Professor Dr. med. Burghard Schumacher (Foto: Westpfalz-Klinikum)

Kaiserslautern – Das Westpfalz-Klinikum hat jetzt als eines der ersten Krankenhäuser in der Region das Micra(tm) AV-System – den weltweit kleinsten Schrittmacher – eingesetzt.

Dieser neue Herzschrittmacher wurde für die Behandlung von Patienten mit AV-Block, einer Herzrhythmusstörung, entwickelt. Das Klinikum kann dadurch mehr Patienten als je zuvor versorgen. Die sogenannte Kardiokapsel kommt mit einem Zehntel der Größe herkömmlicher Schrittmacher aus und kann deswegen minimalinvasiv direkt ins Herz implantiert werden. Es sind keine Elektroden oder eine chirurgische „Tasche“ unter der Haut erforderlich. Der Schrittmacher ist dadurch für den Patienten unsichtbar.

„Dies ist ein großer Fortschritt in der medizinischen Versorgung von Schrittmacherpatienten“,

sagt Professor Dr. med. Burghard Schumacher, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2.

„Denn nun können wir auch AV-Block-Patienten kabellos mit der Kardiokapsel versorgen.“

Ein AV-Block ist eine Herzkrankheit, bei der die elektrische Reizleitung zwischen den Kammern des Herzens (Vorhöfe und Ventrikel) gestört ist.

Schrittmacher, die verbreitetste Behandlungsmethode bei AV-Block, tragen zur Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus bei und lindern Symptome wie Kurzatmigkeit, Schwindel oder Ohnmacht etc., indem sie die elektrische Aktivität der Vorhöfe und Ventrikel koordinieren.

„Wenn dieser Prozess – als AV-Synchronität bekannt – erreicht ist, sind Patienten gesünder, haben eine bessere Lebensqualität und die Durchblutung vom linken Ventrikel ist wieder erhöht“,

erläutert Prof. Schumacher. In Deutschland tragen etwa 500.000 Menschen einen Herzschrittmacher. Jährlich werden circa 35.000 Patienten davon mit einem AV-Block-Leiden versorgt.

Historisch gesehen werden Patienten mit AV-Block mit konventionellen Zweikammer-Schrittmachern behandelt, die in den oberen Brustraum unter die Haut unterhalb des Schlüsselbeins implantiert werden und mit dem Herzen anhand von dünnen Kabeln, sogenannten „Elektroden“, verbunden werden.

Das Micra AV-System entspricht der Größe einer Vitamintablette und ist damit genauso klein wie das 2015 zugelassene Micra katheterplatzierbare Einkammerstimulationssystem (TPS). Zusätzlich zum Vorgängermodell hat der Micra AV einen integrierten Sensor, der kontinuierlich die Herzaktivität und -taktung eines Patienten erkennt, auswertet und dadurch eine koordinierte Stimulation zwischen Ventrikel und Vorhof ermöglicht, also AV-Synchronität herstellt.

„Wir freuen uns, dass unsere Patienten ab sofort von diesen neuen Möglichkeiten profitieren werden“,

sagt der Kardiologe.