Ludwigshafen: Kirchen planen Weihnachten unter Corona-Bedingungen

Anmeldungen für Gottesdienste empfohlen – Pfarreien und Gemeinden mit kreativen Konzepten

Ludwigshafen – Alle Jahre wieder? Weihnachten ja, die Umstände nein. Die Corona-Pandemie stellt auch die Kirchen vor große Herausforderungen. Vor allem die Abstandsregeln und Kontakterfassungen erfordern in der Vorweihnachtszeit weitreichende Planung und Organisation. Für Gottesdienstbesucher bedeutet das ebenfalls, sich am besten im Vorfeld für einen Gottesdienst zu entscheiden. In einem Pressegespräch am Freitag, 4. Dezember 2020, haben Barbara Kohlstruck, Dekanin des Protestantischen Kirchenbezirks Ludwigshafen, und Dekan Alban Meißner, Leiter des Katholischen Dekanats Ludwigshafen, die Planungen für Weihnachten vorgestellt.

„Weihnachten wird weder abgesagt noch verboten, aber wir feiern es anders als in anderen Jahren. Auf manches Vertraute werden wir verzichten müssen“, macht Dekanin Barbara Kohlstruck deutlich. „Gottesdienste werden unwirtlicher sein – in einer kalten Kirche oder unter freiem Himmel. Vielleicht bekommt die Aussage, dass ,kein Platz in der Herberge war‘ dadurch nochmals eine neue Bedeutung“, überlegt sie.

Die Botschaft von Weihnachten bleibe dieselbe – das gelte aber „nicht unbedingt für die Routine und die Bräuche“, unterstreicht Dekan Alban Meißner. Kein Gemeindegesang, Abendmahl- und Kommunionsfeiern unter strengen Hygieneauflagen oder Einbahnstraßen-Reglungen in den Gotteshäusern sind dabei nur einige Punkte. Um die geforderten Abstände von 1,5 Metern zwischen Angehörigen verschiedener Haushalte einzuhalten, müssen viele Plätze leer bleiben. Das ist insbesondere an Weihnachten, wenn viele Menschen in die Kirchen wollen, ein Problem.

60 bis 70 Prozent weniger Plätze

Dekan Meißner macht die Rechnung für die Pfarrei Heiliger Petrus und Heiliger Paulus auf: Gewöhnlich strömen an Heiligabend rund 1.000 Menschen in die Kirchen: Jeweils etwa 300 erfreuen sich an den Krippenfeiern in Herz Jesu und St. Sebastian, 150 Frauen und Männer besuchen die Seniorenmesse in Heilig Geist, die Christmette in St. Ludwig zählt am Heiligen Abend normalerweise rund 250 Gäste. „In diesem Jahr ist in den vier Kirchen Platz für etwa 400 Menschen“, zählt Alban Meißner zusammen.

Natürlich ist es in protestantischen Gotteshäusern ebenso. So fasst die Melanchthonkirche gewöhnlich 200 Besucher, nach Corona-Regeln dürfen nur rund 60 hinein.

Mehr Gottesdienste, andere Konzepte

Die Kirchen reagieren auf die außergewöhnliche Situation, gehen zum Beispiel ins Freie oder halten einfach mehr Gottesdienste. So wollen sie allen die Möglichkeit schaffen, Weihnachten kirchlich zu feiern. Unter anderem bietet die protestantische Martinskirchengemeine in Maudach an Heiligabend den Familiengottesdienst drei Mal hintereinander an. In der evangelischen Pauluskirche heißt es zwischen 16 und 17 Uhr „Gottesdienst to go“: Fortlaufend werden kleinere Gruppen zu insgesamt sechs Stationen in der Kirche geleitet. Die katholische Pfarrei Heiliger Petrus und Heiliger Paulus bittet um 16 Uhr zur Familienkrippenfeier auf dem Platz des SV Südwest, die protestantische Jona-Gemeinde (Mitte) feiert an Heiligabend um 21.30 Uhr auf dem Lutherplatz. Auch die Katholische Akademie Rhein-Neckar zieht es nach draußen mit ihrem Heilig-Abend-Gottesdienst um 17 Uhr im Park des Heinrich-Pesch-Hauses. Daneben bieten beide Konfessionen Gottesdienste als Video im Internet an.

Anmeldungen empfohlen

Um niemanden an Weihnachten abweisen zu müssen, bitten die Dekanate alle Besucher, sich rechtzeitig für die Gottesdienste anzumelden. Die meisten Gemeinden stehen in den Startlöchern für die Platzvergabe. Barbara Kohlstruck berichtet aus dem Protestantischen Kirchenbezirk von ersten Anfragen. Wie schnell alle Plätze in einer Kirche vergeben sind, können sie und Dekan Meißner noch nicht abschätzen.

Herausforderung als Chance

Barbara Kohlstruck erkennt in der zentralen Weihnachtsbotschaft „Fürchtet euch nicht!“ gerade in diesem Jahr viel Zuversicht: „Diese Botschaft wird sicherlich im Angesicht von Corona einen neuen Klang bekommen.“

Alban Meißner sieht in der herausfordernden Zeit auch eine Chance: „Corona wirft uns in diesem Jahr aus den gewohnten Bahnen. Was aber auch nicht schlecht ist: Wir müssen wieder neu darüber nachdenken, was uns das Fest bedeutet und wie wir es begehen wollen.“ Vielleicht werde aber auch in diesem Jahr deutlicher, dass der Kern von Weihnachten nicht nur darin bestehe, dass sich die Familien versammeln, sondern dass auch Gott uns nahekommt. „Und der lässt sich von Corona nicht aufhalten.“


Hintergrund: Aktuelle Reglungen

Die Kirchen planen Weihnachten nach den Hygiene-Reglungen, die seit mehreren Wochen und mindestens bis zum 20. Dezember gültig sind. Dabei folgt das Katholische Dekanat der Dienstanweisung seines Bistums, das Protestantische Dekanat den Richtlinien seiner Landeskirche. Beides fußt auf der Landesverordnung. Darüber hinaus können die Kommunen zusätzliche Bestimmungen auferlegen. Alle Auflagen für Innenräume müssen auch im Freien eingehalten werden.

Unter anderem gelten in Kirchen diese Regeln:

  • Alle Kontaktdaten (Name, Vorname, Anschrift, Telefon-Nr.) sowie Datum und Zeit der Anwesenheit der Gottesdienstbesucher werden erfasst – entweder im Vorfeld oder beim Einlass. Die Daten werden einen Monat für eine mögliche Nachverfolgung aufbewahrt und dann vernichtet oder gelöscht.
  • Menschen mit Erkältungssymptomen dürfen nicht am Gottesdienst teilnehmen.
  • Alle Besucher tragen die Mund-Nase-Bedeckung, wenn sie sich durch die Kirche bewegen. Auf ihrem Sitzplatz können Sie die Maske abnehmen.
  • Der Mindestabstand beträgt 1,5 Meter.
  • Musiker und Sänger müssen untereinander einen Abstand von 3 Metern einhalten. Auch Gemeindegesang ist möglich, wenn die Einzelnen diesen Abstand einhalten.
  • Ein- und Ausgang müssen getrennt ausgewiesen werden (Einbahnregelung).
  • Die Kirchen müssen gut gelüftet sein. Umluftheizungen oder andere problematische Heizungssysteme müssen 30 Minuten bevor die erste Person die Kirche betritt abgeschaltet werden.

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