerseits sehr, seit langem keine interessierten Besucher mehr an den weithin beliebten musealen Betriebstagen begrüßen zu können, doch ist aus dieser Not ein Motivationsschub zur Sanierung des Wohnbereichs im Obergeschoss entstanden, der künftig neben einem kleinen pfälzischen Wappenschmiedemuseum nun auch einen Besucherbereich mit Küche zum Verweilen der Gäste bei Veranstaltungen bieten soll. Das ehemals in zwei getrennte Wohnbereiche geteilte Obergeschoss ist nun wieder durch eine vormals bestehende Tür, die viele Jahrzehnte zugemauert war, verbunden.

War anfangs nur geplant, die Wände neu zu tapezieren und die Räume neu zu möblieren, so wurde nach einem Wasserschaden, verursacht durch eine verstopfte Dachrinne rasch klar, dass eine aufwändige Grundsanierung der teilweise durchnässten Fachwerkwände mit entsprechenden baubiologischem Material anstand, die nun nach der kompletten Erneuerung der Elektroinstallation in weiten Teilen des Anwesens ebenfalls vor dem Abschluss steht.

Neue Stromkabel mussten auch zum zweiten Brennpunkt der Instandsetzungsarbeiten im Bereich der wieder einzurichtenden Einblattsäge verlegt werden, denn die dort vorhandenen Leitungen waren weder technisch auf der Höhe der Zeit, noch war eine Versorgung der vorerst durch E-Motor anzutreibenden Sägemühle möglich. Für den Hauptantrieb des Gatters mussten im Keller der Säge zunächst eine obsolete Hauskläranlage und alte Betonfundamente abgebrochen werden, um in ehrenamtlicher Handarbeit die Grube für ein neues Fundament auszuheben. Hier wie beim Verputzen der Wände und beim Herausschaffen des im Sägekeller gelagerten Bausandes packten Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr Elmstein und der Gemeinde sowie weitere freiwillige Helfer neben zuverlässigen Fachhandwerkern mit an. Ordnung in das Chaos der über Jahrzehnte verlegten Stromleitungen brachte ebenfalls ein Elmsteiner Meisterbetrieb.

Die vor dem Sägemühlengebäude stehende Fertiggarage soll nun auch weichen, um die längst abgerissene, aber historisch wie funktionsmäßig unverzichtbare Rampe für den Holzaufzug wiederherzustellen. Vor dem anstehenden Abtransport der Garage mussten nahezu eine Tonne Schmiedekohlen in den Sägekeller umgelagert werden. In der Sägehalle wurde zudem eine nach Beendigung des Betriebs eingezogene Wand entfernt werden, damit der Sägeschlitten wieder hinter dem Gatter auf einem durchgehenden Gleis auslaufen kann.

Künftige Besucher werden vielleicht erstaunt sein, dass die um 1890 angebaute Sägemühle kein eigenes Wasserrad besaß: Wegen eines anhaltenden Streits mit dem Nachbarn um das Antriebswasser, das bei Vollbetrieb von Schmiede, Säge und gegenüberliegender Mahlmühle für fünf Wasserräder zur Verfügung stehen sollte, durfte der Wasserbau – also das heute wieder bestehende Staugerinne – nicht verändert werden. Daher baute man eine lange Transmission vom unteren Wasserrad der Schmiede bis zum Sägekeller und musste auf einen wesentlich effektiveren Antrieb durch ein sechstes Wasserrad verzichten.

Die unmittelbar an die Wappenschmiede angrenzenden Anwesen bilden ein Denkmal-Ensemble, haben nun neue Eigentümer gefunden und werden derzeit ebenfalls saniert, so dass sich die Teufelsinsel momentan als Großbaustelle mitten in der Krise im Aufbruch zeigt. Die Neueigentümer sind im engagierten Bemühen, die Gebäude in historischer Form zu erhalten allesamt ein Glücksfall für den Förderverein, aber auch für die Gemeinde Elmstein, da sie ein motivierendes Signal für die weitere, sinnvolle Nutzung historischer Bausubstanz aussenden.
Im Förderverein gibt es bereits die Vision, neben einem dritten Wasserrad zur Stromerzeugung in Zusammenarbeit mit dem Nachbarn ein viertes Wasserrad gleicher Funktion an alter Stelle direkt hinter dem Wasserabsturz – und damit sichtbar – einzubauen. Doch das ist ein kühner Vorgriff auf künftige Optionen… Dank eines hohen LEADER-Zuschusses, komfortabler finanzieller Rücklagen und großzügigen Einzelspenden aus eigenen Reihen kann der Förderverein im Moment noch alle geplanten Arbeiten finanzieren, doch fehlen die monatlichen Spenden sehr, die vor Corona über Veranstaltungen in die Kasse flossen.

Die Baustelle wird nun in absehbarer Zeit durch die lang erwartete Realisierung einer schon vor fünf Jahren durch den Förderverein konzipierten Fischtreppe erweitert. Davon ist die amtliche Erteilung eines vollen Wasserrechts abhängig, denn die Wappenschmiede besitzt derzeit nur ein sogenanntes „Kleines Wasserrecht“, das die Ableitung des Wassers im Mühlkanal lediglich für eine bestimmte Anzahl von Arbeitstagen im Jahr gestattet – der effektiv-dauerhafte Betrieb eines Stromgenerators bedarf jedoch eines kontinuierlichen Wasserzulaufs.

Die genannten Arbeiten konnten bislang trotz der Pandemie unter Beachtung aller entsprechenden Abstands- und Hygieneregeln sehr effektiv erledigt werden – auf eine derzeitige Fortführung unserer Veranstaltungsreihe „Offene Werkstatt“ müssen wir auch leider weiterhin – vermutlich bis zum Ende der Pandemie – aus Gründen der räumlichen Enge in der Hammerschmiede verzichten. Die Vorfreude auf eine Wiederaufnahme regelmäßiger Veranstaltungen nimmt trotz oder gerade wegen der erneut rasant ansteigenden Infektionszahlen zu – für das Ziel, dieses technische Kulturdenkmal durch interessierte Besucher am Leben zu erhalten ist weder Stillstand noch Resignation eine hilfreiche Alternative: Bleiben Sie gesund!


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